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Jahrtausende alte Kultstätte

England: Neolithisches Henge-Monument mit einzigartiger Verbindung ins Mittelalter entdeckt

Archäologen haben in der Nähe der Ruinen einer mittelalterlichen Abtei in Lincolnshire die ersten Hinweise auf ein neolithisches Henge entdeckt. Hierbei handelt es sich um eine prähistorische, wahrscheinlich kreisförmige Erdeinfriedung, die einst kultischen Zwecken diente.

Crowland Ausgrabung
Luftaufnahme der Ausgrabungsstätte in Crowland. (Foto: Das Anchor Church Field Project)
Nach Angaben von English Heritage gibt es im gesamten Vereinigten Königreich und in Irland weniger als 100 solcher Henges, was den Seltenheitswert der Entdeckung untermauert. Der Begriff „Henge“ stammt aus dem Angelsächsischen und bedeutet so viel wie „torartige Struktur“.

Die Entdeckung wurde auf dem Anchor Church Field in der Gegend von Crowland Abbey gemacht. Neben den Spuren der Einfriedung wurden auch Überreste einer Halle sowie einer Kapelle aus dem 12. Jahrhundert gefunden.

Auch zahlreiche Artefakte konnten von den beteiligten Archäologen geborgen werden, darunter Keramiken, zwei Knochenkämme und jede Menge Glasscherben. Es wird angenommen, dass die Stätte schon länger als bisher bekannt ein bedeutender Ort für zeremonielle Zwecke war.

Die Entdeckung wurde von einem Team der Universität Newcastle gemacht, dem auch Experten der Universität Sheffield angehörten. Crowland Abbey wurde im Gedenken an den heiligen Guthlac (673 bis 714) im frühen 8. Jahrhundert von Æthelbald, König von Mercia, gegründet.

Auf dem Gelände befand sich eine angelsächsische Einsiedelei Guthlacs. Er war für sein Leben in Einsamkeit bekannt, nachdem er als Sohn eines Adligen den ihm zustehenden Reichtum aus freien Stücken aufgegeben hatte.

“Crowland dürfte über Jahrtausende hinweg ein quasi heiliger Ort gewesen sein“

Knochenkamm
Einer der in Crowland entdeckten Knochenkämme. (Foto: Das Anchor Church Field Project)
Den Experten zufolge könnte das Henge zu Guthlacs Lebzeiten wiederbesiedelt worden sein. Dr. Duncan Wright, Dozent für mittelalterliche Archäologie an der Universität Newcastle, teilte zu Beginn dieser Woche in einem Pressestatement mit:

„Wir wissen, dass viele prähistorische Denkmäler von den Angelsachsen wiederverwendet wurden. Aber dass ein Henge – vor allem eines, das bisher unbekannt war – auf diese Weise genutzt wurde, ist als einzigartig anzusehen.“

Obwohl die angelsächsischen Objekte, die hier gefunden wurden, noch nicht mit Sicherheit mit Guthlac in Verbindung gebracht werden können, untermauert die Nutzung der Stätte um diese Zeit und später im Mittelalter laut Wright vor allem eine Vorstellung:

„Crowland dürfte über Jahrtausende hinweg zu verschiedenen Zeiten ein quasi heiliger Ort gewesen sein. Wir nehmen an, dass die entdeckte Halle im Verbund mit der Kapelle als Unterkunft für hochrangige und weitgereiste Pilger genutzt wurde.“

Die weiteren Ausgrabungen müssen dann zeigen, was dran ist an all den Theorien. In jedem Fall ist es so, dass die beteiligten Archäologen eine gute, weil sehr spannende Zeit vor sich haben. Die Nachrichten über Crowland dürften sich häufen.

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