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Abschlussbericht wohl nicht vor 2025

Estland: Tauchgang-Studie zum Estonia-Wrack liefert „nichts, was offizielle Darstellung widerlegt“

Die neuesten Untersuchungen am Wrack der 1994 in der Ostsee gesunkenen Fähre MS Estonia sind am Dienstag abgeschlossen worden. Nach Medienberichten gibt es keine neuen Hinweise, die der offiziellen Version zum Untergang widersprechen.

Untersuchung Estonia Estline Fähre
Das Wrack der 1994 gesunkenen Ostseefähre Estonia ist in den letzten Tagen erneut untersucht worden. (Quelle: EstLine/Facebook)

Konkret: Die Theorie, wonach eine Explosion die Ursache für die Katastrophe war, die in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1994 traurige 852 Menschenleben forderte, konnte nicht erhärtet werden. Das erklärte nun Märt Ots, Leiter des estnischen Büros für Sicherheitsuntersuchungen (OJK).

In einem Interview mit ERR.ee sagte er: „Was die derzeitige Untersuchung betrifft, kann ich sagen, dass wir keine Beweise gefunden haben, die dem offiziellen Bericht widersprechen. Wir haben zum Beispiel keinerlei Spuren von Sprengstoff gefunden.“

Man habe sich den 2020 durch ein viel diskutiertes Dokumentarvideo entdeckten Riss im Rumpf des Wracks sehr genau angesehen. „Es ist uns sogar gelungen, einen Tauchroboter in das Innere der Estonia zu steuern, um all diese Stellen von außen und innen gründlich zu untersuchen.“

„Ich hoffe wirklich, dass wir jetzt endgültige Antworten auf die Tragödie geben können“, sieht Ots nicht nur die Untersuchung selbst, sondern auch die damit verbundenen Gerüchte und Verdächtigungen auf einen möglichen Endpunkt zusteuern.

Offiziell heit es seit Jahren, eine Fehlfunktion der Bugklappe sei schuld an der Tragödie

Hintergrund: Offiziell heißt es aus früheren Untersuchungen, in der Unglücksnacht habe es eine materiell bedingte Fehlfunktion an der Bugklappe der 160 Meter langen RoPax-Fähre gegeben, die auf dem Weg von Tallinn (Estland) nach Stockholm (Schweden) war. Infolgedessen sei bei hohem Wellengang der Laderaum geflutet worden und das Schiff binnen weniger Minuten gesunken.

Dem gegenüber standen seit den 2020 veröffentlichten Bildern von einem meterlangen, bis dato unbekannten Riss an der Steuerbordseite des Rumpfes immer neue Gerüchte.

Es könne eine Explosion an Bord oder gar eine Kollision mit einem U-Boot gegeben haben, waren dabei die lautesten Verdächtigungen, die in Teilen auch den Vorwurf sicherheitsbehördlicher Vertuschung beinhalteten.

Damit entstand ein neuer Spekulationsraum, der für die Hinterbliebenen der Katastrophe nur schwerlich zu ertragen sein dürfte. Das lang ersehnte Abschließen mit der Tragödie? Unmöglich unter diesen Umständen, weshalb die Untersuchung auch emotional hoch aufgeladen ist.

Um nicht wieder Zweifel zu nähren, wolle man sich nun gründlich der Erstellung des Abschlussberichts widmen, sagt Ots. „Wir nehmen uns lieber etwas mehr Zeit dafür. Überstürzen wollen wir nichts“, so der Fahrplan.

„Wir haben vor, im nächsten Jahr eine digitale Modellierung des Schiffes durchzuführen, um genau und digital zu berechnen, wie das Schiff gesunken ist. Ich denke, dass dies mit den heutigen Computertechnologien sehr genaue Antworten liefern wird.“

Die Hinterbliebenen werden sich leider noch gedulden müssen – auch nach fast 30 Jahren

Der Abschlussbericht könne daher voraussichtlich nicht vor Anfang 2025 fertig sein, schätzt Ots. Die Hinterbliebenen werden sich also noch eine ganze Weile gedulden müssen, bis endlich wieder Ruhe einkehren kann in ihr Leben. Hoffentlich haben die neuen Erkenntnisse dann Bestand.

Emotional belastend dürften auch die Bilder von der Bergung der Bugrampe der Estonia gewesen sein, die am Dienstag in Paldiski veröffentlicht worden sind. Verbunden mit der Frage, was mit dem tonnenschweren Stahlteil nun geschehen soll.

„Wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen: Ja, es sind 30 Jahre vergangen, aber dieses Unglück ist für viele Menschen immer noch zu früh und zu traurig, sodass ich nicht empfehlen würde, die Rampe schon jetzt in einem Museum auszustellen“, sagt Ots gegenüber ERR.ee.

Die nun operativ abgeschlossene Untersuchung wurde von der OJK und ihrem schwedischen Pendant, der SHK (Statens haverikommission), unter der Schirmherrschaft der finnischen Behörden geleitet und von einem norwegischen Privatunternehmen in Auftrag gegeben.

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