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Bildschirmzeit in Kitas ohenhin beschränkt

Dänemark: Minister will Tablets aus Kindergärten verbannen

Dänemarks Minister für Kinder und Bildung, Mattias Tesfaye, will die Gesetzgebung so ändern, dass Kinder im Alter von null bis sechs Jahren in Kindertagesstätten so wenig wie möglich Bildschirme benutzen. Dies soll die Kinder vor möglichen negativen Folgen schützen, so der Minister.

Kindergarten Dänemark
Kleinkind am Tablet. (Symbolbild: depositphotos.com)
„Wir haben heute Gesetze und Behörden, die die Digitalisierung und Bildschirmnutzung von Kindern fördern. Wir brauchen das Gegenteil. Als Ausgangspunkt bin ich der Meinung, dass Kinder in Kindergärten und Kindertagesstätten nicht mit Bildschirmen konfrontiert werden sollten“, sagt Mattias Tesfaye, laut dem Portal DR.dk.

YouTube und Tablets sind zu einem festen Bestandteil des Alltags junger Kinder geworden. Zahlen des dänischen Zentrums für Sozialforschung und Analyse, Vive, zeigen, dass 52 Prozent der dreijährigen Kinder mehr als eine Stunde pro Tag am Computer, Fernseher oder Tablet verbringen. Im Jahr 2009 waren es noch 29 Prozent, schreibt DR.

Widerspruch von Eltern und Pädagogen

Experten und Elternorganisationen sagen jedoch, dass die Bildschirmzeit in Kitas ohenhin beschränkt sei.

Andreas Lieberoth, außerordentlicher Professor für pädagogische Psychologie an der DPU der Universität Aarhus, sagt laut DR, dass die Nutzung von Tablets und YouTube in Kindertagesstätten und Kindergärten recht begrenzt sei.

Er ist Mitautor eines Berichts aus dem Jahr 2020, in dem die Nutzung digitaler Medien durch Kinder in Vorschulen und Kindertagesstätten untersucht wurde.

„Wir haben festgestellt, dass in Vorschulen und Kindertagesstätten nur sehr wenig Zeit am Bildschirm verbracht wird, und wenn, dann meist, um etwas nachzuschlagen oder auf einen großen Bildschirm zu schauen, auf dem man eine Art Tanz vorführt. In Wirklichkeit ist es also ziemlich wenig“, sagt Andreas Lieberoth.

Lieberoth erklärt, dass die meisten Kinder in der Krippe oder im Kindergarten null bis fünf Minuten pro Tag mit einem Bildschirm in Berührung kommen. Bei denjenigen, sei den Bildschirm am meisten nutzen, ist es etwa eine halbe Stunde am Tag.

„Wenn man versucht, etwas einzuschränken, von dem man glaubt, dass es schädlich ist, macht das nur dann Sinn, wenn es tatsächlich vorhanden und schädlich ist“, sagt Andreas Lieberoth gegenüber dem DR.

Die Nationale Elternorganisation Fola hat zwei Anfragen von Eltern über die übermäßige Nutzung von Bildschirmen in Krippen und Kindergärten erhalten, seit die Organisation im Jahr 2020 mit ihrer Beratungstätigkeit begonnen hat.

„Wir haben den Eindruck, dass dies in Krippen und Kindergärten kein großes Thema ist“, sagt die Vorsitzende von Fola, Signe Nielsen.

Sie würde es lieber sehen, wenn sich der Minister auf die Verbesserung der Qualität von Kindertagesstätten konzentrieren würde und verweist auf einen Bericht vom Mai. Daraus geht hervor, dass nur eine von zehn Kindertagesstätten und Tagesmüttern eine gute Qualität ihrer Arbeit mit Kindern vorweisen kann.

Signe Nielsen hält den Vorstoß des Ministers daher für ein politisches Manöver, das am Kern des Problems vorebeischieße.

„Nachdem wir gerade einen Bericht erhalten haben, demnach die Qualität von neun von zehn Einrichtungen nicht gut genug ist“, so Nielsen, dann mache man es sich allzu leicht damit, auf die Tabletnutzung zu verweisen, und diese zu einem Problem zu erklären, obgleich die Nutzungsdauer der Endgeräte gering sei.

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