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Steht aber besser da als Schweden

Dänemark erleidet „historischen“ Konjunktureinbruch

Dänemarks Wirtschaft erleidet „historischen“ BIP-Rückgang im zweiten Quartal. Doch der Konjunkturrückgang ist geringer als der in mehreren anderen europäischen Ländern, einschließlich des benachbarten Schweden.

Kopenhagen Wirtschaft Dänemark
Trübe Aussichten für Dänemarks Wirtschaft? Durchaus nicht, meinen Wirtschaftsexperten. (Kopenhagen im Nebel, Foto: Abbilyn Zavgorodniaia)
Auch wenn ein Spiegel-Artikel diese Woche titelte „Wohl keine Rezession trotz Corona – Schweden hat die Wirtschaft besser geschützt als die Menschen“, klingt diese Überschrift wirtschaftlich optimistischer als das, was dahinter steckt.

Um Schwedens wirtschaftlichen „Erfolg“ gut aussehen zu lassen, muss man Schwedens Wirtschaftswachstum mit von der Coronakrise besonders getroffenen Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien und mit Deutschland, wenngleich im letztgenannten Land der Coronapandemie-Verlauf durchaus mild zu nennen ist, vergleichen. Genau das tut der Spiegel-Autor auch.

Ja, Schwedens Wirtschaftsleistung ging mit -8,6% im zweiten Quartal nicht so stark zurück, wie im EU-Durchschnitt (-11,9%). Jedoch gänzlich unerwähnt bleibt im Artikel die Tatsache, dass Dänemark, eines der Länder, das frühzeitig mit einem krassen Lockdown auf die Pandemie reagiert hatte, wirtschaftlich nicht so stark gelitten hat, wie Schweden.

Das dänische Statistikamt schätzt, dass das BIP des Landes im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum ersten um 7,4% gesunken ist. Obwohl dies der größte Rückgang des BIP seit Anfang der 1990er Jahre ist, steht das Land besser da als Schweden, das zudem zehn mal so viele Corona-Tote im Vergleich zu Dänemark zu beklagen hat. (5.783 Tote in Schweden, 621 in Dänemark.)

„Es besteht kein Zweifel, dass die heutigen BIP-Zahlen für das zweite Quartal in die Bücher der Wirtschaftsgeschichte eingehen werden“, sagte Tore Stramer, leitender Wirtschaftswissenschaftler der dänischen Handelskammer (Dansk Erhverv).

„Ein Rückgang des BIP um 7,4 Prozent in einem einzigen Quartal ist unglaublich dramatisch und noch nie zuvor in Friedenszeiten beobachtet worden“, sagte Stramer.

Es ist möglich, dass Schweden als eines der wenigen Länder der Welt einer Rezession entgeht – definiert wird eine Rezession dadurch, dass über zwei auf einander folgende Quartale hinweg negatives Wirtschaftswachstum vorliegt. Schwedens BIP wuchs im ersten Quartal noch um 0,1%. Für das dritte Quartal liegen die Prognosen ebenfalls im Plus.

Doch auch Dänemark hat allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken, meint Stramer.

Es gebe einige Anzeichen dafür, dass sich im dritten Quartal des Jahres bereits eine Trendwende abzeichnet, unter anderem ein Anstieg der Beschäftigung und der Verbraucherausgaben, sagte er gegenüber Ritzau.

Diese Ansicht teilt auch der leitende Ökonom Allan Sørensen vom Verband der dänischen Industrie (Dansk Industri).

„Nach der Wiedereröffnung beginnen sich einige Schlüsselmaßnahmen glücklicherweise von selbst zu korrigieren“, sagte Sørensen.

„Wir haben gesehen, dass die Dänen seit der Aufhebung des Lockdowns wieder ins Geschäftsleben zurückkehren“, so Sørensen.

In anderen Bereichen – darunter Export und Unternehmensinvestitionen – wird es wahrscheinlich länger dauern, bis man sich von der Coronakrise erholt hat, fügte er hinzu.

Innerhalb der EU hat Litauens Wirtschaft am wenigsten gelitten, der Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal liegt dort bei -5,1%.

Auch in dem baltischen Staat reagierte die Regierung mit einem frühzeitigen und entschiedenen Lockdown. Die schnelle Reaktion auf die Corona-Pandemie half dem Land allerdings auch dabei, schneller zu einer Art Vor-Corona-Normalität zurückzukehren.

Am stärksten zu leiden hat wohl Großbritannien. Das Vereinigte Königreich beklagte nicht nur 41.358 Corona-Tote, sondern hat außerdem den stärksten Wirtschftseinbruch in der EU zu verkraften. Um 20% schrumpfte das BIP im zweiten Quartal, so die Schätzung der Bank von England.

Wirtschaftswachstum in einigen Ländern der EU, Q2, 2020

EU-Durchschnitt: -11,9%
Dänemark: 7,4%
Belgien: -12,2%
Tchechien: -8,4%
Deutschland: -10,1%
Spanien: -18,5%
Frankreich: -13,8%
Italien: -12,4%
Lettland: -7,5%
Litauen: -5,1%
Österreich: -10,7%
Portugal: -14,1%
Schweden: -8,6%
Großbritannien: -20%

ap

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