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Erstaunliche Beobachtung von Naturschützern

Estland: Warum finden derzeit so viele Braunbären nicht den wohl verdienten Winterschlaf?

Tierexperten beobachten in Estland gerade ein Phänomen, für das es noch keine schlüssige Antwort gibt. Oder sagen wir besser: keine eindeutige. Gemeint ist die Tatsache, dass für diese Jahreszeit noch ungewöhnlich viele Braunbären durch die Wälder streifen – statt Winterschlaf zu halten.

Bär Alutaguse
Ein Braunbär in Estlands Wäldern. Warum nur schläft er noch nicht? (Foto: John Boyle, CC BY-NC 2.0)

Den Schilderungen zufolge kann der Schlafverzug nicht auf das gegenwärtige Klima oder zu milde Temperaturen im Herbst zurückgeführt werden. In Einzelfällen könnten zwar Holzfäller oder Jäger der Grund sein, heißt es. Aber in dieser Zahl? „Nein, das passt nicht“, sagte dieser Tage Eleri Lopp, Sprecherin der um den Schutz größerer Wildtiere bemühten Organisation Suurkiskjate MTÜ.

„Bären in Estland halten normalerweise zu dieser späten Jahreszeit und erst recht bei den kalten Temperaturen Winterschlaf“, so ihre Einschätzung. „Meiner Erfahrung nach verlassen die Bären in der Regel Mitte Oktober ihre Futterplätze und suchen sich ein gemütliches Plätzchen.“

Damit stellt sich die Fragen nach den Gründen, wobei zunächst der Artbestand von Bedeutung sein könnte. Der Eurasische Braunbär (Ursus arctos arctos) ist derzeit die einzige Bärenart, die in Estland vorkommt. Es gibt wahrscheinlich einige hundert Exemplare, wobei die Zahl zuletzt gestiegen ist.

Dies kann laut Lopp ein Baustein zur Erklärung des Schlafmangels sein. Denn wo mehr Bär, da weniger Platz zur Isolation. Heißt: Die Suche nach einem passenden Platz könnte – womöglich auch durch vermehrtes Abholzen – schlichtweg schwieriger geworden sein.

Auch das Auslegen von Ködern durch Jäger oder die essbaren Hinterlassenschaften von Waldbesuchern dürften sich ausgewirkt haben, sagt die Expertin, da sich die Tiere so schnell an die leichter verfügbare Nahrung gewöhnten.

Das ist womöglich auch der Grund dafür, dass sich immer mehr Bären in Gebiete vorwagen, die von Menschen bewohnt sind. Was den Winterschlaf betrifft, dürfte es also eine Summe aus mehreren Faktoren sein. Geklärt ist jedoch noch nichts, wie ERR.ee berichtet.

Es heißt aber: Vor allem größere, männliche Bären ziehen es eigentlich vor, weiter vom Menschen entfernt zu sein. Gleichzeitig koste es sie viel Energie, im Winter unterwegs zu sein. Energie, die durch leicht verfügbare Nahrung natürlich gewonnen werden kann – womöglich zulasten der Schlafenszeit.

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