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Hitlergruß-Andeutung – der erste Eklat der Schwedendemokraten

Wahlen in Schweden: Zehntausende überfluten den Instagram-Feed des Vorsitzenden der konservativen Partei mit dem Namen einer Holocaust-Überlebenden

Die meisten Politiker besitzen diesen Opportunismus-Reflex, der immer dann aktiviert wird, wenn die Politikernase Macht wittert.

Für Ulf Kristersson, den Vorsitzenden der Moderaten Sammlungspartei (M / Moderata samlingspartiet), war es im Jahr 2018 opportun, Hédi Fried, einer Holocaust-Überlebenden, zu versprechen, dass seine Partei, damals die stärkste konservative Kraft in Schweden, niemals mit der Neonazi-Partei der Schwedendemokraten (SD) zusammenarbeiten würde.

Ulf Kristersson Wahlergebnis Schweden
Ulf Kristersson, seit 2017 Vorsitzender der Moderaten Sammlungspartei, hat nun die Möglichkeit, Schwedens Premier zu werden, wenn er mit den Schwedendemokraten zusammenarbeitet, mit einer Partei, die ihre Wurzeln im Nationalsozialismus hat. (Foto: © News Øresund / Johan Wessman / CC BY 3.0)
Nun verhandelt Kristersson, nachdem seine Partei zur drittstärksten Kraft im Lande degradiert wurde, doch mit dem Rechtsradikalen Jimmie Åkesson, dessen Partei die Moderaten bei den Wahlen vergangenen Sonntag hinter sich gelassen hat. Immerhin geht es um nichts weniger als den Ministerpräsidentenposten Schwedens. An dieser Stelle tritt nun Konrad Adenauers berühmtes politisches Prinzip in Aktion, das er wie folgt auf den Punkt brachte: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.“

Um Kristersson an das Versprechen an die Holocaust-Überlebende zu erinnern, posteten über 10.000 Menschen den Namen Hédi Fried in den Instagram-Feed des Politikers. Ulf Kristersson hat 2018 der bekannten Schriftstellerin und Psychologin versprochen, dass er „nie und nimmer mit den Schwedendemokraten zusammenarbeiten“ werde.

Der Rapper Ulises Infante Azocar, bekannt als „Stor“, der die Kampagne ins Leben gerufen hat, sagte gegenüber Aftonbladet, dass die Zusammenarbeit der Partei mit den Schwedendemokraten „ein enormer Verrat an jemandem ist, der den Holocaust überlebt hat“.

Kristersson behauptet, er habe Fried nur versprochen, keinen Deal mit den Schwedendemokraten einzugehen, wenn die Allianzparteien die Wahl 2018 gewinnen würden, was laut Fried auch stimmt, aber der DN-Fotograf Paul Hansen, der zu der Zeit vor Ort war, behauptet, er habe versprochen, „niemals“ mit der rechtsextremen Partei zusammenzuarbeiten.

Rapper Stor führt seine Argumentation weiter aus.

„Ich denke, das ist krank. Sie haben sich selbst an SD gewöhnt. Sie vergessen, dass sie ihre Wurzeln im Nationalsozialismus haben. Aber gestern, nachdem Rebecka (Fallenkvist, Moderatorin bei SD’s YouTube-Kanal, Anm. d. Red.) ‚Wochenendsieg‘ (‚helg seger‘) sagte und dabei ihren Arm hochhielt, da dachte man nur: Wow. Sie sind noch nicht einmal an der Macht, und schon sagen sie solche Dinge ganz offen. Als ich es heute Morgen sah, dachte ich, dass diese alte Dame nicht vergessen werden sollte.“

Fallenkvist hat zuvor bestritten, dass sich ihre Äußerung in dem Video auf den Hitlergruß „Sieg, Heil“ bezogen habe.

„Ich war zu beschwippst und hätte nicht an einem Interview teilnehmen sollen. Ich habe es am Wochenende korrigiert, um es grammatikalisch korrekt zu machen, was Sie in meinen Kommentar hineininterpretieren, bleibt Ihnen überlassen“, sagte sie gegenüber Nyheter24.

Stor glaubt jedoch nicht an diese Erklärung.

„Für mich ist es jetzt wichtig, dass die Leute in Schweden solche Dinge nicht live auf einer Wahlparty sagen. Das ist das Einzige, was für mich wichtig ist. Ich mache mir nicht viel aus Parteipolitik, aber das ist mir nicht egal.“

Unser QUIZ zum Thema SCHWEDEN

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2 Comments
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Stefan Franke
Stefan Franke
14. September 2022 18:01

Für die politische Linke gilt jeder ein Nazi, der nicht links ist. Alles und jeden zu diffamieren, nur weil er oder sie den Arm falsch hält, ist totalitär und anti-liberal.

Last edited 1 Jahr her by Stefan Franke
Stephan Hartmann
Webmaster
16. September 2022 10:01
Reply to  Stefan Franke

„Die Wurzeln der SD liegen in der rassistischen und rechtsextremistischen Bewegung Bevara Sverige Svenskt. Die Bewegung entstand in Stockholm als Zusammenschluss von schwedischen Männern und Frauen, die zuvor teilweise Mitglieder in faschistischen oder nationalsozialistischen Organisationen gewesen waren“ – wikipedia

Nazis fangen nicht erst da an, Nazis zu sein, wenn sie Völker vernichten, sondern schon sehr weit vorher.