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Alt ungleich Jung

Spannende Umfrage in Estland: So (gespalten) bewertet die russischstämmige Bevölkerung den Ukrainekrieg

Das estnische Regierungsbüro hat diese Woche für eine TV-Sendung neue Umfragedaten veröffentlicht, die es in sich haben. Inhaltlich geht es dabei um die persönliche Haltung der russischstämmigen Bevölkerung in Estland zum Krieg in der Ukraine. Äußerst spannend.

Umfrage Estland Russland 2
Das aussagekräftige Ergebnis zur Frage: „Wie stehen Sie persönlich zu Russlands Krieg in der Ukraine?“ (Quelle: TV-Sendung Impulss)

Hintergrund für die Befragung war die ERR-Sendung „Impulss“, die als Diskussionsthema unter anderem gangbare Wege zur (besseren) Integration russischsprachiger Jugendlicher in die estnische Gesellschaft behandelt hat.

Als Futter für die Sendung wurden zwei Altersgruppen von russischstämmigen Personen in Estland befragt: Die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen und die Altersgruppe der 65- bis 74-Jährigen. Jung gegen Alt, wenn man so will.

Die Ergebnisse der Befragung lassen aufhorchen, da sie zeigen, dass es zwischen beiden Altersgruppen beträchtliche Meinungsunterschiede zu Russlands Krieg in der Ukraine gibt. Es folgen die Ergebnisse, zunächst für die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen.

Hier verurteilen aktuell 66 Prozent den Krieg, während 11 Prozent eher geneigt sind, dies zu tun. Auf der anderen Seite neigen 4 Prozent eher zur Unterstützung des Krieges, weitere 4 Prozent tun dies aus Überzeugung. Die übrigen 15 Prozent wollten oder konnten die Frage nicht beantworten.

Die junge Gruppe ist eindeutig gegen den Krieg – bei Alt sieht das anders aus

Fasst man Unterstützung und Verurteilung zu je einer Gruppe zusammen, stehen sich bei der jungen Gruppe also 77 Prozent und 8 Prozent gegenüber. Sehr eindeutig. Beim älteren Teil der Stichprobe sieht das Bild dagegen deutlich anders aus.

So verurteilen 30 Prozent der Befragten zwischen 65 und 74 Jahren den Krieg eindeutig, 18 Prozent tun diese eher. Als tendenziell kriegsunterstützend stufen sich hingegen 9 Prozent der Befragten ein, 6 Prozent tun dies voll und ganz. Und 36 Prozent wollten oder konnten nicht antworten.

Fasst man auch hier die Gruppen zusammen, liegt die Gruppe der Gegner bei anteilig 48 Prozent, während die Gruppe der Befürworter 15 Prozent stark ist. Demnach ist eindeutig, dass Jung mit großer Mehrheit nicht hinter dem Krieg steht, während Russlands Narrative bei Alt deutlich stärker zu verfangen scheinen.

Stellt sich noch die Frage, wie man mit der riesigen Gruppe der Unentschiedenen umgehen sollte. In der Diskussion sagte die Europaabgeordnete Yana Toom dazu, die Mehrheit davon sei wahrscheinlich auf der Seit der Kriegsbefürworter.

„Ich denke, dass viele Leute ‚Ich weiß es nicht‘ deshalb geantwortet haben, weil sie sich nicht wirklich trauen, über das Thema offen zu sprechen“. Sie persönlich werte dies tendenziell als stillschweigende Zustimmung zum Krieg – und damit wohl auch zu Putins politischem Kurs.

Angaben zur Größe der Stichprobe liegen nicht vor.

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