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Massenproduktion in der Bronzezeit

Archäologen entdecken 4.500 Jahre altes Kinderspielzeug aus Massenproduktion

Schon vor 4.500 Jahren griffen Eltern in Syrien gezielt zu Spielzeug, um ihre Kinder zu unterhalten – und bedienten sich dabei eines gut etablierten Marktes. Neue Forschungsergebnisse des Dänischen Nationalmuseums belegen: In der antiken Stadt Hama, Syrien, wurden Tonrasseln in Massen von professionellen Töpfern hergestellt und offenbar auf Märkten verkauft.

Mette Marie Hald
Mette Marie Hald, Seniorforscherin am Nationalmuseum Dänemarks. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
In Zusammenarbeit mit dem französischen Forschungszentrum Archéorient CNRS und der Universität Mailand untersuchten die dänischen Wissenschaftler insgesamt 19 Rasseln, die in einem Wohnviertel aus der frühen Bronzezeit entdeckt wurden. Es handelt sich um die bislang größte bekannte Sammlung dieser Art im Nahen Osten.

„Die Tonmischung der Rasseln entspricht exakt der von hochwertiger Keramik aus Hama. Das zeigt, dass sie Teil des regulären Töpferhandwerks waren – keine Einzelstücke, sondern Serienprodukte“, erklärt Mette Marie Hald, leitende Forscherin am Dänischen Nationalmuseum und Mitautorin der Studie, die in der Fachzeitschrift Childhood in the Past erschienen ist.

Spielzeug in der Bronzezeit
Mette Marie Hald hält Fragmente von 4.500 Jahre alten Babyrasseln in den Händen. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
Die kleinen Objekte waren mit Tonstücken oder Kieselsteinen gefüllt, die beim Schütteln leise klapperten. Ihre winzigen Griffe passen perfekt in Kinderhände – für Erwachsene wären sie unpraktisch. Dennoch wurden solche Funde in der Archäologie bislang häufig als Ritualobjekte oder Musikinstrumente fehlgedeutet.

„Dabei zeigen sie vor allem eines: Eltern wollten schon damals ihre Kinder beruhigen, fördern und auch mal ablenken – so wie wir heute mit einem Beißring oder Tablet“, sagt Hald.

Entwickelte Wirtschaftsstrukturen in der Bronzezeit

Babyrasseln aus der Bronzezeit
Fragmente von 4.500 Jahre alten Babyrasseln. (Foto: John Fhær Engedal Nissen / Dänisches Nationalmuseum)
Um weitere Fehlinterpretationen zu vermeiden, haben die Forscher ein Handbuch zur Identifikation solcher Rasseln erstellt. Denn viele dieser Spielzeuge liegen vermutlich unerkannt in Museumssammlungen – fragmentiert, unscheinbar und bisher unbeachtet.

Neben dem kulturellen Einblick offenbart die Studie auch wirtschaftliche Strukturen: Bereits in der Bronzezeit existierte ein Markt für Babyspielzeug.

„Vielleicht hat ein Vater auf dem Heimweg spontan eine Rassel als Mitbringsel gekauft“, so Hald. „Solche Alltagsmomente verbinden uns mit der Vergangenheit – ganz ohne Mythen und Monumente.“

Finanziert wurde das Projekt vom Unabhängigen Forschungsfonds Dänemark.

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