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Zwei mögliche Standorte in Prüfung

Schottland: Archäologische Organisation baut ersten Broch seit 2.000 Jahren

Brochs sind eine schottische Spezialität. Nur hier, vor allem im Nordosten des Landes, lassen sich Überreste der einst turmhohen Rundbauten finden, die in ihrer klassischen Form ab etwa 400 vor Christus errichtet wurden. Die Hochphase des Broch-Baus war dann um das Jahr 0 herum.

Darstellungen zum geplanten Broch-Bau: Caithness Broch Project (CBP)

Bislang konnten Archäologen rund 500 Brochs lokalisieren und in Teilen erhalten, wobei in der Forschung lange Zeit Fragezeichen hinter der ursprünglichen Nutzung der komplexen Bauten standen.

Zwar deutet die massive Doppelwand-Konstruktion ohne Fenster optisch eher auf einen primär militärischen Schwerpunkt hin. Beispielsweise auf die Funktion einer Fluchtburg, so eine der früheren Sichtweisen.

Inzwischen aber geht die Forschung davon aus, dass Brochs in erster Linie als gut befestigte Wohnbauten der Bevölkerung mit entsprechendem Landbesitz und Kapital dienten – errichtet von Fachleuten, die wirklich etwas von ihrem Handwerk verstanden.

Brochs waren etwa 15 Meter hoch und hatten einen Durchmesser von 10 bis maximal 30 Metern. Für ihren Bau musste also viel Steingut bewegt und als Trockenmauerwerk hochgezogen werden. Für damalige Verhältnisse eine enorme physische, vor allem aber planerische Herausforderung.

Grafschaft Caithness so etwas wie die Hochburg der Brochs

Die Grafschaft Caithness bildet die Nordostspitze Schottlands und ist sozusagen das historische Zentrum der Brochs. Nirgendwo sonst sind die Überreste präsenter. Und nirgendwo sonst wird mehr in dem Bereich geforscht.

Landkarte Schottland Broch
Die Karte zeigt die Verbreitung der Brochs in Schottland. Klar im Fokus: die im Nordosten gelegene Grafschaft Caithness. (Darstellung: Bubobubo2, CC BY-SA 3.0)

Daher passt es ins Bild, dass eine Organisation mit dem Namen Caithness Broch Project (CBP) verkündet hat, den ersten maßstabsgetreuen Broch seit etwa 2.000 Jahren errichten zu wollen.

Erste digitale Entwürfe wurden bereits vorgestellt (s. Bildergalerie oben). Ziel der Rekonstruktion sei es, so CBP-Mitbegründer Iain Maclean, eine Art architektonischen Querschnitt der alten Broch-Bauweise zu schaffen bzw. abzubilden.

Mitsamt typischer Nebengebäude und Schutzwall soll den Planungen zufolge ein regelrechter Broch-Komplex entstehen, der in Caithness das Zeug zur absoluten Besucherattraktion haben dürfte.

Vor allem aber soll sicht- und erlebbar werden, was es einst bedeutete, einen Broch zu errichten – und hier zu leben. Daher lautet das ehrgeizige Ziel der Organisation, die Reproduktion der Anlage möglichst nur mit Original-Werkzeugen und -Techniken umzusetzen.

Der neue Broch soll nicht Kopie, sondern Querschnitt der alten Broch-Bauweise sein

„Wir wollen eine Vielzahl von Merkmalen abbilden, die in der Broch-Bauweise in ganz Schottland zu finden sind. Das Design ist also keine Einzelkopie, sondern eine Summe von Elementen, die wir aus ganz unterschiedlichen Gründen ausgewählt haben“, sagte Maclean im Rahmen der Vorstellung.

(Rund 30-minütige Doku zum Thema „Broch“ aus dem Jahr 2020 – auf Englisch)

Zugleich musste der Experte eingestehen, dass einige Elemente wie „Dach und Konstruktion des Bodens“ auf wissenschaftlichen Annahmen basieren müssen, da nichts davon „in archäologischen Aufzeichnungen zu finden ist“.

Insofern sei der vorgelegte CBP-Entwurf nach Meinung von Maclean als derzeit „realistischste Interpretation“ dessen anzusehen, wie ein Broch früher im Original ausgesehen hat.

Im nächsten Schritt hofft man beim Caithness Broch Project, innerhalb der nächsten 12 Monate ein Stück Land für den Bau des Brochs erwerben zu können. Denn seitens der Organisation wurde klar das Ziel ausgerufen, bereits 2023 mit der Umsetzung der Baupläne zu beginnen.

Zwei mögliche Baustandorte im Visier – Klärung schnellstmöglich

Der neueste Stand ist hierzu, dass das Caithness Broch Project zwei mögliche Bauplätze untersucht. Und alle Unterstützer des Projektes noch um ein wenig Geduld bittet, da bei der Erörterung komplexe Dinge eine Rolle spielen, die über den eigentlichen Bau hinausreichen.

Konkret müssen Verkehrs- und Zufahrtswege geprüft werden, was später für die Besichtigung des Brochs entscheidend sein wird. Außerdem müssen im Untergrund Torfuntersuchungen durchgeführt werden, da dies bei Entwicklungsprojekten in Schottland ein wichtiger und zugleich schützenswerter Faktor ist.

Man hoffe, schnell Klarheit zu bekommen, teilte das Caithness Broch Project im letzten Update mit. Bezogen auf Standort Nr. 2 hätte bereits ein positives Treffen mit den Besitzern stattgefunden, wobei man zu beiden Lokalitäten noch keine genaueren Angaben machen wolle.

Noch der Link zur Webseite von Caithness Broch Project (CBP), auf die wir gerne verweisen. Hier kümmert man sich mit redaktioneller Hingabe um das Thema „Broch“. Umfangreiche Infos und Weiterführendes, auch in den angeschlossenen Social-Media-Präsenzen. Sehr zu empfehlen.

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