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Sklaverei und Kolonialismus

Schottland: Edinburgh entschuldigt sich offiziell für dunkles Kapitel der Geschichte

Edinburgh hat sich für ein dunkles Kapitel offiziell entschuldigt: für seinen Anteil an Sklaverei und Kolonialismus, der nicht unwesentlich zum heutigen Wohlstand der schottischen Hauptstadt beigetragen hat. Leider Fakt, man muss es so sagen.

melville monument edinburgh
Das Melville-Monument: Ein Wahrzeichen der Stadt, das bei genauerer Betrachtung eine tiefe Verbindung zur Sklaverei hat. (Foto: depositphotos.com)

Die Entschuldigung war das Ergebnis eines Aktionsplans der Edinburgh Slavery and Colonialism Legacy Review Group, die 2020 eingesetzt wurde, um die Stadtgeschichte zu untersuchen – und daraus Empfehlungen abzuleiten. Die wichtigste davon: vergangenes Unrecht offiziell anerkennen.

Dazu diese Woche Bürgermeister Robert Aldridge in einer Ansprache: „Als Stadtoberhaupt und Ratsvorsitzender entschuldige ich mich bei all jenen, die durch die frühere Verwicklung der Stadt in Kolonialismus und Sklaverei körperlich und seelisch schwer geschädigt wurden.“

Es sei unmöglich, den Anteil von Kolonialismus und Sklaverei am Reichtum der Stadt zu übersehen. „Die Auswirkungen sind tief in das Gefüge unserer Stadt eingebettet. Zu sehen an den Gebäuden, an den Institutionen und sogar an der Art und Weise, wie Edinburgh angelegt ist.“

Ein Beispiel ist das etwa 50 Meter hohe Melville-Monument am St. Andrew Square, das vermeintlich glanzvoll an Henry Dundas (1742-1811) erinnert. Doch: Der Politiker setzte seinen Einfluss bewusst ein, um das Ende des Sklavenhandels zu verzögern.

In der Konsequenz mussten unzählige Leibeigene, die Rede ist von über 600.000, rund eine Dekade länger auf ihre Freiheit warten. Leider nur ein Exempel von vielen in Großbritannien, wo zu ihrer Zeit ehrbare Persönlichkeiten zum Dank für begangenes Unrecht auch noch ein Denkmal erhielten.

„Wir können nicht leugnen, dass die Stadt im Laufe der Jahre von der Ausbeutung anderer, insbesondere des afrikanischen Kontinents und seiner Völker, profitiert hat“, gestand Aldridge. Und auch, dass die Aufarbeitung „für uns alle sehr schwierig“ gewesen sei.

Zugleich machte er klar, dass es die Aufgabe der heutigen Generation sein müsse, die neu definierten Ziele der Stadt – Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit – zu leben und weiterzuentwickeln.

Black Lives Matter-Bewegung hat die Stadt endgültig wachgerüttelt

Die Edinburgh Slavery and Colonialism Legacy Review Group wurde vor gut zwei Jahren als Reaktion auf die internationale Black-Lives-Matter-Bewegung eingerichtet. Geleitet wurde sie von dem in Jamaika geborenen Menschenrechtsaktivisten Sir Geoff Palmer.

Im August dieses Jahres teilte die Prüfgruppe dann ihre Empfehlungen mit. Dabei wurde auch eine offizielle Entschuldigung durch das Oberhaupt der Stadt angeregt. „So bald wie möglich“, war in der Bekanntmachung zu lesen.

Lord Provost Aldridge dankte Palmers Team für die Erstellung einer „weltweit führenden Arbeit“ zum Thema geschichtliche Aufklärung, die das Engagement der Stadt auch in Zukunft positiv beeinflussen werde. Alle folgenden Schritte werden laut BBC von einer neuen Legacy-Kommission begutachtet.

Die offizielle Entschuldigung von Edinburgh ist allerdings nicht die einzige Reaktion einer Großstadt im Vereinigten Königreich. Zuvor hatten bereits Glasgow (im März 2022) und englische Metropolen wie London und Liverpool Ähnliches kundgetan.

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