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„Je desir vous Ceruir“

England: 15. Jh.-Goldring mit französischer Liebeserklärung entdeckt – auf Acker, mit Metalldetektor

Ein Hobbyarchäologe hat in der Nähe von Frinton (Essex) einen Goldring aus der Tudorzeit gefunden, in den eine Liebeserklärung in französischer Sprache eingraviert ist. Der Fund glückte auf einem Acker mit einem Metalldetektor.

Bilder 1 bis 3: Colchester and Ipswich Museum Service

Neben Laubzweigen wurde im Zeitraum zwischen 1400 und 1500 der Reim „Je desir vous Ceruir“ in den Ring eingearbeitet, was so viel wie „Ich möchte dir dienen“ bedeutet. Der Ring dürfte einer männlichen Person aus der damaligen Oberschicht gehört haben.

„Der Liebesschwur war in Französisch geschrieben, weil es zu dieser Zeit die bei Hofe übliche Sprache der Liebe war“, teilte letzte Woche die Historikerin Lori Rogerson mit, die als Fundbeauftragte der Grafschaft Essex den Ring archäologisch untersucht hat.

Der beschädigte Ring hat einen Durchmesser von gerade einmal 19,4 Millimetern und eine Breite von rund 4 Millimetern. „Obwohl er so winzig ist, dass er nur an meinen kleinen Finger passt, wurde er sehr wahrscheinlich von einem Mann getragen“, ist sich Rogerson sicher.

Dafür spricht, dass Ringe zu dieser Zeit an allen Gelenken getragen wurden, er könnte also auch am oberen und damit schmalen Fingerglied des Liebenden gesteckt haben“, schildert die Historikerin den Gebrauch.

Liebesmottos wie „Ich möchte dir dienen“ oder „Ich möchte dir gehorchen“ wurden in der Tudorzeit als Teil der höfischen Tradition verwendet, um der Dame, die es betraf, ewige Liebe zu schwören. Im vorliegenden Fall muss es also etwas Ernstes gewesen sein.

„Jeder, der sich zu dieser Zeit einen Goldring leisten konnte, gehörte zur Elite“

„Jeder, der sich zu dieser Zeit einen Goldring leisten konnte, gehörte automatisch zur Elite, die wiederum zu guten Teilen der französischen Sprache mächtig war“, leitet Rogerson aus dem Fund über den mittelalterlichen Träger ab.

Interessanterweise wurde der Ring nur gut 50 Meter von einem ebenfalls in die Tudorzeit passenden Kleidungsschmuck gefunden, der von Damen aus der Oberschicht wahrscheinlich getragen wurde, um den Überrock optisch vom Unterrock zu trennen.

Der hakenartige Schmuck wurde mit dem Metalldetektor auf ein und demselben Acker entdeckt, laut BBC lediglich von einem Pfad getrennt. Daraus leiten die beteiligten Archäologen ab, dass die beiden Artefakte aus nicht zu klärenden Gründen ungewollt verlorengegangen sind.

Da sowohl der Ring als auch der Modeschmuck beschädigt waren, hält Rogerson für plausibel: „Sehr wahrscheinlich gehörten beide Artefakte ein und derselben Person. Sie könnte zum Zeitpunkt des Verlustes auf dem Weg zur Reparatur beider Schmuckstücke gewesen sein.“

Die Funde sind aktuell Gegenstand einer gerichtsmedizinischen Untersuchung in Chelmsford. Ein Museum in Essex soll bereits Interesse bekundet haben, die beiden mittelalterlichen Artefakte zu erwerben. Ein ähnlicher Fund glückte zuletzt in Pulham Market.

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