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Semla-Saison

Karnevalzeit in Schweden: Hochbetrieb fürs Semla-Backen

Es ist wieder soweit, Fasching, Fasnacht oder Karneval steht vor der Tür. Das bedeutet in den nordischen Ländern zwar keine große Sause mit Straßenumzügen oder lustigen Kostümpartys mit Konfetti und Co., die närrische Zeit geht geräuschlos vorbei in Skandinavien. Aber etwas darf in dieser Zeit auf keinen Fall fehlen, und das ist Semla, ein Gebäck.

Semla Karneval in Schweden
Semla, ganz klassisch. Die Semlor sind ein traditionelles Gebäck aus Schweden, das zur Fastenzeit verspeist wird. (Foto: Dr. Bianca Turtur / Nordisch.info)
In den Wochen vor dem Faschingsdienstag, in Schweden ist das der fettisdag, und das Brötchen somit auch unter dem Namen fettisdagsbulle oder hetväg in aller Munde, gibt es die süßen Teilchen in jeder Bäckerei, und auch in den heimischen Küchen werden sie gebacken und verzehrt.

Nach diesem Dienstag wurde früher auch im Norden die Fastenzeit begangen und derartige Süßigkeiten waren bis Ostern tabu. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Semla-Saison beginnt längst kurz nach Weihnachten und endet nicht mehr strikt am fettigen Dienstag; allerdings wird das Angebot spürbar kleiner nach diesem Tag.

Das klassische Semla, es klingt wie das süddeutsche Wort Semmel – beide Wörter stammen wohl vom lateinischen Wort Simila, Weizenmehl, – besteht aus einem Weizen-Hefebrötchen mit einer Prise Kardamon und hat eine Füllung aus süßer Mandelcreme mit Schlagsahne obendrauf und mittendrin.

Semla-Burger aus dem Burger King gefällig, oder lieber als Wrap?

Semla-Wrap
Ungemein beliebt ist auch der Semla-Wrap. (Foto: Dr. Bianca Turtur / Nordisch.info)
Doch in den vergangenen fünf bis zehn Jahren gibt es zahlreiche Varianten, mit Schokolade, Pistazien oder Erdbeermarmelade. Zudem wurde vor einigen Jahren in der Stockholmer Bäckerei und Konditorei Tösse ein Semla Wrap kreiert und mit großem medialem Getrommel eingeführt.

Das führte zu langen Schlangen vor dem Geschäft am Karlavägen. Mittlerweile haben sich die süßen Rollen so gut etabliert, dass sie, sowohl in der Hauptstadt als auch im ganzen Land, zum festen Bestandteil im Angebot geworden sind. Und selbst die Burger-Kette Burger King hat einen Semla Burger, ohne Fleisch, statt dessen mit einem Brownie zwischen den Brötchenhälften und ebenfalls als süße Variante.

In Finnland isst man sie genauso gern, dort gibt’s die traditionelle Variante mit Marmelade, beliebt ähnlich wie in Norwegen und in Estland.

Sie sind in allen Variationen recht kalorienreich und üppig und waren ursprünglich gemacht worden, um die Menschen gut durch die Fastenzeit zu bringen und auch wenn heute der religiöse Hintergrund nicht mehr im Vordergrund steht, herrscht in den Bäckereien in ganz Schweden Semla-Hochbetrieb.

Eine kleine Bäckerei in der Stockholmer Innenstadt beispielsweise bereitet etwa 300 Stück jeden Tag zu, eine mittelgroße kommt schnell auf 800. Allein am Faschingsdienstag, so schätze es die schwedische Bäckerbranche, essen etwa knapp 60 Prozent der Schweden mindestens eines der sahnigen Kunstwerke. Und die Saison ist deutlich länger, mancherorts von Anfang Januar durchgehend bis Ostern.

Vanille Semla Karneval Schweden
Es gibt Semlor mit Vanille-Geschmack, mit Pistazien, Safran und vielen mehr – den Variationen sind keine Grenzen gesetzt. (Foto: Dr. Bianca Turtur / Nordisch.info)
Über die verschiedenen Vorlieben und Geschmacksrichtungen beim Semla-Genuss lässt es sich mit viel Engagement diskutieren. Natürlich wird auch regelmäßig das beste Gebäck in Wettbewerben ausgelobt.

Doch nicht nur das ist ein beliebtes Thema, sondern auch die Frage, wie ist das cremige und fluffige Teilchen am besten zu essen und wie wird man fleckenfrei und ohne Sahneklecks auf dem Pullover satt? Dazu hat sich vor ein paar Jahren die mittlerweile verstorbene schwedische Journalistin, Stilexpertin und Etikette-Instanz Magdalena Ribbing mit einer Videobotschaft zu Wort gemeldet.

Zusammen mit einem der Chefbäcker der beliebten Kaffeehaus Kette Vete-Katten hat sie anschaulich gezeigt, einfach reinbeißen bis sich die Creme gleichmäßig oder eher weniger gleichmäßig auf verschiedenen Gesichtspartien verteilt, das geht natürlich nicht.

Mit Dessert-Besteck, das sei angemessen, mit Löffel oder Gabel geht es auch schon mal, sogar alles in warme Milch getunkt und mit dem Suppenlöffel verspeisen ist durchaus angesagt.

Vorort bei den Live-Verkostungen fällt auf, viele beginnen erst einmal mit dem kleinen „Deckel“ oben drauf und einem ordentlichen Sahneklecks und dann geht’s einfach weiter, wie es beliebt – auch das einfach eine Geschmackssache.

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