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Vergleich mit 2. Weltkrieg

Großbritannien macht Druck auf die Färöer: Wollen keine russischen Schiffe in gemeinsamen Gewässern sehen

Die britische Regierung betrachtet das Fischereiabkommen zwischen den Färöern und Russland mit Sorge. So sehr, dass die britische Botschafterin in Dänemark, Emma Hopkins, erst gestern einen Kommentar mit einer klaren Aufforderung an die färöische Regierung in der zweitgrößten färöischen Tageszeitung veröffentlicht hat. Ein ungewöhnlicher Schritt, der als Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Färöer interpretiert werden kann.

Exporte Färöer Russland
Nach einem kurzzeitigen Rückgang, sind die färöischen Fischexporte nach Russland zurück auf Vorkriegs-Niveau. (Foto: hagstova.fo)
„Die Entscheidungen, die wir jetzt treffen, definieren uns und die langfristige Zukunft, die wir wollen“, schreibt sie im Sosialurin und erklärt, dass das Vereinigte Königreich nicht möchte, dass russische Schiffe Zugang zu den britischen/färöischen Gewässern westlich der Shetlandinseln haben, schreibt der dänischen Rundfunk DR.

„Großbritannien hat sich klar ausgedrückt. Wir wollen nicht, dass russische Schiffe in unseren gemeinsamen Gewässern in der ‚Sonderzone‘ fischen dürfen und von der Fischerei in diesem Gebiet profitieren“, so die Botschafterin in dem Sosialurin-Artikel.

Die Sonderzone ist ein Gebiet westlich der Shetland-Inseln, in dem russische Schiffe Blauen Wittling fangen dürfen. Die Färöer Inseln haben dies im Rahmen des Fischereiabkommens mit Russland genehmigt.

Obwohl es sich um ein Seegebiet handelt, das sowohl zu Großbritannien als auch zu den Färöern gehört, können die Briten rechtlich nichts unternehmen, um die russischen Schiffe da herauszuhalten, solange diese die Erlaubnis der Färöer zum Fischen haben.

Großbritannien übt bereits seit Monaten diplomatischen Druck auf die Färöer aus, damit der Archipelstaat sein Fischereiabkommen mit Russland fallen lässt.

„Das Vereinigte Königreich befindet sich in konstruktiven Gesprächen mit der färöischen und der dänischen Regierung und wir bemühen uns weiterhin um ein Verbot für russische Schiffe, die in der Sonderzone fischen“, so ein Sprecher der Botschaft gegenüber dem DR.

Großbritannien räumt ein, dass die Färöer die Maßnahmen gegen Russland verschärft haben, indem sie den Zugang für russische Schiffe, die nicht Teil des Fischereiabkommens sind, eingeschränkt haben, schreibt das dänische Nachrichtenportal. Dies ist den Briten jedoch nicht genug.

Ungewöhnlich, dass sich eine Botschaft auf diese Weise äußert

Heini í Skorini, außerordentlicher Professor für internationale Politik und Leiter der Bildungsabteilung an der Universität der Färöer, sagt gegenüber dem DR, dass der Schritt der britischen Botschafterin, sich an die Öffentlichkeit zu wenden, ungewöhnlich sei. – Er zeige aber auch, wie ernst es den Briten damit sei.

„Im Kern geht es um die Tatsache, dass wir zwei Länder mit zwei unterschiedlichen Sanktionspolitiken gegenüber Russland haben. Das Vereinigte Königreich hat wegen des Krieges in der Ukraine russische Schiffe aus britischen Gewässern verbannt. Die Färöer Inseln haben das nicht getan“, sagt Heini í Skorini.

In diesem Sommer dokumentierte das investigative Portal Frihedsbrevet auf den Färöern, dass der diplomatische Druck auf die Färöer seit längerem andauere.

Sowohl der britische Fischereiminister als auch die britische Botschafterin in Dänemark haben einen Brief an die färöische Regierung geschickt und sie aufgefordert, eine Lösung für die britischen Bedenken gegen das Abkommen zu finden.

Jan Lamhauge, Journalist bei Frihedsbrevet, hält es auch für ungewöhnlich, dass die britische Botschaft jetzt mit einem Meinungsbeitrag an die Öffentlichkeit geht, wo doch die färöische Regierung vor der Entscheidung steht, ob sie das Abkommen mit Russland verlängern will oder nicht.

„Das größte und sensibelste politische Thema auf den Färöern ist im Moment wahrscheinlich die Frage, wie unsere Russlandpolitik aussehen soll. Es ist daher recht ungewöhnlich, dass wir plötzlich einen Beitrag von einer britischen Botschafterin erhalten. Normalerweise mischt man sich nicht auf diese Weise in die färöische Politik ein“, so Lamhauge zum DR.

„Es ist vielleicht übertrieben, von einem Konflikt zu sprechen, aber die Sprache hat sich auf jeden Fall verschärft.“

Ukrainische Botschaft hat kein Verständnis für die färöische Zusammenarbeit mit Russland

Der ukrainische Botschafter in Dänemark, Vydoinyk Mykhailo, hat sich bereits vor einem Monat zu dem Fischereiabkommen zwischen den Färöern und Russland geäußert.

Bei einem Besuch auf den Färöer-Inseln, sagte er in einem Interview mit Kringvarp Føroya, dass die Färöer nicht zu naiv an Abkommen mit Russland herangehen sollten.

Unter Bezugnahme auf das Fischereiabkommen sagte er dem Mediun:

„Ich kenne Ihre Geschichte nicht sehr gut, aber fragen Sie Ihre Großeltern: Haben Sie in den 1940er Jahren ein solches Abkommen mit Hitler geschlossen? Ich weiß es nicht, aber ich nehme es nicht an.“

Der Botschafter betonte, wie wichtig es sei, dass die Verbündeten der Ukraine den Handel mit Russland einstellten.

„Wenn Putin dieses Geld entzogen wird, dann wird er gezwungen sein, den Krieg zu beenden, weil die eigene Bevölkerung anfangen wird, sich Gehör zu verschaffen“, so der Botschafter.

Gegenüber dem DR erkläte Mykhailo, dass er es begrüßen würde, wenn die Färöer Inseln ihre Abhängigkeit von Russland verringern würden. Deshalb habe der Botschafter die färöische Regierung auch dazu ermutigt, nach Alternativen zu suchen:

„Die Ukraine könnte möglicherweise Hering oder Makrele kaufen. Auch unsere Soldaten brauchen Nahrung. Ich weiß, dass unsere Fischproduzenten bereit sind, je nach Preis Verträge mit den Färöern zu schließen.“

Seine Botschaft ist eindeutig: „Stoppen Sie den Handel mit Russland mit allem, was Sie können, und helfen Sie uns, diesen Krieg gemeinsam zu gewinnen.“

Färöischer Ministerpräsident verweigert Kommentar

Der dänische Rundfunk hat versucht, eine offizielle Stellungnahme des färöischen Ministerpräsidenten, Aksel V. Johannesen, zu dem Thema zu bekommen, dieses Vorhaben blieb erfolglos, wie der DR schreibt.

Sein Büro gab lediglich diese Stellungnahme ab:

„Die Position des Vereinigten Königreichs zu russischen Schiffen in der Sonderzone zwischen den Färöern und dem Vereinigten Königreich ist wohl bekannt. Die färöische Regierung erörtert derzeit, ob das Fischereiabkommen verlängert werden soll oder nicht, und geht davon aus, dass sie in den kommenden Wochen eine Ankündigung machen wird. Solange keine Klärung vorliegt, gibt der Gesetzgeber keine weiteren Kommentare ab.“

Die aktuelle färöische Regierung wäre in Erklärungsnot, sollte der Vertrag mit Russland erneuert werden. Der aktuelle Ministerpräsident des Landes hatte noch im Jahr 2022, damals in der Opposition befindlich, die damalige Regierung für das Abkommen mit Russland kritisiert.

In jener Zeit schrieben Aksel V. Johannesen und der damalige Außenminister der Färöer, dass sie stolz darauf seien, dass ihre Vorfahren, den Fisch nach Großbritannien brachten, anstatt nach Deutschland.

„Wir sind stolz darauf, dass unsere Vorfahren während des Zweiten Weltkriegs mit Fisch nach Großbritannien segelten. Wir wären nicht stolz, wenn unsere Vorfahren während des 2. Weltkriegs mit Fisch nach Deutschland gesegelt wären. – Und unsere Nachkommen werden kaum stolz auf uns sein, wenn wir das russische Volk ernähren, während die russische Kriegsmaschinerie ein freies Land und unschuldige Menschen bombardiert“, so die beiden Politiker im Vergangenen Jahr.

Im Dezember kamen ihre Parteien an die Macht, – die neue Regierung schränkte die Zahl der russischen Schiffe, die in färöische Häfen einlaufen dürfen, zwar ein, positionierte sich seitdem jedoch nicht eindeutig in der Sache des Abkommens.

Politrikprofessor Heini Í Skorini sagt dazu gegenüber dem DR:

„Seinerzeit gab es eine sehr deutliche Rhetorik und Kritik an der Regierung. Jetzt sind sie am Ruder und haben seit vielen Monaten keine Entscheidung mehr treffen können. So oder so, die derzeitige färöische Regierung wäre in Erklärungsnot, sollte sie sich für die Fortsetzung des Fischereiabkommens mit Russland entscheiden.“

Über das Fischereiabkommen zwischen den Färöern und Russland

Das Fischereiabkommen zwischen den Färöern und Russland, bzw. seinem Vorgängerstaat Sowjetunion, besteht seit 1977.

Das Abkommen besagt, dass färöische Trawler Kabeljau in der Barentssee fangen dürfen, während russische Trawler Blauen Wittling vor den Färöern fangen dürfen, einschließlich eines Gebiets zwischen den Färöern und dem Vereinigten Königreich westlich der Shetland-Inseln.

Das Fischereiabkommen zwischen den Färöern und Russland wird in der Regel im November neu ausgehandelt, wenn die Quotenzuteilung für das kommende Jahr vereinbart wird.

Vier färöische Reedereien haben Quotenrechte für den Fischfang in der Barentssee.

Etwa 30 russische Schiffe haben im Rahmen des Abkommens Lizenzen für den Fischfang in färöischen Gewässern. Die Lebensmittellieferungen sind von den EU-Sanktionen gegen Russland ausgenommen.

Laut Vertrag darf die ehemalige Sowjetrepublik im Jahr 100.000 Tonnen Blauen Wittling, Hering und Makrele aus den färöischen Gewässern ziehen.

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