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Mittelalterlicher Mord im Kloster?

Schottland: Grabstein aus 13. Jh. offenbart Hinweise auf Gewaltverbrechen

Das im Südwesten Schottlands gelegene Kloster Dundrennan blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, in der neuesten Erkenntnissen zufolge auch Mord und Totschlag eine Rolle gespielt haben könnten. Gegründet wurde die ehemalige Zisterzienserabtei im 12. Jahrhundert – erbaut geradezu malerisch auf einer Landzunge am Solway Firth, einem Seitenarm der Irischen See.

Fotos: Historic Environment Scotland (HES)

Keine Geringere als Königin Maria soll hier 1568 vor der Flucht nach England ihre letzte Nacht auf schottischem Boden verbracht haben, nachdem ihre katholischen Truppen in der Schlacht von Langside durch ein protestantisches Bündnis vernichtend geschlagen worden sind.

Ferner wird berichtet, dass das Kloster abseits seiner religiösen Bedeutung auch im Handel eine bemerkenswerte Rolle innehatte. Zu den Aufgaben der Abtei gehörten nebenbei nämlich Obstanbau und Viehwirtschaft. Vor allem die hier produzierte Wolle soll mit zum Besten in Schottland gehört haben, was bereits im 13. Jahrhundert in den Berichten eines italienischen Kaufmanns zu lesen war.

Heute ist Kloster Dundrennan eine überaus sehenswerte Ruine, von der man eigentlich dachte, dass alle Geschichten überliefert sind und es keine großen Geheimnisse mehr gibt. Das allerdings könnte ein Trugschluss gewesen sein, wie neue archäologische Erkenntnisse zeigen.

Hintergrund: Um die Anlage vor dem Verfall zu retten, befindet sie sich in der Obhut von Historic Environment Scotland (HES). Einer Behörde also, die sich um die Erhaltung und Pflege historisch bedeutsamer Stätten in ganz Schottland kümmert.

Und Teil der Arbeit der Organisation an Kloster Dundrennan war es zuletzt, einen alten Grabstein zu restaurieren, der auf der Anlage gefunden worden ist. Nach dem Abschluss scheint nun sehr wahrscheinlich, dass der Stein das zeigt, was mit der darunter begrabenen Person geschehen ist: ihre Ermordung.

Die massive Platte ist eines von vielen ähnlichen Fundstücken aus dem Umfeld der Abtei. Häufig kamen darauf Hammer und Meißel zum Einsatz, wobei auf diesem Stein weniger zur Zierde als vielmehr zum Erzählen einer blutigen Geschichte Hand angelegt worden sein dürfte.

Zu sehen ist nach der Restaurierung klar die Figur eines Abtes, der seine Kutte trägt und als Ausdruck seiner hohen Stellung einen langen Stab vor seinem Körper hält. So weit, so mächtig, wäre da nicht ein kleiner Dolch dargestellt, der seitlich in seine Brust eindringt: die vermeintliche Mordwaffe.

Interessanterweise haben die Steinmetze das Abbild des mutmaßlichen Mörders in ihrer Arbeit gleich mitgeliefert. Er ist als menschliche Miniaturdarstellung zu Füßen des Abtes zu sehen, mit klaffender Wunde bzw. heraushängenden Eingeweiden.

Die Person, die von den beteiligten Forschern als Angreifer des Abtes angesehen wird, scheint demnach von ihrer Untat nicht wirklich profitiert zu haben. Verstärkt wird diese Interpretation noch dadurch, dass das spitze Ende des Mönchsstabes auf dem Kopf der kleinen Figur ruht. Wahrscheinlich symbolisiert dieses Detail den Triumph des Abtes – zwar nicht im Diesseits, aber dafür im Jenseits.

Mehr über die Arbeit von Historic Environment Scotland sowie zum Besuch der Abtei Dundrennan erfahren Sie auf der Webseite der Behörde. Hier der Link.

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sh

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