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26. Jahrestag – Experte vermutet Kollision mit einem U-Boot

Estonia-Katastrophe: Neue Videoaufnahmen vom Wrack nähren Zweifel an offizieller Unfallursache

Es war die größte maritime Tragödie in Europa seit dem 2. Weltkrieg: Der Untergang der Fähre „Estonia“ am 28. September 1994 kostete 852 Menschen das Leben.

Estonia Schiffsunglück
Modell der M/S Estonia im Tallinner Marine-Museum. (Foto: Stan Shebs, CC BY-SA 3.0)
Und pünktlich zum 26. Jahrestag der Katastrophe nähren neue Videoaufnahmen vom tief in der Ostsee liegenden Wrack erhebliche Zweifel an der Unfallursache, die seit 1997 offiziell „Versagen des Bugschutzes“ lautet.

Was war geschehen? Am 27. September 1994 legte die Estonia gegen 19.20 Uhr mit etwas Verspätung im Hafen von Tallinn ab. Ziel der Reise war Stockholm, es sollte eine stürmische Überfahrt mit erheblichem Wellengang werden.

Gut eine Stunde nach Mitternacht drang dann wie aus dem Nichts Wasser in den Laderaum der fast 160 Meter langen Autofähre ein.

Spätere Untersuchungen hatten ergeben, dass die Scharniere der Bugklappe – scheinbar unter dem Druck des Wellengangs – gebrochen waren. In der Folge soll derart viel Wasser in das Frachtdeck gelaufen sein, dass die Estonia binnen weniger Minuten Schlagseite bekam und schließlich sank.

Es war 01:29 Uhr, als der Funkkontakt zur Estonia abriss. Kurze Zeit später war die Fähre dann auch von den Radarschirmen der sich in der Nähe befindenden Schiffe verschwunden.

Es folgte eine Untersuchung zum Hergang der Katastrophe, die 1997 in einem Abschlussbericht zu dem oben erwähnten Hauptgrund kam.

Seither mussten Überlebende und Angehörige der Opfer stets mit der dunklen Gewissheit leben, dass es ein paar Scharniere waren, deren Defekt in jener Nacht das Todesurteil für fast alle Personen fällte, die an Bord waren.

Nun jedoch scheint laut übereinstimmender Meldungen noch einmal Bewegung in die trotz des Abschlussberichts nie zur Ruhe gekommene Suche nach den Ursachen für den Untergang zu kommen.

Grund hierfür ist ein neuer Dokumentarfilm des Discovery Networks, der rätselhafte Unterwasser-Videobilder vom Wrack liefert, das unweit der finnischen Insel Utö auf Grund liegt.

Den Videoaufnahmen zufolge befindet sich auf der Steuerbordseite der Fähre ein Loch im Rumpf, das etwa 4 Meter hoch und etwas über einen Meter breit ist.

Und vor allem: Der Schaden liegt in Teilen unterhalb der Wasserlinie, sodass die schon seit Jahren im Raum stehenden Zweifel an der alleinigen Unfallursache „Scharnierbruch“ dank der neuen Erkenntnisse mehr als berechtig scheinen.

Experte vermutet Kollision mit einem U-Boot

Margus Kurm, ehemaliger Staatsanwalt und Leiter des Untersuchungsausschusses der Regierung, der den Untergang der Fähre M/S Estonia in den Jahren 2005-2009 untersuchte, sagte in einem Interview mit der Sendung „Pealtnägija“ von ETV, dass die neuen Bilder vom Rumpf zeigen, dass das Schiff höchstwahrscheinlich nach einer Kollision mit einem U-Boot gesunken ist.

„Estland, Finnland und Schweden haben sich darauf verständigt, die in dem Dokumentarfilm gezeigten Informationen noch einmal genau zu überprüfen“, heißt es folgerichtig in einer Erklärung, die die Außenministerien der drei Länder am heutigen Montag bekanntgegeben haben.

„Eine neue technische Untersuchung zum Untergang der Estonia muss durchgeführt werden“, zeigt sich auch Estlands Premierminister Juri Ratas fest entschlossen, die Angelegenheit nun endlich und abschließend prüfen zu wollen.

Gewissheit ist schließlich das Mindeste, was die Angehörigen der Opfer und die Überlebenden der Katastrophe gut ein Vierteljahrhundert danach erwarten können.

Neue Bilder vom Wrack der Estonia sind Teil eines Artikels, der im schwedischen Aftonbladet erschienen ist.

sh

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