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„Großbritannien hat uns furchtbar im Stich gelassen“

Schottland: Orkney-Inseln wollen politischen Anschluss (Orkxit) an Norwegen prüfen

Der Frust scheint tief zu sitzen auf den nördlich von Schottland liegenden Orkney-Inseln. So tief, dass die politische Führung des Archipels tatsächlich die Loslösung von Großbritannien und die Anbindung an Norwegen prüfen lassen will. Der „Orkxit“ steht im Raum.

schottland sturm
Über Orkney braut sich ein politischer Sturm zusammen. Strebt die Inselgruppe tatsächlich den „Orkxit“ an? (Foto: VladoZg)

Bereits in wenigen Tagen wird dem Rat des Archipels ein Antrag vorgelegt, um „alternative Formen der Verwaltung“ zu untersuchen. Bei einer früheren Abstimmung im Jahr 2017 wurde die volle Unabhängigkeit der Orkney-Inseln noch verneint.

Doch nun könnte alles etwas anders kommen, und London hat die nächste Abspaltungsdebatte an der Backe, wenngleich die Hausnummer hier gegenüber der seit Jahren laut gärenden Schottlandfrage eine deutlich kleinere wäre.

Grund für die Diskussion ist, dass man sich auf den Orkney-Inseln ungerecht behandelt fühlt. So teilte der Ratsvorsitzende James Stockan dieser Tage in einem BBC-Interview mit, sowohl London als auch Edinburgh hätten Orkney vielfach „furchtbar im Stich gelassen“.

„Die Leute fragen mich, was Großbritannien eigentlich für uns getan hat in der Vergangenheit“, stellt Stockan frustriert in den Raum. „Die Finanzmittel, die wir erhalten, sind pro Kopf deutlich geringer als die der Shetland-Inseln oder der westschottischen Inseln.“

Und mit dem Weniger an Geld habe man dieselben Aufgaben zu stemmen wie alle anderen Regionen auch. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Stockan mit beispielhaftem Verweis auf die völlig veraltete Fährflotte der Orkney-Inseln, die hier nicht nur touristisch von höchster Bedeutung ist.

Enge kulturelle und historische Verbindung mit Skandinavien – das macht es denkbarer

Im Raum stehen nun Vorschläge, die den Status des Archipels im Vereinigten Königreich neu ordnen sollen – bis hin zur Option, ein selbstverwaltetes Gebiet Norwegens zu werden. Die größtmögliche Drohgebärde in Richtung der britischen Zentralregierung.

„Wir wissen, dass wir in den letzten 40 Jahren durch das Nordseeöl unseren Beitrag geleistet haben. Doch die Dividende, die wir zurückbekommen, reicht nicht aus“, schickt Stockan hinterher. Daher sei man nun dabei, neue Wege für mehr finanzielle und wirtschaftliche Sicherheit zu sondieren.

„Unser Rat wird entscheiden, welcher Antrag unterstützt wird. Und wir nehmen uns Zeit, denn wir wollen das nicht emotional angehen. Wir wollen uns alle praktischen Auswirkungen ansehen, um die Ergebnisse sauber auswerten zu können“, schildert Stockan die nächsten Schritte.

Zu dem politischen Trommelwirbel muss man wissen, dass es historisch enge Verbindungen von den Orkney-Inseln nach Skandinavien gibt. Denn: Bevor die Inselgruppe schottisch wurde, stand sie bis 1472 unter norwegischer und dänischer Kontrolle.

Die Inseln wanderten damals tatsächlich als Absicherung für die Hochzeitsmitgift nach Schottland, als Margarete von Dänemark zur Gemahlin von König Jakob III. wurde. Auch kein wirklich schöner Zug, um ehrlich zu sein, aber als historischer Bezug im Hier und Jetzt reicht er Stockan allemal.

„Wir waren viel länger Teil des nordischen Königreichs, als wir Teil des Vereinigten Königreichs sind“, sagt der Politiker. „Auf der Straße in Orkney kommen die Leute auf mich zu und fragen, wann die Mitgift endlich zurückgeht nach Norwegen.“ London wird mauern, das steht mal fest.

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