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Unsachgemäße Installation der Elektrokabel

Follobanen-Ausfall: Bericht offenbart erschreckende Details

Bane Nor wird nächste Woche entscheiden, ob die Follobanen am 5. März wiedereröffnet wird, berichtet das norwegische Fachblatt Teknisk Ukeblad. Inzwischen offenbart ein technischer Bericht grobe Fehler bei der Installation der Stromleitungen.

Follobanen Kabelbrand
Eine der verbrannten Kabelverbindungen.(Foto: SINTEF)
Kurz nach der Eröffnung im Dezember 2022 wurde Follobanen wieder geschlossen. Der Grund für die Schließung war, dass Kabel ausgetauscht werden mussten. Die Reparaturen an der 3,4 Milliarden Euro teuren Strecke zwischen Oslo und Ski haben rund 5,5 Millionen Euro gekostet.

Bericht mit erschreckenden Details

Am Montagabend veröffentlichte Bane Nor einen technischen Bericht über die Gründe, warum die Follo-Linie nur gut eine Woche nach ihrer Eröffnung im Dezember stillgelegt werden musste.

Daraus geht unter anderem hervor, dass die Kabel entlang der Strecke Feuer gefangen hatten, da sie nur mit PVC-Isolierband verbunden waren.

„Die Verbindung der Abschirmdrähte durch die Muffe waren willkürlich und das hat zu Überhitzung geführt. Die Verbindung wurde nur mit einem Klebeband zusammengehalten. Es gibt keine Rollfeder oder andere mechanisch stärkere Klemmverbindungen“, heißt es in dem Bericht.

PVC steht für Polyvinylchlorid und ist nach Angaben des Nordic Swan Ecolabel der weltweit am dritthäufigsten verwendete Kunststoff. Es gibt viele verschiedene Arten von PVC-Klebebändern.

„Mir sind keine Verbindungssätze bekannt, bei denen die Erdung mit PVC-Band verbunden wird. Meistens werden Spiralfedern verwendet“, sagt Morten Bleken, schreibt Teknisk Ukeblad.

Bleken leitet das Elkraft Ausbildungsbüro und trägt dazu bei, jedes Jahr rund 50 Elektriker mit Kenntnissen über Hochspannung auszustatten.

Die gängigste Art in Norwegen, Hochspannungskabel zu spleißen, sei die die Verwendung von Spleißsätzen mit Spiralfedern, wobei alle Spleißsätze, d.h. Kabelverbindungssätze, mit klaren Installationsanweisungen geliefert werden, so der Fachmann.

„Der Spleißsatz soll sicherstellen, dass die Erdung durch die Spleißung aufrechterhalten wird. Es ist sehr wichtig, die Montageanweisungen für den jeweiligen Verbindungssatz zu befolgen und komplette Sätze zu verwenden, nicht nur Teile davon“, sagt er.

Unsachgemäße Installation der Elektrokabel

Eisenbahntunnel Follobanen
Blick in den längsten Zugtunnel Skandinaviens, in dem bis März kein Zug in Sicht sein wird.
(Foto: Nicolas Tourrenc / Bane NOR)
Bane Nor hat bereits früher schlecht ausgeführte Hochspannungsverbindungen als Hauptursache für die Probleme ausgemacht. Das Unternehmen wies darauf hin, dass das Aluminiumlaminat nicht durch die Verbindungsstellen weitergeführt wurde, wodurch sich der Querschnitt des Kabels verringert, schreibt TU.

„Die Muffen waren weder handwerklich gut installiert noch so, dass ausreichend Kapazität des Kabelschirms über der Muffe gewährleistet war“, sagt Stine Undrum, Vizepräsidentin von Bane Nor, gegenüber Teknisk Ukeblad.

Undrum will sich jedoch nicht dazu äußern, wie die Muffen hätten installiert werden sollen.

„Das muss im Zusammenhang mit der vom Auftragnehmer gewählten Lösung für die Erdung des Kabelschirms gesehen werden“, sagt sie.

Der Bericht weist aber auch darauf hin, dass die Verbindung der Kupferdrähte in der Abschirmung zu willkürlich war, was zu Überhitzung führte. Es heißt, dass die elektrische Verbindung sowohl im Aluminiumlaminat als auch im Kupferdraht schlecht war. Dies führte zu Überhitzung und Schäden.

Der Bane Nor-Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Rückstromführung und Erdung im Tunnel vom ausführenden Unternehmen falsch installiert waren.

Der Auftragnehmer war davon ausgegangen, dass die Isolierung etwa drei Prozent des Rückstroms tragen würde.

In einem Inspektionsbericht wies Norconsult jedoch darauf hin, dass bei den Berechnungen der induzierte Strom, der durch das Magnetfeld um den Leiter verursacht wird, nicht berücksichtigt wurde – dieser Strom kann erheblich sein, heißt es.

Bei einem Testlauf am 23. Dezember hat Bane Nor gemessen, dass die Isolierung bis zu 25 Prozent des Stroms aufnimmt, den der Stromleiter führt.

Eine Stellungnahme des ausführenden Unternehmens dazu liegt zur Zeit nicht vor.

Der Tunnel soll die Fahrzeit zwischen Oslo und Ski auf rund 10 Minuten halbieren und so den Großraum Oslo für Pendler attraktiver machen.

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