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„Wir unterschätzen, wie wichtig ihnen Tiere waren“

England: Großes Wikingerheer segelte wahrscheinlich mit Pferden und Hunden an Bord

Das Große Wikingerheer, das etwa Mitte des 9. Jahrhunderts von Skandinavien / Dänemark nach England segelte, hatte nach neuesten Erkenntnissen Pferde, Hunde und möglicherweise Schweine mit an Bord. Zudem dürften die Anführer mitunter enge (emotionale) Beziehungen zu ihren Tieren gepflegt haben.

Foto 1: Die Begräbnisstätte Heath Wood in Derbyshire (Tessi Löffelmann / Durham University)
Foto 2: Fragment eines verbrannten Pferdeknochens (Tessi Löffelmann / Durham University)
Foto 3: Verzierter Griffschutz eines Wikingerschwertes und Schildspange aus demselben Grab (Julian Richards / University of York)
Foto 4: Teil eines verbrannten Pferdeknochens / Elle (Jeff Veitch / Durham University)

Damit scheint die gängige Theorie, wonach sich die Nordmänner bei ihren Beutezügen in England auch in puncto Nutztiere „bedienten“, zumindest in Teilen widerlegt. Stattdessen brachte man mit, folgern Archäologen aus Knochenfunden, die in Grabhügeln in Heath Wood (Grafschaft Derbyshire) geglückt sind.

Die verbrannten tierischen und menschlichen Überreste wurden hier zusammen begraben, was auf eben jene Bindung zwischen Mensch und Tier hindeutet. Ein Thema, das die Forscherin Tessi Löffelmann von der Durham University aktuell intensiv beleuchtet.

„Sie wurden eher wie Haustiere behandelt und nicht nur zu wirtschaftlichen Zwecken“, teilte sie gegenüber der BBC mit. „Ich finde das wirklich rührend. Und es zeigt, dass wir unterschätzen, wie wichtig Tiere für die Wikinger waren.“ Also auch in emotionaler Hinsicht.

Tiere mussten tagelang auf Wikinger-Langbooten mit über die Nordsee reisen

Die Tiere wurden von den Wikingern auf Langbooten über die Nordsee transportiert. Die beschwerlichen Überfahrten konnten mehrere Wochen dauern. „Die Pferde waren damals kleiner als heute, was die Reise etwas angenehmer gemacht haben könnte, nass und ungemütlich war es wohl trotzdem“, schätzt Löffelmann.

Prof. Julian Richards von der University of York, der die Ausgrabungen mitleitete, sieht das ähnlich: „Der Wandteppich von Bayeux zeigt normannische Kavallerie, die Pferde ausschifft. Aber jetzt haben wir den ersten wissenschaftlichen Nachweis, dass Wikingerkrieger schon 200 Jahre früher Pferde nach England transportierten.“

Die Archäologen fanden in Heath Wood, der einzigen großen Wikinger-Feuerbestattungsstätte in Großbritannien, auch einen Schweineknochen. Dabei handelte es sich aber wohl nicht um ein lebendes Tier, sondern um eine knöcherne Spielmarke, die aus Skandinavien mitgebracht worden war.

Dass die mitverbrannten Tiere aus Skandinavien stammten, konnte durch Strontium-Analysen nachgewiesen werden. Dieses Element kommt in der Natur in Gestein, Boden und Wasser vor, bevor es sich in Pflanzen und dann nachgeordnet auch in Knochen und Zähnen wiederfinden lässt.

Eine an der Untersuchung beteiligte Archäologin teilte mit, die Anwendung dieser Technik auf verbrannte Knochenreste sei „aufregend“, da viele Wikingerbestattungen durch Einäscherung erfolgten. „Das hat uns eine ganz neue Möglichkeit der Beweisführung eröffnet“, so die Forscherin.

Die analysierten Überreste werden mit jenem Großen Wikingerheer in Verbindung gebracht, das im Jahr 865 nach Christus aus Dänemark in Großbritannien einfiel und einen Großteil der Landfläche plünderte und eroberte.

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