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Proteste vor Regierungssitz in Vilnius

Litauen: 50 % des Gastgewerbes droht das Aus – wegen rasant gestiegener Energiekosten

An diesem Dienstag haben zahlreiche Vertreter der litauischen Hotel- und Restaurantbranche vor dem Regierungssitz in Vilnius protestiert. Im Brennpunkt: der aktuelle Plan der Regierung, die während der Corona-Pandemie eingeführte Mehrwertsteuer-Minderung ersatzlos zu streichen.

Vilnius Hotels Litauen
Es wird dunkel am Gediminas-Prospekt in Vilnius. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben bereits über 80 litauische Gastronomiebetriebe aufgegeben. (Foto: depositphotos.com)
Bereits Ende dieses Jahres soll die staatliche Finanzhilfe auslaufen. Eine Verlängerung der Unterstützung sei nicht vorgesehen, hatten Spitzenpolitiker aus Litauen zuletzt mehrfach betont – und damit im Gastgewerbe für viel Frust und Verunsicherung gesorgt.

Denn, so die Berechnungen der Branche: Sollte die Mehrwertsteuer-Minderung zum Ende des Jahres tatsächlich wegfallen, könnte dies das Aus für rund 50 Prozent aller Restaurant- und Hotelbetreiber bedeuten. Und zwar bereits 2023.

Zu sehr scheint angesichts der gestiegenen Energiepreise und einer durch die Inflation geschwächten Kundschaft alles auf Kante genäht. „Ohne diesen Steuervorteil ist es vorbei“, so Evalda Šiškauskienė, Präsidentin des litauischen Hotel- und Gaststättenverbands, am Rande der Demonstrationen.

„Etwa 50 Prozent des Gaststättengewerbes würden definitiv Konkurs anmelden, denn neben dem drastischen Anstieg der Energiekosten haben wir 55 Millionen Euro an nicht gezahlten Steuern und eine schrumpfende, von der Inflation betroffene Kundschaft“, lautet die Rechnung von Šiškauskienė.

Bei LRT.lt ist in dieser Sache nun auch Gediminas Balnis zu Wort gekommen. Er ist Eigentümer einer der größten Restaurant- und Cafégruppen in Litauen. 65 Restaurants und rund 1.200 Beschäftigte wären allein hier landesweit betroffen.

„Abgesehen vom Strom sind allein die Rohstoffkosten in diesem Jahr um 30 Prozent gestiegen, unsere Preise aber nur um 15 Prozent. Wir hinken also bereits hinterher. Die Mehrwertsteuer und die Erhöhung des Mindestlohns ab Neujahr sind dann die letzten fehlenden Sargnägel“, so Balnis.

Nach Branchenangaben haben in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bereits über 80 litauische Gastronomiebetriebe aufgegeben. Zum Vergleich: Das sind mehr als in den Corona-Jahren 2020 und 2021 zusammen.

Landesweit gibt es derzeit noch rund 7.000 Restaurants und Cafés, in denen über 37.000 Menschen beschäftigt sind. Weitere 14.000 Personen arbeiten in Hotels. Bis Ende des Jahres liegt der ermäßigte Mehrwertsteuersatz für das Gaststättengewerbe noch bei 9 Prozent.

Danach dann wieder bei 21 Prozent, wenn es nach der Regierung geht. Für die Branche wohl zu viel des Guten, weshalb abzuwarten bleibt, ob hier das letzte Wort bereits gesprochen ist.

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