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„Ein unvergleichlicher Anblick“

Schottland: Münzschatz von Clan-Chef unter Kamin entdeckt – 1692 auf der Flucht vergraben

Diesen Moment wird Archäologiestudentin Lucy Ankers von der University of Glasgow wahrscheinlich nie vergessen. Ihr ist bei einer Ausgrabung im schottischen Glen Coe-Tal vor wenigen Wochen der Fund eines Münzschatzes aus dem 17. Jahrhundert geglückt.

Bilder: University of Glasgow (Bild 1: Gareth Beale / Bilder 2 bis 5: Michael Given)

Und zwar unter den Überresten eines uralten Steinkamins, der wiederum Teil eines ehemaligen Berghauses von Clan-Chef Alasdair Ruadh ‚Maclain‘ MacDonald gewesen ist. Damit steht der Münz-Hort wohl in direkter Verbindung zu ihm, wenngleich die genauen Hintergründe noch offen sind.

„Als erste Erfahrung mit einer Ausgrabung war Glen Coe absolut umwerfend“, teilte Ankers in einem Interview mit. „Ich glaube nicht, dass ich jemals wieder das Gefühl erleben werde, das ich hatte, als ich auf einmal den Topf und die Münzen im Erdboden erblickte.“

Der Schatz besteht aus 36 zum Teil internationalen Münzen, die in dem Gefäß vermutlich in großer Eile vergraben worden sind. Da keine der Münzen jüngeren Datums als 1692 ist, gehen die Forscher davon aus, dass die Versteck-Aktion unter dem Kamin eine direkte Folge des sogenannten Glen Coe-Massakers ist.

Hintergrund: Der MacDonald-Clan aus den Highlands, dessen Anführer ‚Maclain‘ ab dem Jahr 1646 gewesen ist, war aktiv am Jakobitenaufstand von 1689 beteiligt, durch den Jakob VII. von Schottland – ein Katholik – wieder auf den Thron gehievt werden sollte.

Der Clan-Chef und viele seiner Mitstreiter fielen einem heimtückischen Mordplan zum Opfer

Wegen dieser Unterstützung geriet der Clan ins Rachevisier der protestantischen Gegenseite um König Wilhelm von Oranien, weshalb sich Ende Januar 1692 nach einem (bewusst) missglückten Treueeid ein 120 Mann starkes Fußregiment des Earl of Argyll auf den Weg nach Glen Coe machte.

Heute harmlos: Blick vom Pap of Glencoe auf Loch Leven, Loch Linnhe und Ballachulish. (Foto: Markus Trienke, CC BY-SA 2.0)

Nicht ahnend, was kommen würde, nahmen die MacDonalds die Soldaten mehrere Tage bei sich auf, bis dann am frühen Morgen des 13. Februar 1692 auf Befehl von König Wilhelm Dutzende Mitglieder des Clans, darunter auch Maclain und seine Frau, heimtückisch ermordet wurden.

Rund 40 Clan-Mitgliedern soll allerdings die Flucht hinaus in das bitterkalte Tal gelungen sein, in dem gerade ein Schneesturm herrschte – und führten höchstwahrscheinlich den Münzschatz mit sich, den Studentin Lucy Ankers jüngst gefunden hat.

Die beteiligten Historiker sind sich im Grunde einig, dass Überlebende des Massakers hinauf in eine Seitenschlucht gelaufen sein dürften und dort – wissentlich oder unwissentlich – auf das Anwesen von Anführer ‚Maclain‘ gestoßen sind. Und so den Schatz unter dem Kaminstein deponierten.

„Seltener Einblick in ein einzelnes, dramatisches Ereignis“

Dass die wertvollen Münzen dort über Jahrhunderte geblieben sind bzw. nicht wieder abgeholt wurden, werten die Historiker als Hinweis für den umgehenden Tod der Person(en). Womöglich, weil sie doch noch von den Soldaten des Königs geschnappt wurden oder aber dem Winterwetter in den Highlands zum Opfer fielen.

Zu den weiteren Funden, die dem Archäologen-Team der Uni Glasgow rund um die Überreste des Gebäudes geglückt sind, zählen u.a. eine Muskete, ein Gewehrfeuerstein und Keramiken aus England, Deutschland und den Niederlanden.

Dr. Michael Given, Co-Direktor des archäologischen Projekts der Universität Glasgow in Glen Coe, teilte mit: „Diese aufregenden Funde geben uns einen seltenen Einblick in ein einzelnes, dramatisches Ereignis.“

Und weiter: „Es schien ein gewöhnliches Haus auf dem Land zu sein, aber es hatte einen großen Kamin, beeindruckende Bodenplatten und exotische Töpferwaren, die aus den Niederlanden und Deutschland importiert wurden.“ Womöglich wurde es von den Clanchefs für rauschende Feiern genutzt.

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