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Besondere Zeit für eine Reise nach Norwegen

17. Mai – Norwegen feiert den Verfassungstag

Der 17. Mai in Norwegen ist etwas Besonderes. Erwachsene und Kinder fiebern gleichermaßen diesem Datum entgegen – denn dann heißt es: jetzt wird gefeiert, mit Partys, Sektfrühstück und Trachtenumzug!

17. Mai Norwegen Oslo
Feierlichkeiten zum 17. Mai in Norwegens Hauptstadt Oslo. (Foto: Gadiel Lazcano)
Diese Zeit im Mai ist eine besondere für eine Reise nach Norwegen. Wenn man die Gelegenheit dazu hat, sollte man gerade als Auswärtiger unbedingt an den Feierlichkeiten teilnehmen.

Die Deutschen haben ihren Rosenmontag, die Iren den Saint Patrick‘s Day. Die Norweger den Syttende Mai.

Während Nationalfeiertage in vielen Ländern mit Militärparaden begangen werden, ist der norwegische Verfassungstag ein ziviles Ereignis, ein Kinder- und Familienfest. Anstatt Uniformen, werden bei der Parade Trachten getragen. Der nicht-militärische Charakter des norwegischen Nationaltages ist geradzu sein Markenzeichen, ein Unterscheidungsmerkmal gegenüber all den anderen säbelrasselnden Nationaltagsfeiern vieler anderer Länder mit ihrem Tressenpomp, dramatisch dreinschauenden Soldaten und Militärparodien.

Der Tag der Vefassung, auch bekannt als grunnlovsdag oder einfach Syttende Mai (was auf Norwegisch „17. Mai“ bedeutet), ist ein nationaler Feiertag in Norwegen, der jährlich im Mai gefeiert wird. Er erinnert an die Unterzeichnung der norwegischen Verfassung im Jahr 1814, mit der Norwegen als unabhängige Nation begründet wurde. Der Tag wurde erst nach dem Tod von König Karl III Johann von Schweden und Norwegen im Jahr 1844 richtig gefeiert.

Der Tag wird üblicherweise mit Fahnenschwenken und Reden begangen, mit Essen und Trinken. Überall im Land gibt es Paraden, die größte von ihnen findet natürlich in der Hauptstadt Oslo statt. Darunter auch eine Kinderparade namens „Barnetoget“, bei der Tausende von Schulkindern durch das Stadtzentrum marschieren, norwegische Flaggen schwenken und patriotische Lieder singen.

Entstehung des Kinderumzugs

Kinderumzug 17. Mai
Traditionelle Kinderparage am 17. Mai in Trondheim. (Foto: Ivar Husevåg Døskeland / CC BY 2.0)
Die Kinderparade ist das Herzstück der Feierlichkeiten zum 17. Mai in Oslo. An der Parade, die vom Balkon des Königspalastes aus von der königlichen Familie „abgenommen“ wird, nehmen etwa 30.000 Kinder aus rund 100 Schulen teil. Doch Kinder waren nicht von Anfang an bei den Feierlichkeiten involviert. Der erste Kinderumzug

Der Schulmeister Peter Qvam (1822-1907) hatte die Idee für den Kinderumzug im Jahr 1869. Qvam war ein enger Freund von Bjørnstjerne Bjørnson, und gemeinsam argumentierten und agitierten sie in Zeitungsartikeln und bei anderen öffentlichen Gelegenheiten für den Kinderumzug.

Der erste Kinderumzug fand am 17. Mai 1870 statt. Es war ein reiner Jungenumzug mit etwa 1.200 Kindern. Den Kern bildeten die Schüler der Schule von Qvam in Christiania (heute Oslo).

Die ersten Mädchen nahmen 1889 an der Kinderprozession teil. Es waren Schülerinnen der Schule von Frau Ragna Nielsen. Die Møllergata-Schule in Christiania war die erste Schule des Landes, die eine eigenes Schulorchester hatte. Sie spielte bei der ersten 17. Mai-Prozession im Jahr 1902.

Die „Ragna Nielsens Schule“ (offiziell: Ragna Nielsens Latein- und Realschule) war die erste koedukative Schule des Landes für Jungen und Mädchen, als sie 1885 von Ragna Nielsen gegründet wurde.

Auch das Lehrpersonal bestand aus beiden Geschlechtern, – damals galt es als unüblich, dass eine Frau Jungen unterrichtete. Nielsen setzte Frauen als Lehrerinnen ein, und zwar bis zum Abitur. Die Schule umfasste zunächst nur die Vorschule und die Mittelschule, später auch das Gymnasium, und wurde schließlich zu einer der größten und angesehensten Schulen der Stadt.

Seit seiner Einführung wurden nur während der deutschen Besetzung Norwegens im Zweiten Weltkrieg (1940-1945) und während der Corona-Pandemie (2020-2021) keine Kinderumzüge am norwegischen Verfassungstag organisiert.

Russefeiring – Die Feiern der Abiturienten

Russefeiring 17. Mai Norwegen
Abiturientinnen bei der Kinderparade in Trondheim am norwegischen Nationalfeiertag, dem 17. Mai. (Foto: Ivar Husevåg Døskeland / CC BY 2.0)
Die Abschlussklasse der videregående (Oberstufe), dem norwegischen Äquivalent des Gymnasiums, bekannt als russefeiring, feiert am 17. Mai ihr eigenes Fest.

Dabei bleiben die Abiturienten (auf Norwegisch russ genannt) die ganze Nacht auf und ziehen ihre Runde durch die Gemeinde. Die jungen Leute veranstalten später am Tag ihre eigene Parade, in der Regel gegen 16 oder 17 Uhr.

Ursprung des Nationalfeiertages

Die Verfassung von Norwegen wurde am 17. Mai 1814 in Eidsvoll unterzeichnet. In der Verfassung wurde Norwegen zu einem unabhängigen Königreich erklärt.

Anfangs war das Datum kein besonders gefeierter Tag. Die Feierlichkeiten fanden spontan und im privaten Rahmen statt.

Norwegen befand sich zu dieser Zeit in einer Personalunion mit Schweden (d.h., die zwei getrennten Nationen hatten einen gemeinsamen Monarchen), und einige Jahre lang sträubte sich der König von Schweden und Norwegen, die Feierlichkeiten offiziell zu machen.

In den 1820er Jahren verbot König Karl XIV. die Feierlichkeiten sogar, da er der Meinung war, dass sie eine Art Protest und Missachtung, ja sogar eine Revolte gegen die Union darstellten. Die Haltung des Königs änderte sich nach den Vorfällen auf dem Marktplatz in Christiania im Jahr 1829.

An diesem Tag kam es zu einem Zwischenfall mit militärischem Einsatz, der als torvslag („Torfstechen“) in die Geschichte einging. Im Versuch, diue königliche Order, die öffentliche Ordnung durch eine Auflösung der Feierlichkeiten aufzulösen, wurden viele feiernde Menschen an diesem Tag vom Militär bedrängt, darunter Frauen und Kinder, unbeteiligte Passanten und auch Horatioren der Stadt.

Torvslaget 17. Mai 1829
Torgslaget oder Torvslaget war ein Ereignis, das sich zutrug, als der schwedische Gouverneur, Graf Baltzar von Platen, am 17. Mai 1829 Kavallerie gegen Osloer Bürger und Studenten einsetzte. (Abb.: Farbige, zeitgenössische Federzeichnung von Hans E. Reimers. Quelle: Nasjonalbiblioteket / Norwegische Nationalbibliothek.)
Die Gewehre waren durchgeladen, die Säbel gezückt, die Situation ein Pulverfass. Es hätte nicht viel gefehlt und es hätte ein Massaker stattgefunden. Schließlich kam es jedoch nicht zum Äßersten. Tote gab es keine, einige Verletzte. Und anschließend hagelte es Anzeigen ehrbarer Bürger gegen das teilweise gewaltsame Vorgehen des Militärs. Das hat den König, der beinah eine Katastrophe befohlen hatte, dazu bewogen, seine Einstellung zu den Feierlichkeiten des 17. Mai zu lockern. Er duldete fortan die Feiern des Volkes.

Doch erst 1833 wurden öffentliche Ansprachen gehalten, und die offizielle Feier wurde in der Nähe des Denkmals des ehemaligen Regierungsministers Christian Krohg eingeführt, der einen Großteil seines politischen Lebens damit verbracht hatte, die persönliche Macht des Monarchen zu beschneiden. Die Ansprache wurde von Henrik Wergeland gehalten und von einem vom König selbst entsandten Informanten genauestens bezeugt und belegt.

Es ist das Verdienst des Dichters Henrik Wergeland, den Søttende/Syttende mai zu einem Festtag für die Kinder und nicht zu einem Tag des patriotisch-militärischen Stolzes gemacht zu haben.

Tatsächlich zeigt der Tag, dass die Kinder, d. h. die Zukunft des Landes, der patriotische Stolz sind, wenn man Wergelands Gedanken folgt. Fahnen und Musik dominieren den Tag.

Zum Gedenken an seinen Beitrag ziehen die Abiturienten in Oslo einen überdimensionalen Hut auf seine Statue in der Nähe des Storting (Parlament); die jüdische Gemeinde legt am Morgen einen Kranz auf sein Grab, um seinen Einsatz für die Juden zu würdigen.

Die norwegische Verfassung mit ihren Grundprinzipien der Volkssouveränität, der Gewaltenteilung und der Freiheit des Individuums (zu der insbesondere die Meinungsfreiheit gehörte) war damals – abgesehen von der Religionsklausel – die modernste Verfassung in Europa und überlebte als einzige die Restauration nach dem Wiener Kongress. Karl Marx bezeichnete die Verfassung als „die demokratischste im modernen Europa“.

Hovedtoget – Die Hauptparade

17. Mai-Parade Oslo
Die Hauptparade am 17. Mai in Oslo. (Foto: Marta Matwiszyn)
Die Hauptparade, die als Hovedtoget bekannt ist, findet später am Tag statt und umfasst Marschkapellen, Trachten und Festwagen.

Die Feierlichkeiten zum norwegischen Verfassungstag, auch Norwegentag, beschränken sich nicht auf Norwegen selbst, denn Norweger und Menschen norwegischer Abstammung feiern diesen Tag auf der ganzen Welt mit Paraden und kulturellen Veranstaltungen.

In einigen Städten wie New York und Seattle gehören die Feierlichkeiten zum Norwegentag zu den größten und beliebtesten Einwanderer-Festen des Jahres, gleich nach dem Saint Patrick’s Day.

Neben den Paraden und Festlichkeiten ist der Norwegentag auch ein Tag des Schlemmens und des geselligen Beisammenseins, an dem viele Menschen Versammlungen und Partys besuchen.

Oft werden einfache aber zur Tradition gewordene Speisen wie Hot Dogs, Eis und Waffeln serviert, und an diesem Tag wird auch Aquavit, ein norwegischer Schnaps, getrunken. – Zum Frühstück gibt es für die Erwachsenen auch Sekt. – Zumindest rheinische Karnevalisten sollten bei Alkohol zum Frühstück ganz und gar heimatliche Gefühle verspüren.

Insgesamt ist der Norwegen-Tag ein fröhlicher und feierlicher Anlass, der an die Unabhängigkeit und die nationale Identität Norwegens erinnert.

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