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Aber Sorge um Kabeljaubestand

Trotz tiefer politischer Risse: Norwegen und Russland haben neues Fischereiabkommen beschlossen

Norwegen und Russland haben es diese Woche trotz tiefer politischer Risse tatsächlich hingekriegt, für die Barentssee eine gemeinsame Fischfangquote zu verabreden. Sie gilt operativ für 2024 – und soll scheinbar auch darüber hinaus Signalwirkung haben.

Fischquote Norwegen Russland
Seit den 1970er Jahren arbeiten Norwegen und Russland bei der Bewirtschaftung gemeinsamer Fischbestände in der Barentssee zusammen. Im Zentrum dabei: der größte Kabeljaubestand der Welt. (Foto: Kjartan Mæstad / The Norwegian Institute of Marine Research)

„Das Abkommen sichert ein langfristiges und nachhaltiges Meeresmanagement im hohen Norden“, teilte Norwegens Ministerin für Fischerei und Meerespolitik, Cecilie Myrseth, im Anschluss an die erfolgreichen Verhandlungen mit.

Dass die für die Vereinbarung notwendigen „Treffen“ nur digital stattfanden, verdeutlicht, wie tief seit Beginn des Ukraine-Krieges der Riss zwischen beiden Ländern ist, die im höchsten Norden Europas nicht nur viel Meeresfläche, sondern auch etwa 200 Kilometer Festlandgrenze teilen.

Immerhin ist die Fischerei eine der ganz wenigen Branchen, in denen zwischen Norwegen und Russland derzeit überhaupt noch etwas geht. „Es ist gut, dass wir ein Fischereiabkommen haben, obwohl wir uns in dieser außergewöhnlichen Situation befinden“, sagte Myrseth diplomatisch.

Das Abkommen sei unter anderem deshalb entscheidend, weil es den so wichtigen Kabeljaubestand in der Barentssee halten und schützen soll. Die Gesamtquote wurde hier für 2024 auf insgesamt 453.427 Tonnen festgesetzt. Das sind 20 Prozent weniger als die aktuelle Quote.

Ein anderes Beispiel ist der Schwarze Heilbutt, für den man sich als bestandssichernde Maßnahme auf eine Quotenminderung von zuletzt 25.000 auf 21.250 Tonnen verständigte. „Dieser Bestand ist unsicher. Deshalb war es wichtig, dass beide Parteien Verantwortung zeigen und die Quote gesenkt haben“, sagte Myrseth weiter.

2022 flog Russland hochkant raus aus dem internationalen Rat für Meeresforschung (ICES)

Gegenbeispiel Rotbarsch: Hier ist der Bestand derart gestiegen, dass er binnen weniger Jahre zu einer wichtigen Ressource für Norwegens Fischindustrie werden konnte. Insgesamt sind die beiden Behörden den Empfehlungen der norwegisch-russischen Forschergruppe für Fischbestände in der Barentssee gefolgt, die im Juni ihre Quotenempfehlungen vorgelegt hatte.

„Der Kabeljau in der Barentssee ist immer noch ein großer und wichtiger Bestand, aber es herrschen keine märchenhaften Bedingungen mehr“, zitiert High North News Bjarte Bogstad, Bestandsmanager am Norwegischen Institut für Meeresforschung und Mitglied der bilateralen Forschergruppe.

Man geht davon aus, dass der Laichfischbestand derzeit bei etwa 70.000 Tonnen liegt, was der niedrigste Stand seit 2008 ist. Bogstad rechnet auch für 2025 mit einem weiteren Rückgang der empfohlenen Quoten und glaubt, dass sich der Kabeljaubestand erst in einigen Jahren stabilisieren wird.

Normalerweise sind die Quotenempfehlungen für die Barentssee im Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) verankert. Aufgrund des Angriffs auf die Ukraine wurde Russland im März 2022 allerdings aus dem ICES ausgeschlossen. Was blieb, war das Bilaterale. Offenbar mit Erfolg.

Das zeigt sich auch dadurch, dass das im Frühjahr 2022 von der norwegischen Regierung verhängte Hafenverbot für russische Schiffe nur bei Fischereifahrzeugen eine Ausnahme macht. Später wurden die Regeln noch einmal nachgeschärft, aber ein konsequentes Verbot gibt es nach wie vor nicht.

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