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Zersplitterte Waldlandschaften als Bedrohung

Der Vielfraß kehrt nach Südfinnland zurück

Der Vielfraß gilt in vielen Landen als unberechenbar und furchteinflößend. Wie so oft in menschlichen Erzählungen, mischen sich dabei Mythos und Realität, wobei am Ende ein verzerrtes Bild entsteht, das viele für bare Münze nehmen.

Forscher der Aalto-Universität haben jedenfalls mit Freude festgestellt, dass der Viefraß in sein angestammtes Verbreitungsgebiet in Südfinnland zurückkehrt.

Viefraß in Finnland
Die für Südfinnland typischen, von Laubbäumen dominierten Mischwälder könnten für den Vielfraß wichtiger sein als gedacht. (Foto: Pinja-Emilia Lämsä/ Aalto-Universität)
Die Biologen haben zum ersten Mal die landesweite Verbreitung des Vielfraßes (finnisch: ahma) in Finnland untersucht – mithilfe von Satellitenbildern, Geländeuntersuchungen und Spuren im Schnee. Die eingesetzte Methodenkombination gilt auch international als einzigartig in der Erforschung von Wildtieren.

Der Vielfraß, ein Raubtier, das traditionell in den Wäldern und Fjällgebieten Nordfinnlands vorkommt, wurde in Finnland bereits in den 1980er-Jahren als bedroht eingestuft. Über seine historische Verbreitung ist wenig bekannt, doch noch im 19. Jahrhundert lebte die Art auch in Südfinnland. Intensive Bejagung führte dort zum Verschwinden der Tiere.

Laub-Mischwälder bevorzugt

Die aktuelle Studie liefert erstmals flächendeckende Daten darüber, welche Lebensräume Vielfraße bevorzugen, wenn sie sich in neue Regionen ausbreiten.

„Die Art kehrt in ihren ursprünglichen Lebensraum im Süden Finnlands zurück. Unsere Forschung zeigt, dass laubbaumreiche Mischwälder, wie sie im Süden typisch sind, für den Vielfraß vermutlich wichtiger sind als bisher angenommen“, erklärt Pinja-Emilia Lämsä, Doktorandin an der Aalto-Universität.

Trotz eines leichten Bestandszuwachses bleibt die Zukunft des Vielfraßes unsicher – bedroht durch die geringe Populationsgröße, eingeschränkte genetische Vielfalt und zersplitterte Lebensräume. Die in der Studie eingesetzten Fernerkundungsmethoden und Geländedaten liefern jedoch entscheidende Informationen zum Schutz der biologischen Vielfalt.

„Das Verständnis der Lebensräume ist entscheidend für den Erhalt und das Management bedrohter Arten“, betont Miina Rautiainen, Professorin für Fernerkundung an der Aalto-Universität.

Zersplitterte Waldlandschaften als Bedrohung für den Vielfraß

Verbreitung Vielfraß
Verbreitung von Viefraßen in Finnland. (Abb.: Pinja-Emilia Lämsä)
Die Studie zeigt: Vielfraße bevorzugen ausgedehnte Waldgebiete mit einem hohen Anteil an Laubbäumen. In der Nähe von frisch gerodeten Flächen wurden sie kaum gesichtet – im Gegensatz zu älteren Kahlschlägen, die vor etwa zehn Jahren durchgeführt wurden. Außerdem meiden sie sehr dichte Wälder und ziehen locker bewaldete Gebiete vor.

Bisher konzentrierte sich die Forschung zur Verbreitung des Vielfraßes hauptsächlich auf gebirgige Regionen, deren Vegetation sich deutlich von den flachen, borealen Wäldern Finnlands unterscheidet. Umso wichtiger ist es laut Pinja-Emilia Lämsä, genau zu verstehen, welche Lebensräume Vielfraße unter den Bedingungen der intensiv genutzten finnischen Wälder bevorzugen.

„In Finnland sind die durchschnittlichen Waldparzellen – also zusammenhängende Waldstücke mit ähnlicher Vegetation und Standortbedingungen – relativ klein. Das kann zu einer zersplitterten, flickenteppichartigen Waldlandschaft führen. Um geeignete Lebensräume für den Vielfraß zu sichern, sollten wir Mischwälder fördern und große, zusammenhängende Waldflächen erhalten“, sagt Lämsä.

Fernerkundung zeigt Auswirkungen von Umweltveränderungen

Die in Zusammenarbeit mit dem finnischen Forschungsinstitut für Naturressourcen (LUKE) durchgeführte Studie kombiniert Daten aus der landesweiten Forstinventur, Satellitenbilder, Geländeuntersuchungen und Schneespurenanalysen von Vielfraßen. Dadurch konnten die Forscher großflächig untersuchen, wie unterschiedliche Waldmerkmale die Verbreitung des Tieres beeinflussen.

Laut Professorin Miina Rautiainen bietet Fernerkundung ein hervorragendes Instrument, um die Ausbreitung von Tierarten über große Regionen hinweg zu analysieren. Satelliten- und Luftbilder liefern dabei immer genauere Informationen über Waldveränderungen und deren Auswirkungen auf die Tierwelt.

„In Zukunft können wir mit Fernerkundung noch detaillierter beobachten, wie Veränderungen in der Vegetation oder andere Umweltfaktoren in Finnland Tierpopulationen beeinflussen“, erklärt Rautiainen.

Die Studie wurde im Fachjournal Ecology and Evolution veröffentlicht.

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