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Einblicke in die spirituelle Welt vor der Seuche

England: „Völlig einzigartige“ Siegelmatrix eines Mönchs aus dem 13. Jh. mit Metalldetektor entdeckt

Ein Hobbyarchäologe hat auf einem Acker in der Nähe von Norwich mit seinem Metalldetektor eine mittelalterliche Siegelmatrix entdeckt, die von Experten nach eingehender Begutachtung als „völlig einzigartig“ bezeichnet worden ist.


Bilder 1 bis 3: Die Siegelmatrix im Original und als Wachsabdruck. (Norfolk County Council)

Das vergoldete Silberstück stammt wahrscheinlich aus dem späten 13. Jahrhundert und dürfte zum Privatinventar eines Mönchs gehört haben. Laut Analyse handele es sich um „ein Fenster in die spirituelle Welt aus der Vorzeit des Schwarzen Todes“, so die Historikerin Dr. Helen Geake.

Die Inschrift des Artefakts von unschätzbarem Wert lautet: „Ich beschwöre dich, heilige Sonne der Gerechtigkeit, sei der Weg“. Sie fand sich laut Geake bislang auf keinem anderen Gegenstand aus der betreffenden Epoche, was natürlich maßgebend ist für die Besonderheit des Fundes.

„Es ist ein wirklich raffiniertes Objekt mit einem wunderbaren Design“, stellte Geake fest. Auf einem mit der Matrix angefertigten Wachsabdruck ist die Jungfrau Maria zu sehen, die das Christuskind hält, während ein Mönch mit Tonsur vor ihr kniet.

Laut der Forscherin steht die „Sonne der Gerechtigkeit“ im Alten Testament im Zusammenhang mit einer Reihe von Prophezeiungen und wurde im Mittelalter zu einer relativ gebräuchlichen Bezeichnung für Jesus Christus.

Die Pest war dann wohl der ungute Teil der im Gebet thematisierten Prophezeiungen

Es wird angenommen, dass das im Durchmesser rund 25 Millimeter große Siegel einem Mönch gehörte, damit er stets ein kleines, privates Gebet mit sich führen konnte. Die Matrix scheint zudem für einen abnehmbaren Griff konzipiert zu sein, was ebenfalls als außergewöhnlich angesehen wird.

Burg Norwich Castle
Norwich – hier das Castle – ist die einzige englische Stadt, die jemals vom Papst exkommuniziert wurde. Der Grund: ein Aufstand zwischen Bürgern und Mönchen im Jahr 1274. (Suzy Hazelwood, CC BY-NC 2.0)

„Es scheint, als hätte sie sich nach Belieben abdrehen und wieder arretieren lassen, um sozusagen im Wechsel mit einer weiteren Siegelmatrix zu fungieren“, schätzt Geake. „Ich denke, dass der Mönch so ein persönliches und ein seiner Rolle im Kloster offiziell entsprechendes Siegel mit sich führte.“

Ferner scheint es, als sei dann die Pest – der Schwarze Tod – der ungute und leider Realität gewordene Teil der durch das Gebet thematisierten Prophezeiungen geworden. Die Seuche wütete um das Jahr 1350 in Europa und raffte das Leben ganzer Landstriche dahin.

Schätzungen gehen von insgesamt 25 Millionen Todesopfern aus, was in der damaligen Zeit etwa 30 Prozent der auf dem alten Kontinent lebenden Bevölkerung entsprach. Erhört hat der Allmächtige die Gebete des Mönchs also nur bedingt.

Hintergrund: Die Siegelmatrix ist laut BBC aktuell Gegenstand einer gerichtsmedizinischen Untersuchung. Nach der Bergung im April dieses Jahres wurde das kostbare Silberstück in die Obhut des Norfolk County Council übergeben, für den Dr. Geake als Beauftragte für Fundstücke tätig ist.

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