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Glücksspiel in Finnland

Spielautomaten sollen aus Krankenhäusern entfernt werden

Finnland ist nicht nur schön, sondern auch Veikkaus-Land. Die Firma Veikkaus ist ein Glücksspielmonopolist im Besitz des finnischen Staates. Das Unternehmen verfügt über eine exklusive Wettlizenz für Lotterien, Sportwetten und Glücksspielautomaten. Letztere sind in Finnland so präsent, dass sie nicht nur in Tankstellen, Fähren, Restaurants und Kneipen aufgestellt werden, sondern auch in Supermärkten und in Cafés von Krankenhäusern und Rehakliniken. Es scheint, dass Schulen die einzigen Orte in Finnland sind, die vor den Spielautomaten sicher sind. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Veikkaus vom finnischen Bildungsministerium verwaltet wird.

Spielautomaten Finnland
Veikkaus-Spielautomaten auf der Finnlines-Fähre. (Foto Nordisch.info)
Die Kritik am Geschäftsgebaren des Monopolisten wächst, eine Bürgerinitiative fordert die Entfernung der Automaten aus Supermärkten und Kiosken, wie das finnische Nachrichten-Portal Yle Uutiset am Dienstag dieser Woche berichtete. Die Initiative sammelte über 20.000 Unterschriften. Damit gerät das Glücksspielunternehmen immer stärker unter Druck.

Der stellvertretende Generaldirektor, Velipekka Nummikoski, schob die Verantwortung zunächst gänzlich auf die Politik ab. In einem Interview mit dem Morgenmagazin Aamu-TV sagte er: „Das Aufgeben der gewohnten Orte für Spielautomaten ist ein politisches Problem. Das Mandat des Unternehmens allein reicht nicht aus, um eine solche Entscheidung zu treffen.“ Seiner Meinung nach hätte die Entfernung der Spielautomaten von ihren angestammten Plätzen große soziale Folgen.

Die Initiatorin der Unterschriftenaktion, Jenna Mäkelä, würde dem Aspekt der sozialen Folgen sicherlich zustimmen, wenn auch nicht so, wie Nummikoski es meinte. Mäkelä sagte gegenüber Yle, dass sie an einer schweren Spielsucht gelitten habe, die zu einer Verurteilung wegen Betrugs und einem Selbstmordversuch geführt habe.

„Spielsucht ist eine Krankheit, von der auch Angehörige betroffen sind. Viele befinden sich in einer Situation, in der es keine Hoffnung gibt“, sagte Mäkelä.

Die Verantwortlichen von Veikkaus reagierten nach der Aussage ihres stellvertretenden Generaldirektors mit einem Korrektiv. Das Unternehmen will nun eine Ethikkommission einrichten, heißt es einen Tag später.

Nachdem die Boulvardzeitung Iltalehti darüber berichtet hatte, dass bestimmte Medikationen die Spielsucht begünstigen könnten, hat der Glücksspielmonopolist beschlossen, der Aufregung zuvorzukommen. Nun berichtete Iltalehti gestern darüber, dass Veikkaus beschlossen habe, „klammheimlich“ acht Automaten von Orten zu entfernen, „die als unpassend scheinen“. Mit den unpassenden Orten sind einige Krankenhaus-Cafés gemeint.

Marko Peltokorpi, Verkaufsleiter bei Veikkaus, sagte gegenüber IL, dass das Unternehmen die Praxis der Platzierung von Spielautomaten in der Nähe von Krankenhäusern, Gesundheitskliniken und Rehabilitationszentren überprüfe.

„Die Richtlinien von Veikkaus besagen, dass Spielautomaten nicht in Räumlichkeiten aufgestellt werden sollten, in denen die Kundschaft hauptsächlich aus Minderjährigen besteht“, sagte Peltokorpi gegenüber der Boulevardzeitung. „Dieser Absatz wurde nun dahingehend interpretiert, dass er sich auch auf Standorte erstreckt, deren Hauptklientel aus Kranken und Alten besteht.“

Anfang der Woche teilte Veikkaus-Geschäftführer Olli Sarekoski mit, dass die Anzahl der Spielautomaten innerhalb der nächsten Jahre reduziert werde. Aufgrund einer kürzlich verabschiedeten Gesetzesänderung muss der Spielautomatenbetreiber in Finnland bis zum Jahr 2022 eine Technologie zur Identitätsprüfung in den Geräten installieren.

Sarekoski geht davon aus, dass dadurch das Interesse am Glücksspiel abnehmen werde und der Bedarf an Spielautomaten zurückgehe.

Veikkaus reagiert schnell und beschwichtigend auf die Bedenken aus der Öffentlichkeit, weil die langfristige Monopolstellung des Unternehmens von der Akzeptanz in der Bevölkerung abhängt.

ap

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