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Vielversprechende Funde am „Henkershügel“

Dänemark / Polen: Hat ein Archäologe auf Wolin die legendäre Wikingerfestung Jomsburg entdeckt?

Um die Wikingersiedlung Jomsburg ranken sich seit Ewigkeiten Legenden und Gerüchte. Dass es sie gab, scheint mehr oder weniger Fakt. Aber weder ist bekannt, wie groß sie war. Noch ist bekannt, wo genau sie sich ab etwa Mitte des 10. Jahrhunderts bis zu ihrer Zerstörung befand.

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Die Gegend um den Henkershügel (Wzgórze Wisielców) auf Wolin könnte nach neuen Erkenntnissen Heimat der Wikinger-Festung „Jomsburg“ gewesen sein. (Foto: muzeumwolin.pl)

Es waren Abgesandte des dänischen Wikingerkönigs Harald Blauzahn, die Jomsburg im Zeitraum um 970 nach Christus gegründet haben sollen – als Hafen mit Platz für angeblich 300 Langschiffe und Zentrum der nicht minder legendären Jomswikinger.

Hierbei handelte es sich um einen wegen seiner Kampfkraft gefürchteten Wikinger-Söldnerbund, der äußerst straffen Regeln unterworfen war. Die altnordische „Jómsvíkinga saga“ berichtet von Aufstieg und Fall des Bundes, der später auch von den Nazis mystifiziert und idealisiert wurde.

Die Vorstellung von an Kampfkraft und Disziplin weit überlegenen Nordmännern passte einfach zu gut ins Bild, um von den NS-Ideologen zur Vorbereitung auf den Feldzug gegen die slawische Kultur nicht für eigene Zwecke verklärt zu werden.

Gefundene Grabstätten und wallartige Holzstrukturen deuten auf eine größere Siedlung hin

Bislang gab es zum Standort von Jomsburg lediglich grobe regionale Eingrenzungen. Als möglich wurden und werden in der Forschung die Peenemündung auf Usedom, die Ostseeinsel Wolin (Polen) oder auch das meernahe Festland (Spandowerhagener Wiek) angesehen.

Aber: In diesen Tagen könnte nun endlich Bewegung in die Sache gekommen sein, da der Archäologe Dr. Wojciech Filipowiak von der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau annimmt, Spuren eben jener legendären Wikingersiedlung entdeckt zu haben. Auf der Insel Wolin.

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Ungefähre Lage der Stätte im äußersten Nordwesten Polens. (Eigene Darstellung / Wikipedia)

Es wäre eine Sensation, das kann man ruhig so sagen, wobei der Konjunktiv natürlich nach wie vor angebracht ist. Das sagt auch der Forscher selbst, der seine Spuren nun erst verifizieren muss. Heritage Daily zitiert ihn in diesem Zusammenhang wie folgt:

„Rund um den Standort von Jomsburg – oder ob er wirklich existierte – gibt es eine sehr lange Debatte. Hoffentlich kann ich nun dazu beitragen, sie zu beenden.“ Genau daran arbeitete Filipowiak zuletzt intensiv, mit Unterstützung des Archäologiemuseums Wolin.

Jüngste Ausgrabungen in einem Gebiet, das in der Region als Henkershügel (Wzgórze Wisielców) – nomen es omen – nicht eben als Ort des Friedens in die Historie eingegangen ist, haben zur Entdeckung verschiedener Grabstätten und verkohlter Holzstrukturen geführt.

Nach Angaben von Filipowiak könnte es sich hierbei um die Spuren eines verbrannten Verteidigungswalls aus dem 10. Jahrhundert handeln, der wiederum als Teil der Festung Jomsburg denkbar ist.

Die Funde passen grundsätzlich zur Theorie – fehlen „nur noch“ die Beweise

Gefunden wurden zudem Teile eines hölzernen Piers, was im Ansatz ja ebenfalls zu den sagenhaften Überlieferungen passt, die in Jomsburg ein Wikinger-Handelszentrum mit großem Hafen gesehen haben wollen.

Zwar sind die Funde in sich noch nicht schlüssig analysiert, aber die Lage auf Wolin deutet in Kombination mit den bisherigen Theorien durchaus darauf hin, dass Filipowiak gerade dem großen Ganzen auf der Spur ist. Wann mit neuen Erkenntnissen zu rechnen ist, ist aber noch nicht bekannt.

Hintergrund: Der sogenannte Henkershügel liegt an der Dziwna, südlich des Zentrums von Wolin. Er unterliegt einem strengen Schutz, da hier bereits mehrfach archäologische Entdeckungen bis zurück in die Jungsteinzeit gemacht wurden.

Der martialische Name der Stätte stammt allerdings aus späterer Zeit und steht im Zusammenhang mit der Vollstreckung von Todesstrafen für Verbrecher. So wurde 1959 vor Ort ein Grab mit den Überresten eines jungen Mannes entdeckt, dem bei seiner Hinrichtung scheinbar der Kopf abgeschlagen wurde.

Zwischen den Beinen des Verstorbenen befand sich im Sand die Spur eines dicken Pfahls, der über das Grab hinausragte und wahrscheinlich dazu diente, den abgetrennten Kopf aufzuspießen. Was konkret Jomburg betrifft, werden womöglich die kommende Monate entscheidend sein.

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Vanderer
Vanderer
1. Juni 2023 17:48

Sehr interessant. Vikingen Geschichte und Legenden spielen sich in Europa ab und ziehen sich bis zu Süd Amerika. Immer mehr historischen Daten haben wir zur verfügung und damit können wir von Skandinavien bis zum Süd Amerika Entwicklung von europäischen Volken verfolge.