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Spannende Untersuchung

Dänische Forscher entdecken „Hightech“-Meereswurm mit „100 Kilo-Augen und Geheimsprache“

Zwei dänische Wissenschaftler sind mächtig erstaunt über die Entdeckung eines Polychaeten-Wurms aus dem Mittelmeerraum, dessen Riesenaugen so gut sind, dass sie sogar mit denen von Säugetieren und Kopffüßern konkurrieren könnten.

Polychaeten Wurm
Seinen Namen Vanadis erhielt der Wurm von der nordischen Liebesgöttin Freya, die von dem Göttergeschlecht der Wanen stammt. (Foto: Michael Bok)
Als Rätsels Lösung glauben die Forscher von der Universität Kopenhagen und der Universität Lund, bei ihren Untersuchungen eine Art Geheimsprache entdeckt zu haben, die nur Artgenossen des Wurms „verstehen“ können – ausgesandt mithilfe von UV-Licht-Signalen.

Ganz schön viel Hightech also in einem Wurm, den die Forscher ansonsten als primitives Lebewesen beschreiben. Ein Lebewesen, das primär nachtaktiv ist und evolutionär eigentlich nicht auf erstklassiges Sehvermögen angewiesen sein sollte. Warum also, lautet die Frage.

Relativ gesehen, so beschreibt es Michael Bok von der Uni Lund, habe der Wurm Augen von der Größe eines Windmühlenrades. Umgerechnet auf menschliche Größendimensionen, würde der Sehapparat unvorstellbare 100 Kilogramm wiegen.

Auch in den Dimensionen des Wurms wiegen die Augen zusammen etwa 20-mal so viel wie der restliche Kopf. Kein Wunder also, dass das Sehorgan bei dem durchsichtigen Wurm fast grotesk fehl am Platz ausschaut. Wie zwei riesige rote Ballons, die an seinen Körper gepackt wurden.

Das Sehvermögen des Wurms ist dem von Mäusen oder Ratten vergleichbar

Vanadis Auge
Relativ gesehen, so beschreibt es Michael Bok von der Uni Lund, habe der Wurm Augen von der Größe eines Windmühlenrades. (Foto: Michael Bok)
Für Meeresbiologe Anders Garm von der Uni Kopenhagen eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit: „Wir wollen das Rätsel lösen, warum ein fast unsichtbarer und durchsichtiger Wurm, der sich in der Dunkelheit der Nacht ernährt, evolutionär gesehen riesige Augen bekommen hat.“

Bei ihren Versuchen fanden Garm und Bok heraus, dass die Augen nicht einfach nur groß ausfallen, sondern tatsächlich hervorragend und fortgeschritten funktionieren. Der Wurm scheint in der Lage, kleine Objekte zu sehen und deren Bewegungen mit eigenen Augen zu verfolgen.

„Das ist wirklich interessant, denn diese Fähigkeit ist normalerweise Wirbeltieren vorbehalten, zusammen mit Gliederfüßern wie etwa Spinnen. Dies ist das erste Mal, dass ein so fortgeschrittenes und detailliertes Sehen außerhalb dieser Gruppen nachgewiesen wurde“, sagt Garm.

Das Sehvermögen des Wurms sei ungefähr mit dem von Mäusen oder Ratten vergleichbar. „Nur handelt es sich eben um einen relativ einfachen Organismus mit einem sehr kleinen Gehirn“, erklärt Garm weiter.

Damit passt der Wurm perfekt zur Arbeit der beiden Forscher, denen es primär darum geht zu verstehen, wie ansonsten einfache Nervensysteme sehr komplexe Funktionen übernehmen und innehaben können. Bei diesem Polychaeten-Wurm scheint das definitiv der Fall.

Arbeitet der Wurm mit UV-Lichtsignalen, um seine Reproduktion zu sichern?

Vanadis
(Foto: Michael Bok)
Zwar ist noch offen, warum genau die Spezies derart gute Augen hat. Aber Garm und Bok haben spannende Theorien zur Hand, denen sie nun weiter nachgehen wollen. Eine davon lautet: Der Wurm arbeitet mit ultravioletten Lichtsignalen, um seine Reproduktion zu sichern.

„Zentrale Aktivitäten wie Fütterung und Paarung finden bei dem Wurm nachts statt. Also ist es wahrscheinlich, dass die Augen zu diesem Zeitpunkt wichtig sind“, mutmaßt Garm. Der Zweck der Augen könne darin besteht, biolumineszente Signale im nächtlich-dunklen Meer zu verarbeiten.

„Wenn man normales blaues oder grünes Licht als Biolumineszenz verwendet, besteht die Gefahr, dass man Raubtiere anlockt. Wenn aber der Wurm stattdessen UV-Licht verwendet, ist er für andere Tiere als seine Artgenossen schlichtweg unsichtbar“, so Garm weiter.

Die Hypothese der beiden Forscher lautet daher: Der Polychaeten-Wurm, übrigens stammend von der italienischen Insel Ponza, hat die scharfe UV-Sicht entwickelt, um über eine Art von Geheimsprache die Paarung anzubändeln.

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