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Estnisch-litauisch-lettisch-finnischer Blockbuster

Neuer Spionagefilm „O2“ erobert die estnischen Kinos

Ein für den estnischen Film seltenes Genre erobert derzeit die Kinos. Der Spionagethriller „O2“ erhält von den einheimischen Kritikern großes Lob: „Spannend, temporeich, stilvoll“ (Kristjan Gold, Kuku Raadio); „Qualität, Stil und Augenschmaus zuhauf“ (Andrei Liimets, Postimees); „ein gelungener Spielfilm von internationalem Niveau“ (Ralf Sauter, Raadio 2).

O2 Film
Szene aus dem Film O2. (Quelle: O2movie)
„O2“ ist der meistgesehene Film der vergangenen Woche in Estland, am 9. Oktober feierte er auch seine Kino-Premiere.

Der Titel „O2“ hat nicht etwa mit Sauerstoff zu tun (wie man auf den ersten Blick vermuten könnte), sondern ist die Abkürzung für die 2. Abteilung des estnischen militärischen Geheimdienstes. Der ursprünglich als Fernsehserie konzipierte Film ist eine estnisch-lettisch-litauisch-finnische Koproduktion. Auch der Cast ist eine internationale Truppe aus besagten Ländern. Regisseur ist Margus Paju, in Estland bekannt durch seinen Familienfilm „Supilinna salaselts“ (Der Geheimbund aus der Suppenstadt).

Der Film spielt im Spätsommer und Herbst 1939, am Vorabend und zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der estnische Geheimdienst erhält Informationen über das Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes und versucht, genaueres herauszufinden, um in das Geschehen eingreifen zu können. Diese Aktivitäten werden überschattet durch den Mord am Leiter der 2. Abteilung.

Den Mord aufklären soll sein Vorgänger, der Offizier Feliks Kangur (gespielt von Priit Võigemast). Der Mörder wird in den eigenen Reihen vermutet und vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse beginnt ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.

Das Motiv des Spiels zieht sich durch den ganzen Film, von Machtspielen auf höchster Ebene bis hin zu Spielen im Alltag: So beobachtet Kangur von seiner Wohnung aus eine Gruppe Kinder, wie sie im Innenhof Verstecken spielt. Auch das Tennisspiel zwischen Kangur und dem sowjetischen Agenten Kostrov ist weit mehr als ein rein sportliches Kräftemessen.

Der Film, der nicht als Geschichtsfilm, sondern als Thriller gesehen werden will, überzeugt durch seine detailgetreuen zeitgenössischen Kostüme und Kulissen. Die so geschaffene Atmosphäre und die Bildsprache des Films erinnern an beispielsweise Babylon Berlin und weniger an James Bond.

Im Mittelpunkt des Filmes stehen die persönlichen Tragödien und Schicksale der Agenten. Es wird ihr Alltag und ihre menschliche Seite gezeigt. Einen entscheidenden Wendepunkt bringt Feliks‘ geheime Liebesaffäre zwei Jahre zuvor, die in Rückblenden erzählt wird. Somit handelt Feliks letztendlich mehr aus persönlicher Motivation heraus als aus Pflichtgefühl seinem Land gegenüber. Wie Tiit Aleksejev, einer der Drehbuchautoren, mit Hinblick auf seine Hauptfigur Kangur, aber auch auf Estland gesagt hat: Manchmal kann ein Verlierer auch ein Gewinner sein.

Laut Produzent Esko Rips besteht auch aus Deutschland bereits Interesse an dem Film. Somit stehen die Chancen nicht allzu schlecht, den Film eines Tages auch in den deutschen Kinos zu sehen.

Offizieller Trailer

Uta Kührt

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