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„Völlig surreal“

Norwegen: 1000 Jahre alte Jesus-Goldmünze aus Byzanz entdeckt – im Gebirge mit Metalldetektor

Ein Hobby-Archäologe aus Norwegen hat den Treffer seines Lebens gelandet. Er stieß vor wenigen Wochen mit seinem Metalldetektor auf eine Goldmünze mit Jesus-Darstellung, die vor rund 1000 Jahren im byzantinischen Reich geprägt wurde – wahrscheinlich in Konstantinopel.


Bilder 1 bis 3: Die Goldmünze in verschiedenen Darstellungen. (Innlandet fylkeskommune / Martine Kaspersen)
Bild 4: Der Tod von Wikingerkönig Harald III. in der Schlacht bei Stamford Bridge. (Wilhelm Wetlesen)

Auf welchen Wegen das sehr gut erhaltene Geldstück in der fast menschenleeren Region Vestre Slidre im Zentrum Norwegens gelandet ist, kann wahrscheinlich nicht mehr exakt nachvollzogen werden. Aber: Es gibt eine interessante Theorie zu Wikingerkönig Harald III. Hardråde (s. unten).

Fakt ist zunächst: Ein solcher Fund ist in Norwegen bislang einzigartig. „Nach allem, was wir dazu herausgefunden haben, ist das so“, teilte May-Tove Smiseth, Archäologin der Region Innlandet in Ostnorwegen, in einem Pressestatement mit.

Sie habe es anfangs nicht glauben können, als sich der Finder gemeldet hat. „Es klang absolut unglaublich, aber genau das ist es. Dass er bei einem eher ungeplanten Ausflug in die Berge eine solche Goldmünze gefunden hat, ist völlig surreal“, sagt die Forscherin.

Nach Behördenangaben stieß der Schatzsucher mit seinem Metalldetektor in den Bergen von Vestre Slidre auf das rund 2500 Kilometer weit gereiste Goldstück. Es hat einen Durchmesser von annähernd drei Zentimetern und ist mit für damalige Verhältnisse durchaus komplizierten Prägungen versehen.

Eine der Abbildungen: Jesus Christus mit einer Bibel in der Hand

Auf der einen Seite ist Jesus Christus mit einer Bibel in der Hand abgebildet. Zudem ist hier eine lateinische Inschrift zu lesen, die den beteiligten Archäologen zufolge mit „Jesus Christus, König der Herrschenden“ übersetzt werden kann.

Auf der abgewandten, vergleichsweise weltlichen Seite sind dann noch die byzantinischen Kaiser-Brüder Konstantin VIII. (960 bis 1028 n. Chr.) und Basileios II. (958 bis 1025 n. Chr.) zu sehen. Ebenfalls mit einer Inschrift, diesmal griechisch, die „Basilius und Konstantin, Kaiser der Römer“ entspricht.

Goldmuenze Byzanz 5
Der ungefähre Fundort in den Bergen von Vestre Slidre. (Eigene Darstellung / NordNordWest / BY-SA 3.0)

Den Experten zufolge wurde die Münze während der gemeinsamen Regierungszeit der beiden geprägt, also irgendwann zwischen 976 und 1025 nach Christus, wobei hier fast ausschließlich Basileios das Zepter schwang. Vermutet wird Anfang des 11. Jahrhunderts, eine genauere Datierung scheint nicht möglich.

Natürlich beschäftigte man sich auch mit der Frage, wie die Münze von Konstantinopel nach Norwegen gelangt sein könnte. Eine schlüssige Theorie besagt, dass das goldene Artefakt wohl einst im Besitz von Wikinger Harald III. Hardråde war, Norwegens König von 1045 bis 1066.

Spannend: Am Fundort ist für 2024 eine größere Ausgrabung geplant

Vor seiner Regentschaft diente Harald als Teil der Garde des byzantinischen Kaisers, schließlich galten Wikinger bis weit über den Norden Europas hinaus als furchtlos und stark. Und ja, es war wohl so üblich, dass die Wachen nach dem Tod ihrer Kaiser erst mal den Palast plünderten. Das könnte also passen, zumal während Haralds Zeit in Byzanz derer drei verstarben.

Zudem verweist Science Norway in einem aktuellen Bericht zum Fund auf Sagen, aus denen hervorgeht, dass Harald und seine Männer 1046 mit unermesslichem Reichtum nach Norwegen zurückkehrten. Mit Schiffen, die voller Gold und anderer Wertgegenstände waren.

„Es liegt nahe, dass diese Münze zu den Schätzen gehört haben könnte, die Harald Hardråde mitbrachte. Außerdem erlangte er viel Macht mit dem Gold, indem er es nutzte, um für ihn wichtige Bündnisse zu schließen“, sagt Smiseth.

Dieser Theorie folgend, könnte die Münze, nachdem sie nach Norwegen gelangt war, von Harald selbst, seinem Gefolge oder Dritten auf einem alten Transportweg verloren worden sein. Die Archäologen hatten allerdings noch keine Gelegenheit, den Fundort vollständig zu untersuchen.

Geplant ist aber für das Frühjahr 2024 eine größere Ausgrabung. Und man darf sehr gespannt sein, ob es den Experten dann gelingen wird, mehr über die Hintergründe zu erfahren. Oder besser: noch mehr zu finden. Sehr spannend.

Auch Svein Harald Gullbekk, Professor am Kulturgeschichtlichen Museum in Oslo und Spezialist für Münzfunde, meldete sich in der Angelegenheit inzwischen zu Wort. Auch er sieht den möglichen Bezug zur byzantinischen Garde, ist aber beim Namen Harald Hardråde etwas vorsichtiger.

„Die Münze sieht nicht so aus, als wäre sie viele Jahre im Umlauf gewesen. Aber Harald war nicht der einzige Skandinavier, der dort gedient hat und nach Hause kam. Er ist lediglich derjenige, der in schriftlichen Quellen aus der betreffenden Zeit erwähnt wird.“

Hintergrund: Der weit gereiste Wikingerkönig Harald III. Hardråde (1015 bis 1066) starb in der legendären Schlacht bei Stamford Bridge bei einem Versuch, England anzugreifen. Sein Tod gilt als historischer Wendepunkt und Ende der Wikingerzeit.

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