Experten sehen kaum Risiko, aber warnen vor Klimaeffekten
Erstmals West-Nil-Virus in britischen Mücken entdeckt
In Großbritannien ist erstmals das West-Nil-Virus in heimischen Mücken nachgewiesen worden. Das bestätigte die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency (UKHSA). Zwar bestehe laut UKHSA aktuell kein akutes Risiko für die Bevölkerung, dennoch sei der Fund ein deutliches Signal für die Folgen des Klimawandels auf die Verbreitung von Infektionskrankheiten.

Virusfragmente in Nottinghamshire entdeckt
Forscher der UKHSA und der Animal and Plant Health Agency (APHA) hatten Mückenproben aus dem Jahr 2023 untersucht, die in Teichen bei Retford, Nottinghamshire, gesammelt wurden. Dabei stießen sie auf Fragmente des Virus. Es handelt sich um den ersten offiziellen Nachweis von West-Nil-Virus in britischen Insekten.
„Dass das Virus nun auch bei uns auftaucht, ist zwar neu, aber angesichts seiner Verbreitung auf dem europäischen Festland nicht überraschend“, sagte Dr. Meera Chand, stellvertretende Direktorin für Reiseinfektionen bei der UKHSA.
Folge des Klimawandels
Für Wissenschaftler wie Dr. Arran Folly, der das Überwachungsprogramm leitete, ist der Fund Teil eines größeren Trends: „Wir sehen, wie sich mückenübertragene Krankheiten durch klimatische Veränderungen in neue Regionen ausbreiten.“ Zwar ist die Mückenart Aedes vexans, bei der das Virus gefunden wurde, in Großbritannien heimisch. Doch höhere Temperaturen könnten künftig auch neue, bislang fremde Arten ins Land bringen – und mit ihnen neue Risiken.
Keine Fälle bei Menschen – bisher
Bisher wurde das West-Nil-Virus in Großbritannien nicht beim Menschen nachgewiesen. In der Vergangenheit gab es lediglich sieben importierte Fälle, bei denen sich Betroffene auf Reisen infiziert hatten. Das Virus, das vor allem durch Stechmücken übertragen wird, ist unter Vögeln weit verbreitet – die Tiere dienen als Wirtsreservoir.
Menschen infizieren sich meist durch Mückenstiche. In rund 80 % der Fälle verläuft eine Infektion ohne Symptome. Etwa ein Fünftel der Erkrankten zeigt grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen oder Hautausschlag. In seltenen Fällen kann das Virus das zentrale Nervensystem befallen und schwere Erkrankungen wie Meningitis oder Enzephalitis verursachen. Es gibt weder Impfstoffe noch spezifische Therapien für den Menschen.
Experten raten zu Wachsamkeit
Trotz der geringen akuten Gefahr mahnen Forscher zur Vorsicht. „Es ist ein ernstes Signal, aber kein Grund zur Panik“, erklärte Prof. James Logan von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. Der Fund sei ein Weckruf, dass auch Großbritannien nicht mehr automatisch vor sogenannten „tropischen Krankheiten“ geschützt sei. Ein infizierter Vogel oder eine Mücke könne das Virus im Rahmen der saisonalen Wanderung ins Land gebracht haben.
Vorsichtsmaßnahmen empfohlen
Die Experten raten dazu, potenzielle Brutstätten wie stehende Gewässer zu beseitigen und sich mit Mückenschutzmitteln und Netzen zu schützen – insbesondere in feuchten Gebieten, wo die Überträgermücken bevorzugt vorkommen.
In Südeuropa ist das Virus bereits deutlich präsenter. In Spanien kam es 2023 nach mehreren Todesfällen in Sevilla zu Protesten wegen unzureichender Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus.
Quelle: www.gov.uk