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„Es gibt kein vergleichbares Exemplar“

England: Über 2 Meter großer Pliosaurier-Schädel entdeckt

Archäologen haben aus einer Steilklippe der Jurassic Coast in der englischen Grafschaft Dorset den Schädel eines riesigen Pliosauriers geborgen. Die Entdeckung gilt in internationalen Expertenkreisen als Sensation, da der rund zwei Meter lange Fund einer der besterhaltenen und komplettesten seiner Art ist.

Pliosaurier Dorset 1
Geradezu furchteinflößende Dimensionen: der neu entdeckte Pliosaurier-Schädel bei der Untersuchung. (Bild: YouTube / New Scientist)

Das Raubtier lebte vor etwa 150 Millionen Jahren und dürfte nach den Worten von Dr. Andre Rowe von der Uni Bristol so etwas wie der ultimative Killer gewesen sein. „Es war so gewaltig, dass es wohl in der Lage war, alles zu erbeuten, was sich in seinem Lebensraum aufhielt“, teilte der Forscher mit.

Mit einer Länge von 10 bis 12 Metern und vier kräftigen, flossenähnlichen Gliedmaßen dürfte sich der Pliosaurier mit hoher Geschwindigkeit fortbewegt haben. „Ich habe keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Art Unterwasser-Tyrannosaurus rex handelte“, so Rowe weiter.

Basis für die Jagd auf andere zum Teil metergroße Artgenossen wie den Plesiosaurier oder den delphinartigen Ichthyosaurier waren 130 zum Teil messerscharfe Zähne, die mit einem einzigen Biss töten konnten. Gerade die vorderen.


(Aktueller Video-Beitrag zum Saurier-Fund an der Jurassic Coast in Dorset)

Damit nicht genug: Die Zähne sind auf der Rückseite mit feinen Rillen versehen, die es dem Pliosaurier ermöglichten, seine dolchartigen Reißer schnell wieder aus der Beute herauszuziehen und so bereit für den nächsten Angriff zu sein.

„Ich verwette mein Leben darauf, dass der Rest des Tieres noch dort in den Klippen steckt“

„Es gibt meines Wissens nirgendwo sonst ein vergleichbares Exemplar“, lautet die Einschätzung des an der Untersuchung beteiligten Paläontologen Steve Etches. „Es ist eines der besten Fossilien, mit denen ich je gearbeitet habe. Das Besondere daran ist, dass es vollständig ist.“

Es fällt auf, wie passgenau Unter- und Oberschädel ineinander verzahnt sind. Allein der Anblick des Schädels lässt erahnen, welch enorme Statur der Saurier zu Lebzeiten hatte. Und auch was den Rest des Skeletts betrifft, gibt es scheinbar sehr berechtigte Hoffnung.

„Ich verwette mein Leben darauf, dass der Rest des Tieres noch dort in den Klippen steckt“, sagte Steve Etches gegenüber der BBC. Hinweise darauf bietet der Schädel, aus dem am Hinterkopf einige Wirbel herausragen und dann abrupt enden.

felsen dorset warnung
Die Jurassic Coast ist mit ihrer Steilküste ein Naturspektakel sondergleichen. Leider kam es zuletzt häufig zu massiven Klippenabbrüchen. (Foto: depositphotos.com)

Allerdings sei Eile geboten, da es sich um eine sehr schnell erodierende Umgebung handelt. „Dieser Teil der Steilküste geht pro Jahr um einen Meter zurück. Daher wird es nicht lange dauern, bis der Rest des Pliosauriers herausfällt oder verlorengeht. Eine einmalige Gelegenheit“, urteilt Steve Etches.

Gefunden wurden Teile des Schädels zufällig bei einem Strandspaziergang

Gefunden wurden Teile des Schädels zufällig bei einem Strandspaziergang in der Nähe der Kimmeridge Bay an Südenglands berühmter Jurassic Coast. Ein Fossilienliebhaber entdeckte dort die Spitze der Schnauze im Kiesbett.

Da sie zu schwer war, um sie zu tragen, wurde Experte Steve Etches informiert, der umgehend zum Fundort geeilt sein soll. Mit einer behelfsmäßigen Trage wurde das Fragment vor den Gezeiten in Sicherheit gebracht.

Später wurde dann mithilfe einer Drohnenuntersuchung entlang der hoch aufragenden Steilküste der wahrscheinlichste Fundort für den Rest des Schädels ermittelt. Mit einer aufsehenerregenden Abseilaktion fand später die erfolgreiche Suchaktion statt. Rund 15 Meter über dem Strand.

Hintergrund: Der Schädel wird bereits 2024 in einem Museum in Kimmeridge ausgestellt werden. Wann weitere Ausgrabungen in der Steilküste stattfinden, um auch den Rest des Pliosaurier-Skeletts zu bergen, ist aktuell jedoch nicht bekannt.

Die Jurassic Coast in Dorset ist ein traumhafter Küstenstreifen entlang des Ärmelkanals. Die im Deutschen „Jura-Küste“ genannte Naturlandschaft ist seit 2001 Teil des UNESCO-Weltnaturerbes.

Bekannt ist der etwa 150 Kilometer lange Küstenabschnitt aber auch für eine Reihe fossiler Funde, die hier in der Vergangenheit gelungen sind. Neben Historikern zieht es vor allem Wanderer in diese Region, die aufgrund ihrer Schönheit auch den Titel „Area of Outstanding Natural Beauty“ trägt.

Allerdings sind Strandspaziergänge entlang der Jurassic Coast nur mit Vorsicht zu genießen. Grund ist die Küstenerosion, die sich hier schnell mal in Hunderte von Tonnen schweren Felsstürzen offenbart. Daher: Warnhinweise dringend immer beachten.

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