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Beunruhigende Zahlen

Jeder 10. in Norwegen hatte bereits Schönheits-OP – oft gefolgt von chronischen Schmerzen

Etwa 10 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer norwegischen Studie gaben an, ihr Aussehen durch einen chirurgischen Eingriff verändert zu haben – ein deutlicher Anstieg seit 2008. Doch zur Wahrheit gehört auch: Viele haben danach mit chronischen Schmerzen zu kämpfen.

Silje Endresen Reme
Studienleiterin und Psychologie-Professorin Silje Endresen Reme. (Photo: Universität Oslo)
„Kosmetische Chirurgie wird immer mehr akzeptiert und ist ein gängiges Mittel, um Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und Aussehen zu behandeln“, sagt Studienleiterin Silje Endresen Reme, Psychologie-Professorin an der Universität Oslo.

In der Folge nimmt die Zahl der Schönheitskliniken auch in Norwegen stetig zu. „Aber uns fehlen Langzeitdaten über Ergebnisse und Behandlungserfolge aus Sicht der Patienten nach der Operation“, teilte sie dieser Tage in einem Interview mit.

Reme hat die erste Studie geleitet, die den Einsatz von Schönheitsoperationen in Norwegen und das Wohlergehen der Patienten nach der OP untersucht hat. Immerhin 10 Prozent der 1.746 Befragten gaben an, sich bereits einer oder mehreren Arten von Schönheitsoperationen unterzogen zu haben.

Zum Vergleich: Im vorherigen Bericht aus dem Jahr 2008 lag der Anteil noch bei 5 Prozent. Damals wurde allerdings nicht untersucht, wie viele von ihnen nach der Operation unter chronischen Schmerzen litten.

75 % der Befragten, die sich einer Beauty-OP unterzogen haben, waren Frauen

Aus der Umfrage von 2022 geht hervor, dass rund 75 Prozent der Befragten, die sich einer Beauty-Operation unterzogen haben, Frauen waren. Heraus sticht dabei als wirklich ungutes Ergebnis: In jedem achten Fall wird berichtet, dass es nach dem Eingriff zu chronischen Schmerzen kam.

Das heißt, es gab anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die nach Angabe der Befragten direkt mit der Operation zusammenhingen bzw. -hängen – und die mehr als drei Monate nach dem Eingriff noch bestanden bzw. bestehen.

Drei von vier Personen, die unter chronischen Schmerzen leiden, berichten sogar, dass sie sich wegen der Beschwerden in Behandlung begeben mussten. Die Umfrage wurde von Ipsos unter einer repräsentativen Stichprobe der norwegischen Bevölkerung im Jahr 2022 durchgeführt.

Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Scandinavian Journal of Pain veröffentlicht. Hier der Link zu dem Bericht, der ein wenig Licht ins große Dunkel der kosmetischen Chirurgie zu bringen hofft.

„Dies sind wahrscheinlich konservative Zahlen. Es ist durchaus möglich, dass die Situation unterschätzt wird und das Ausmaß der chronischen postoperativen Schmerzen noch höher ist“, lautet die Einschätzung von Reme.

“Wir wissen einfach nicht, wie es den Patienten geht“

„Wir wissen einfach nicht, wie es den Patienten geht. Die Behörden haben keinen Überblick“, weist sie auf ein Problem hin, das von globaler Dimension sein könnte. Schönheitsoperationen werden immer häufiger, aber es mangelt an Wissen über Risiken und das Auftreten von Komplikationen.

Ein Grund: Ziel der kosmetischen Chirurgie ist es, das äußere Erscheinungsbild zu verbessern. Daher fallen die meisten Eingriffe nicht in den Bereich der primären Gesundheitsversorgung, sondern werden privat durchgeführt und müssen von den Kunden selbst bezahlt werden.

Reme warnt davor, dass die Eingriffe dennoch zu Lasten der Gesellschaft und des Gesundheitssystems gehen können. Chronische Schmerzen sind nach Angaben von Forschern der Uni Oslo weltweit der häufigste Grund dafür, dass Menschen für einen Großteil ihres Lebens beeinträchtigt sind.

„Angesichts des enormen Anstiegs der Zahl der kosmetischen Eingriffe und des Risikos chronischer Schmerzen danach sollte die Regierung aktiv werden. Sie sollte ein Register öffnen, um Patienten im Laufe der Zeit zu verfolgen und zu sehen, wie es ihnen geht“, fordert Reme bei Science Norway.

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