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„Spektakulärer geht es nicht“

Norwegen: 1400 Jahre alte Goldfiguren unter Mauerwerk von Tempel entdeckt

Nur wenige Tage nach Bekanntwerden eines aufsehenerregenden Goldfundes in Stavanger konnte in Norwegen bereits der nächste Schatz dieser Kategorie gehoben werden. Diesmal handelt es sich um Goldstücke, die in der Nähe der kleinen Gemeinde Hov (südlich von Lillehammer) entdeckt wurden.

Bilder 1 bis 4: Kulturhistorisches Museum / Universität Oslo

„Spektakulärer geht es nicht“, teilte die Archäologin Kathrine Stene von der Universität Oslo mit, nachdem die Dimension des Fundes halbwegs klar war. Interessanterweise sind die bei der Ausgrabung sichergestellten Goldartefakte teils winzig, etwa so groß wie ein Fingernagel.

Sie sind flach und dünn wie Papier, quadratisch und mit einem Motiv geprägt. Sie zeigen Männer und Frauen in unterschiedlicher Kleidung, mit unterschiedlichem Schmuck und verschiedenen Frisuren.

Gefertigt wurden die Goldfiguren in der Merowingerzeit, die in Norwegen um 550 n. Chr. begann und bis in die Wikingerzeit hineinreichte. Eine Zeit, die als historisch turbulent beschrieben wird, mit unklaren Machtverhältnissen und entsprechenden Auswirkungen auf das Leben der Bevölkerung.

Schon bei früheren Ausgrabungen konnten in Hov etliche solcher Goldfolienfiguren gefunden werden, die nach Ansicht der Archäologen der Universität Oslo zu einem Tempel gehörten, in dem die Menschen den Göttern einst ihre Opfer brachten.

„Es war unglaublich aufregend“, schildert Archäologin Kathrine Stene den Moment, als auf einmal die ersten Goldstücke am Boden durchschienen. Sie leitet die seit Wochen laufende Ausgrabung, die im Zuge des Ausbaus der Fernstraße E6 zwischen der Mjøsa-Brücke und Lillehammer durchgeführt wird.

Sicherstellen, dass den Baggern keine kulturhistorischen Schätze zum Opfer fallen

Man möchte so sicherstellen, dass den Baggern keine kulturhistorischen Schätze zum Opfer fallen. Mission geglückt, kann man da nur sagen. Drei der nun entdeckten Goldstücke wurden an der Stelle gefunden, wo sich wohl einst die Mauer des Tempels befand.

Zwei weitere wurden in separaten Pfostenmulden gefunden, was den Forschern einen nicht für möglich gehaltenen Blick auf die historische Bedeutung der Stätte ermöglicht. „Es ist besonders, die Goldfiguren mit der Gebäudekonstruktion in Verbindung bringen zu können“, ordnet Stene ein.

Es sei möglich, dass einige der Artefakte beim Bau des Tempels auch in der Wand platziert waren, was allerdings noch unklar ist. „Aber bei mindestens drei Figuren steht fest: Sie wurden absichtlich unter der Mauerstruktur platziert“, beschreibt die Archäologin.

Doch warum wurde das Gold für jedermann unsichtbar an einem solchen Ort deponiert? Für das Forscherteam liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine religiöse Handlung zum Schutz des Gebäudes handelte – und nicht etwa um eine anlassbezogene Opfergabe.

„Dann wären die Goldfiguren sichtbar angebracht worden“, ist sich Stene auch im Kontext vergleichbarer Funde sicher. Der Tempel selbst war Anfang der 1990er Jahre rein zufällig in Hov entdeckt worden.

„Es muss hier mehr davon geben“, sagt die Forscherin – und hofft auf weitere Geldmittel

Bei kleineren Ausgrabungen in den 2000er Jahren wurden dann die ersten Goldfiguren und der heidnische Tempel gefunden. Hierfür spricht, dass am Gebäude keinerlei Hinweise auf alltagspraktische Dinge wie etwa Kochutensilien etc. geborgen werden konnten.

Hinzu kam seine mit einer Länge von 15 bis 16 Metern vergleichsweise geringe Größe. „Damals konnten Wohnhäuser leicht 20 bis 30 Meter lang sein, weshalb wir hier strukturell von einem rein rituellen Zweck ausgehen“, sagt Stene.

Es sei möglich, dass nur ein ausgewählter Kreis der Gesellschaft, die Elite, Zugang zu dem Tempel hatte, dessen Schatz aus mittlerweile 35 Goldfiguren die größte vergleichbare Sammlung in ganz Norwegen darstellt.

Dennoch glaubt Archäologin Stene noch nicht an ein Ende. „Es muss hier mehr davon geben“, sagte sie im Interview gegenüber Science Norway und hofft auf weitere Mittel für ihre Ausgrabung, was allerdings an Bedingungen geknüpft ist.

„Wir graben, wenn neue Straßen und Gebäude gebaut werden. Das schränkt die Möglichkeiten ein, wie und wo wir erforschen können. Letztlich geht es darum, Glück zu haben und Gelegenheiten zu bekommen. Hier sind viele Zufälle im Spiel“, schildert sie, was ihr aktuell nicht so gut gefällt.

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