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Projekt für mehr weibliche Namen bei Straßen und Einrichtungen

Bergen in Norwegen will Straßen nicht mehr nach Männern benennen

Der Stadtrat von Bergen hat vorgeschlagen, dass Straßen, Plätze und städtische Gebäude nicht mehr nach Männern benannt werden sollen, außer in „sehr speziellen Fällen“. Der Plan stößt in einigen Kreisen auf Widerstand.

Bergen Norwegen
Eine Gasse in Bergen. (Foto: Lubo Minar)
Der Stadtrat wird nächste Woche endgültig über den Vorschlag abstimmen.

Katrine Nødtvedt, Stadträtin für Kultur, Vielfalt und Geschlechtergleichstellung in Bergen, sagte, der drastische Vorschlag sei notwendig, um eine Botschaft zu vermitteln.

„Bisher ging man davon aus, dass man einen weiblichen Namen wählt, wenn einem jemand Passendes einfällt. Stattdessen sollten wir aktiv daran arbeiten, das Geschlechtergleichgewicht zu korrigieren“, sagte sie der Zeitung VG.

Laut der Website der Stadtverwaltung ist die Änderung der Namenskonventionen ein Teil des „Projekts für mehr weibliche Namen“, das sich mit Straßennamen und der Geschichte der Frauen befasst.

Auf der Website der Kommune heißt es weiterhin, dass die Straßen in Bergen weitgehend nach Männern benannt seien. Es seien wichtige Männer, nach denen im Laufe der Geschichte viele Straßen in Bergen benannt wurden, aber es gibt auch viele Frauen, die ihren verdienten Platz in den Bergener Straßennamen nicht bekommen haben. Ein Ungleichgewicht, das der Stadtrat nun zu korrigieren sucht.

Bergen Katrine Nødtvedt
Ende der Männerstraßennamen: Kulturbeirat Katrine Nødtvedt will künftig keine neuen männlichen Straßennamen mehr vergeben. (Foto: Gemeinde Bergen)
Die Stadträtin Nødtvedt glaubt, dass der Vorschlag grünes Licht bekommen sollte.

„Es gibt seit langem eine politische Mehrheit in Bergen, um Frauen zu fördern und mehr Straßen und öffentliche Plätze nach Frauen zu benennen“, sagte Nødtvedt der Zeitung Dagbladet.

Im Jahr 2018 gab es in Bergen 229 Straßen, die nach Personen benannt waren, davon waren 201 männliche Namen, und lediglich 28 weibliche. In diesem Jahr beschloss der Stadtrat auch, dieses Missverhältnis zu ändern.

Im Frühjahr 2018 lud der damalige Stadtratsvorsitzende die Einwohner ein, weibliche Namen vorzuschlagen. Nun sollen die eingegangenen Vorschläge bei der Benennung der Straßen und Plätze berücksichtigt werden.

„Wenn man sieht, dass dies das Ergebnis nach 950 Jahren Bergens Geschichte ist, denke ich, dass viele verstehen, dass drastische Maßnahmen notwendig sind“, sagte Nødtvedt.

Sie erklärte auch, dass die Stadt die Tür für die Benennung von Orten nach Männern nicht gänzlich schließen würde.

„Gleichzeitig lassen wir sehr spezielle Fälle zu, in denen es Männer gibt, die eine besondere Verbindung zu einem Ort in der Stadt haben, und dann werden wir das beurteilen können“, sagte die Stadträtin.

Kritik kommt aus der Politik

Straße Bergen
Eine der wenigen nach einer Frau benannten Straßen Bergens. Torborg Nedreaas, Schriftstellerin imd Kind der Stadt. (Foto: Nina Blågestad)
Allerdings hat der Plan eine starke Gegenreaktion in politischen Reihen ausgelöst.

„Entscheidungen, die eine Gleichstellung auf Straßennamenebene erzwingen, finde ich einfach traurig und ein wenig erbärmlich“, sagte die ehemalige Bürgermeisterin von Bergen, Trude Drevland, gegenüber VG.

Drevland war von 2011 bis 2015 Bürgermeisterin von Bergen, zuvor war sie für die Konservative Partei mehrere Jahre lokalpolitisch aktiv.

„Der Erfolg der Gleichstellung der Geschlechter wird nicht an einer paritätischen Benennung von Straßen und Plätzen gemessen, die durch eine Zwangsmaßnahme entstand“, fügte sie hinzu.

Die stellvertretende Vorsitzende der Fortschrittspartei, Sylvi Listhaug, sagte gegenüber Dagbladet, die Maßnahme sei „Wahnsinn und missverstandene Gleichheit“.

„Ich finde es verrückt und schade, dass wir durch die Stadt laufen und überall nach Männern benannte Straßen sehen, nach weiblichen historischen Figuren müssen wir hingegen lange suchen. Ich habe also keine Angst, dass dies ein missverständliches Signal aussendet“, sagt Nødtvedt.

Listhaugs Parteikollegin Silje Hjemdal, eine parlamentarische Vertreterin für Hordaland, reagierte heftig auf die Nachricht. Sie teilte Dagbladet mit, dass sie nun eine schriftliche Anfrage in der Storting (dem norwegischen Parlament) an die Ministerin für Kultur und Gleichstellung der Geschlechter, Abid Raja, über die Namensentscheidung stellen werde.

Hjemdal will in der Anfrage an Raja herausstellen, dass eine Entscheidung, nur noch weibliche Namen zu nehmen, „als illegal angesehen werden kann“.

„Ich bin sehr gespannt darauf, was Raja antwortet. Aus meiner Sicht gibt es keinen Rechtsanspruch darauf, eine öffentliche Straße nach Männern zu benennen. Dies ist etwas, was wir als Gesellschaft tun, um die Menschen in der Stadt zu ehren und zu fördern“, so Nødtvedt gegenüber VG.

„Wenn es etwas gibt, über das man sich nach dem Gleichstellungs- und Diskriminierungsgesetz beschweren sollte, würde ich meinen, dass es die grobe Ungleichheit ist, die bereits besteht, und nicht die Maßnahmen, die umgesetzt werden, um die Ungleichheit zu korrigieren“, wehrt Nødtvedt die Kritik an dem Vorhaben ab.

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ap

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