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Trotz positiver Effekte

Fragwürdiges Konsumsignal in Schweden: Steuer auf Plastiktüten wird wieder abgeschafft

Der Countdown für die Abschaffung der in Schweden viel diskutierten Plastiktütensteuer hat begonnen. Schon ab dem 1. November 2024 können Konsumenten in dem skandinavischen Land wieder ein paar Kronen sparen, wenn im Handel der Griff zur Tüte geht. Doch um welchen Preis?

Plastikmüll Schweden
Plastiktüte in der schwedischen Ostsee. (Foto: Emma Grann / Håll Sverige Rent)
Die Zahlen jedenfalls legen nahe, dass die Einführung der Steuer im Jahr 2020 klar den gewünschten Effekt hatte. Denn Ziel war es schlicht und ergreifend, den Verbrauch von Plastiktragetaschen (Plastiktüten) und deren negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren.

In der Folge stieg der Preis einer Tüte im Handel von etwa drei auf sieben Kronen (umgerechnet von etwas unter 30 Cent auf etwas über 60 Cent). Anlass zur Erhebung der Steuer hatten Zählungen gegeben, wonach in Schweden im Jahr 2017 pro Person 83 Plastiktüten (!) verbraucht wurden.

Von 2020 – also nach Einführung der Steuer – bis 2022 ging der Verbrauch pro Person dann von 55 auf nur noch 17 Tüten pro Person und Jahr zurück. Nach Angaben der schwedischen Umweltschutzbehörde waren es damit 2022 „nur noch“ 176 Millionen Tüten landesweit.

In einer aktuellen Umfrage hat die Organisation „Håll Sverige Rent“ (Haltet Schweden sauber) der Bevölkerung nun auf den Zahn gefühlt und gefragt, was sie von der Wiederabschaffung der Steuer hält. Dabei kam es zu bemerkenswerten Ergebnissen.

Zunächst einmal zur Grundstimmung: Knapp mehr als die Hälfte der Schweden (51 %) hält es für richtig und wichtig, dass die Verwendung von Plastiktüten weiter zurückgeht. In der Umfrage gaben allerdings nur 35 Prozent an, in Plastiktüten ein Umweltproblem zu sehen.

Umweltschützer alarmiert: „… sonst stehen wir wieder am Anfang“

Vielsagend auch: Männer, Gutverdiener und Beschäftigte in der Privatwirtschaft sind unter den Befürwortern der Steuerabschaffung überrepräsentiert. Dagegen überwiegen Frauen, Studierende und Beschäftigte im öffentlichen Dienst bei den Gegnern der Abschaffung.

„Die Verbraucher müssen weiterhin informiert werden, wie sie ihre Plastiktüten wiederverwenden und recyceln können – und vor allem, wie sie diese nicht in die Umwelt werfen. Sonst stehen wir wieder am Anfang“, teilte Johanna Ragnartz, Geschäftsführerin von Håll Sverige Rent, mit.

Ein Grundproblem: Plastiktüten sind flüchtiger Müll, der aufgrund seines geringen Gewichts und seiner Windanfälligkeit selten an einem Ort bleibt. Sie werden weggeweht, bleiben in Büschen und Bäumen hängen, landen in Straßengräben, in Waldgebieten sowie in Flüssen, Seen oder Meeren.

Daher ist es auch schwierig, genau zu quantifizieren, wie groß das Problem weggeworfener oder verloren gegangener Plastiktüten für die städtische Umwelt genau ist. Schätzungen gehen aber davon aus, dass allein in Schweden pro Woche etwa 50.000 Plastiktüten irgendwo in der Umwelt landen.

Ragnartz dazu: „Selbst wenn nur 1 Prozent aller im Umlauf befindlichen Tüten in der Umwelt landen, belasten wir die Natur gegenwärtig mit einem Plus von über 1,7 Millionen pro Jahr.“ Und das sind noch die positiven Zahlen. Die Zahlen nach Einführung der Steuer…

Unser QUIZ zum Thema SCHWEDEN

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