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Erstmals Zahlen ermittelt

Norwegen: Fischer verlieren pro Jahr 400 Tonnen Netze in „größter Müllhalde der Welt“

Forscher der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU) haben erstmals ermittelt, wie viele Netze von Fischerbooten pro Jahr in den landesweiten Gewässern verloren gehen. Die Rede ist von rund 400 Tonnen Tauwerk.

Fischereinetze Norwegen
Forscher der NTNU schätzen, dass norwegische Fischerboote jedes Jahr fast 400 Tonnen Tauwerk in norwegischen Gewässern verlieren. (Foto: Foto: Paritosh Deshpande)
Ursachen sind häufig schlechtes Wetter und festsitzende Fangnetze. Hinzu kommt: Etwa 2700 Tonnen ausrangierte Seile werden jährlich an die entsprechenden Auffangstationen geliefert, aber nur wenig davon kann heute recycelt werden.

So lange sich beide Quoten nicht deutlich verbesserten, so die Forscher, sei ausgeschlossen, die Fischerei in Norwegen als grüne Industrie zu bezeichnen. Konkret: Eine neue Studie der NTNU zeigt, dass nur ein Drittel aller in Norwegen verkauften Seile auf nachhaltige Weise recycelt werden kann.

In Norwegen spielt die Fischerei nach wie vor eine große Rolle. Daher ist es nach Meinung der Forscher dringend notwendig, Lösungen zu finden. Das sagt vor allem Professor Paritosh Deshpande von der Abteilung für Industrieökonomie und Technologiemanagement.

Er erforscht seit acht Jahren die Plastikverschmutzung der Meere und ist der erste Mensch im und an Land, der den Verlust von Seilen und den Umgang des norwegischen Fischereisektors mit ihnen klar quantifiziert.

Jedes Jahr werden zwischen 5 und 13 Mio. Tonnen Plastik in die Ozeane entsorgt

Seile Fischerei
Seile gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Einige können chemisch recycelt werden, andere müssen mechanisch recycelt werden. Einige können dabei große Schäden an Maschinen und Anlagen verursachen. (Foto: Paritosh Deshpande)
Die Forscher haben 15 Arten von Seilen analysiert, die von kommerziellen Fischern in Norwegen häufig verwendet werden. Außerdem haben sie die Seile danach eingestuft, wie leicht oder schwer sie zu recyceln sind.

Ziel ist es, neue Instrumente zu gewinnen, die zu weniger Abfällen, mehr Recycling und mehr Nachhaltigkeit beitragen können. Entsprechend werden Deshpandes Forschungsergebnisse auch vom UN-Umweltprogramm und anderen internationalen Gremien als Argumentationsbasis genutzt.

„Erst in den letzten zehn Jahren haben wir erkannt, dass wir die Ozeane in die größte Mülldeponie der Welt verwandelt haben“, sagt der Forscher. Ein Artikel in Science schätzt, dass jedes Jahr zwischen 5 und 13 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane entsorgt werden. 5 bis 13 Millionen zu viel.

Es gibt allerdings noch keine globalen Daten darüber, wie viel Tonnen davon direkt auf die Meeresindustrien entfallen. Daher hat Deshpande, um allmählich Licht ins Dunkel zu bringen, mehrere Jahre lang Daten von Lieferanten, Herstellern, Händlern, Fischern, Abfallannahmestellen, Recyclingunternehmen und Behörden gesammelt.

Er stellt fest, dass verschiedene Hersteller die gleichen Arten von Seilen und Fanggeräten herstellen, jedoch auf unterschiedliche Weise und mit unterschiedlichen Materialien. Viele wissen nicht genau, welche Art oder wie viel Kunststoff ihre Seile enthalten.

“Wenn Sie Wasser kaufen, wissen Sie genau, wie viel Kalzium und Magnesium es enthält“

„Das Verfahren ist unterschiedlich, und bei importierten Rohstoffen fehlt häufig die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe. Wenn Sie eine Flasche Wasser kaufen, wissen Sie genau, wie viel Kalzium und Magnesium sie enthält. Beim Kauf eines Angelseils ist das nicht der Fall“, so Deshpande.

Daher fordert er im ersten Schritt ein Kennzeichnungssystem, bei dem Hersteller gezwungen sind, ihre Seile in Kategorien einzuteilen. Nach Ansicht des Forschers könne dies dazu beitragen, dass gebrauchte Seile stärker als Ressource behandelt werden.

Weitere Maßnahmen könnten sein: Forschung und Innovation für mehr Ökodesign und Wiederverwertbarkeit, intelligentere Rücknahmesysteme und verstärkte Bemühungen, die Kunststoffhersteller zur Verwendung von recycelten Materialien zu bewegen.

Man sieht bereits anhand der Forderungen, dass die Sache noch sehr am Anfang ist, während die Probleme in den norwegischen Gewässern und darüber hinaus schon weit gediehen sind.

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