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Neue Hinweise auf aktive Bühnenkarriere

England: Spielte Shakespeare auf der Bühne einst den eifersüchtigen Ehemann?

William Shakespeare (1564 bis 1616) gilt nicht nur als einer der größten Dramatiker aller Zeiten, sondern soll zu Lebzeiten auch als Schauspieler eine gute Figur abgegeben haben. Nur war es bislang nicht möglich, ihm eine aktive Bühnenrolle zuzuschreiben. Schlichtweg nichts bewiesen.

William Shakespeare
William Shakespeare gemalt von John Taylor. Darren Freebury-Jones sagte, Shakespeare sei „ein Genie, das die Federn eines anderen Dramatikers nimmt und sie in einen Pfau verwandelt“. (Quelle: National Portrait Gallery, London / gemeinfrei)
Nun jedoch hat Forscher Dr. Darren Freebury-Jones anhand einer linguistischen Analyse festgestellt, dass Shakespeare in einem Drama seines Kollegen Ben/Benjamin Jonson (1572 bis 1637) aus dem Jahr 1598 in Erscheinung getreten sein dürfte: als zwanghaft eifersüchtiger Ehemann.

Freebury-Jones, ein ausgewiesener Shakespeare-Fachmann, hat bei seinen Recherchen verblüffende Ähnlichkeiten zwischen Passagen, die Thorello (der Ehemann) in „Every Man in His Humour“ rezitiert und solchen, die Shakespeare später in seinen eigenen Werken verwendet hat. U.a. in Hamlet.

Der Forscher dazu: „Was ich gefunden habe, sind einige wirklich interessante Verbindungen in Bezug auf die Sprache. Sie deuten darauf hin, dass Shakespeare sich, vielleicht unbewusst, an seine eigenen Bühnenzeilen erinnert hat.“

Schauspieler besaßen zu dieser Zeit im Allgemeinen keine Kopien eines ganzen Stücks. Stattdessen beschränkten sich ihre Skripte auf ihre jeweiligen Zeilen und ihre Stichworte für den Einsatz – die jeweils letzten Fragmente des Vorredners.

Einige grammatikalische Muster und gedankliche Ähnlichkeiten zwischen seinen eigenen Zeilen und denen von Thorello lassen darauf schließen, dass Shakespeare mit dieser Rolle bestens vertraut war. So gut, dass er sie nach Meinung von Freebury-Jones nur gespielt haben kann.

„For God’s sake, sweetheart, come in out of the air“

Geburtshaus Shakespeare
Shakespeares Geburtshaus in Stratford-upon-Avon in der Grafschaft Warwickshire. (Foto: Nigel Hoult / CC BY 2.0)
Der Wissenschaftler nennt in der Tat plausible Beispiele für seine Theorie: So erwidert Bianca in Jonsons Stück den Vorwurf, eine Affäre zu haben, mit den Worten: „For God’s sake, sweetheart, come in out of the air“, worauf Thorello murmelt: „How simple and how subtle are her answers?“

In Shakespeares Hamlet (1601) hingegen sagt Polonius: „‘Indeed, that is out o’th’ air“, um hinzuzufügen: „How pregnant sometimes his replies are.“ Ein weiteres Beispiel von Thorello: „Spite of the devil, how they sting my heart.“

Für Marias Rede in Twelfth Night (Was ihr wollt/1601): „La you, an you speak ill of the devil, how he takes it at heart.“ Und noch einmal ein Zitat Thorellos: „They would give out, because my wife is fair“, das Shakespeare in Othello (1604) aufgreift: „To say my wife is fair.“

Freebury-Jones stellte laut dem Guardian auch fest, dass andere vergleichende Ausdrücke, wie sie ja in der Literatur immer mal möglich sind, „nicht annähernd so kontextuell interessant sind wie die, die es bei Thorello gibt“.

Zwar gibt es mündliche Überlieferungen zu Rollen, die Shakespeare selbst gespielt haben soll. Und klar ist, dass er in seinen eigenen Stücken mitgespielt hat. Aber wo genau und wann? Auch hierzu fehlen bislang die Beweise. Freebury-Jones könnte auf der richtigen Spur sein.

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