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Kleiner Killer in (meist) Tablettenform

Schottland / UK: Warnungen vor neuer Straßendroge Nitazen werden immer lauter

Was braut sich da gerade im Vereinigten Königreich zusammen? Es gab zuletzt vereinzelte Meldungen über eine neue Straßendroge namens „Nitazen“, die das Zeug zum Killer haben soll. Nun werden die Warnungen mehr und mehr offiziell, obwohl noch nicht viel über die Verbreitung des Stoffs bekannt ist.

Nitazen Tablette
Häufig scheint Nitazen als blaube Tablette mit Aufdruck „M“ oder „30“ in Umlauf zu kommen. (Foto: WEDINOS.ORG / Welsh Emerging Drugs and Identification of Novel Substances)

Kirsten Horsburgh vom schottischen Drogenforum sagt, die Behörden hätten Warnungen vor dem Auftauchen der Drogen viel zu lange missachtet. Nun sei es an der Zeit, im Eiltempo neue Testverfahren und -wellen zu starten, um eine massive Ausbreitung zu verhindern.

Zu diesem Zeitpunkt bestätigte die National Crime Agency (NCA), dass seit Juni in Großbritannien mindestens 54 Menschen an den Folgen der Einnahme von Nitazenen gestorben sind. Aber das Bild ist eben unvollkommen, die Zahl ist nur bedingt als valide anzusehen.

„Angesichts der Bedrohung, die von diesen Drogen ausgeht, müssen wir jetzt handeln“, appelliert Horsburgh an die Zuständigen in Politik und Gesundheitswesen. „Wir müssen unsere Kapazitäten für die Prüfung von Drogen und insbesondere von synthetischen Opioiden umgehend erweitern.“

Fakt ist, dass es sich bei Nitazenen um eben solche synthetischen Opioide handelt, deren Wirkung stärker als die von Heroin sein kann. Sie sind beispielsweise als Nebensubstanz bzw. hoch gefährlicher Pfusch in Drogen wie Kokain enthalten. Der Stoff gelangt so in der Regel unerwünscht in den Körper.

Die Warnungen besagen auch, dass Nitazene in Reinform meist als kleine blaue Tabletten mit Aufdruck „M“ oder „30“ auftauchen. Und zwar als Fälschung von Oxycodon, das als Opioid-Analgetikum vor allem bei der Schmerzbehandlung eingesetzt wird. Perfider geht es kaum.

Nitazene werden wohl in illegalen Labors in China hergestellt – und kommen dann per Post nach UK

Laut BBC-Bericht wurden im Jahresverlauf bei mehreren Drogentoten in Schottland unterschiedliche Arten von Nitazenen nachgewiesen. Sie wurden ursprünglich mal als Schmerzmittel entwickelt, erhielten im Vereinigten Königreich aber nie die Zulassung als Arznei. Scheinbar aus gutem Grund.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Nitazene möglicherweise in illegalen Labors in China hergestellt werden und dann auf dem Postweg nach Großbritannien gelangen. Hier wird es dann von kriminellen Gruppen wohl auch mit Heroin vermischt. Kokain, Heroin, Schmerzmittel – das volle Programm.

Nitazene können je nach Art bis zu 100-mal stärker wirken als Morphin (!). Wie andere Opioide können sie injiziert, inhaliert oder in Tablettenform konsumiert werden, jeweils mit hoher Gefahr auf Überdosierung.

Zur Wirkung ist bekannt, dass Nitazene nicht nur massiv schmerzlindernd wirken, sondern auch euphorisierend – und atemdepressiv (Abflachung in Verbindung mit verminderter Lungenbelüftung), was bislang laut der Pharmazeutischen Zeitung als häufigste Todesursache bei Überdosierungen festgestellt wurde.

Und noch ein Vergleich, der wenig Grund zur Freude bereitet: Während Normalatmung bei einer Vergiftung mit einem anderen synthetischen Opioid, dem Fentanyl, nach etwa 70 Minuten wieder einsetzt, dauert es bei bestimmten Nitazen-Substanzen deutlich über 200 Minuten.

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