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Lieferweg in Studie rekonstruiert

Dänemark: Wikinger auf Grönland mussten Bauholz importierten – auch aus Nordamerika

Die ersten Siedler aus Skandinavien erreichten Grönland 986 nach Christus und fanden dort scheinbar nur in Teilen die Ressourcen vor, die es brauchte, um dort sesshaft zu werden. Denn auf der größten aller Inseln herrschte Mangel an Bauholz.


Bild 1: Erik der Rote, Gründer der ersten skandinavischen Siedlung in Grönland / Statue in Narsarsuaq. (Rüdiger Wenzel / CC BY-SA 3.0)
Bild 2: Ein Teil der analysierten Eichenbretter, die höchstwahrscheinlich importiert wurden. (Lísabet Guðmundsdóttir)
Bild 3: Rekonstruktion der Wikingersiedlung L’Anse aux Meadows in Neufundland. (Dylan Kereluk / CC BY 2.0)
Bild 4: Die in der Studie untersuchten Siedlungen. (Lísabet Guðmundsdóttir)

Der Grund ist einfach: Auf Grönland wuchsen zwar Bäume, vor allem Ebereschen und Birken. Aber aufgrund der geografischen Lage und der örtlichen Bedingungen war das daraus gewonnene Nutzholz tendenziell kurz und wenig ebenmäßig bzw. in sich verdreht.

Das reichte für Brennholz und einfachste Bauten, aber für Häuser und Boote erwies sich das heimische Holz als völlig ungeeignet. Um ihre Existenz auf Grönland sichern zu können, brauchten die Wikinger also andere Bezugsquellen.

Die isländische Forscherin und Archäologin Lísabet Guðmundsdóttir von der Universität Reykjavik ist den Spuren des Holzes gefolgt und hat Tausende von Proben aus den bekannten Wikinger-Siedlungen (Vestribyggð und Eystribyggð) analysiert.

Zwei der analysierten Holzarten können nicht aus Europa stammen

Dazu gehört die Stätte „Gården under Sandet“, ein Gehöft im westlichen Bereich der Besiedelung Grönlands. Die Ergebnisse der Untersuchung verdeutlichen, dass die Nordmänner ihr Bauholz tatsächlich im recht großen Stil importierten. Aus Nordeuropa – und auch Nordamerika.

Jedenfalls den Teil, bei dem es sich nicht um Treibholz handelte, das sozusagen auf natürliche Weise mit den Meeresströmungen an der Küste von Grönland anlandete. Der größte Teil des dringend benötigten Treibgutes bestand der Forschung zufolge wahrscheinlich aus Lärchen- und Fichtenholz.

Verbaut wurden aber auch solche Holzarten, die nach Meinung der Archäologen ganz klar nicht angetrieben sein konnten. Im Zentrum dabei: Fragmente von Hemlocktanne und Banks-Kiefer, die beide an den Ufern des Sankt-Lorenz-Golfs westlich von Neufundland wuchsen – und eindeutig nicht in Europa.

Die Forscher sind sich daher sicher: Beträchtliche Mengen Bauholz wurden von Westen her nach Grönland gebracht, was sich laut ScienceNorway passagenweise auch in alten nordischen Erzählungen finden lässt.

Wikinger Groenland 7
Die ungefähre Lage der beiden Wikinger-Siedlungsregionen auf Grönland und von „L’Anse aux Meadows“ in Neufundland. (Eigene Darstellung / Wikipedia)

Laut Guðmundsdóttir, die ihre Forschungsergebnisse Mitte April 2023 in der Fachzeitschrift „Antiquity“ publiziert hat, sind insgesamt zehn der analysierten Holzteile zweifelsfrei aus Nordamerika importiert worden.

Nur 36 % der Nutzhölzer der Wikinger waren „heimisch“

Aber woher kam das Holz? Bisher wissen die Forscher nur von einer nordischen Kolonie in Nordamerika: L’Anse aux Meadows in Neufundland, als Wikingersiedlung um 1000 nach Christus gegründet – und passenderweise an der Spitze des Sankt-Lorenz-Golfs gelegen.

Von allen im Rahmen des Forschungsprojektes untersuchten Hölzern waren etwa 36 Prozent einheimische Arten. Der Rest war entweder Treibholz oder wurde importiert, um das Überleben auf der unwirtlichen Insel zu ermöglichen.

Um 1450 verschwanden die nordischen Siedlungen dann aber wieder von Grönland. Es ist zwar noch nicht abschließend geklärt, warum dies geschah. Als wahrscheinlichste Gründe gelten aber das sehr raue Klima, Dürre und daraus hervorgehende Hungersnöte.

Dabei begann das Grönlandabenteuer der Wikinger scheinbar unter günstigen Bedingungen. So werden die Jahre 900 bis etwa 1.400 nach Christus von der Forschung als klimatisch gemäßigt und recht warm beschrieben. In der Folge aber wurde es instabil, die Wetterextreme häuften sich.

Nicht nur den hier lebenden Wikingern, in Hochzeiten sollen es auf Grönland bis zu 6.000 gewesen sein, auch dem Vieh machten die klimatischen Bedingungen sehr zu schaffen. Es heißt, nach den langen Wintern hätte man es wegen Entkräftung teilweise auf die Weide tragen müssen.

Nach rund 500 Jahren war das Kapitel der Grænlendingar somit zum Scheitern verurteilt. Wohin sie nach dem Verlassen Grönlands siedelten, ist nicht bekannt.

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