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Außergewöhnliches aus Anykščiai

Litauen: Spektakulärer Münzfund verschiebt Stadtchronik um 50 Jahre nach hinten

Wenn von jetzt auf gleich ganze Teile einer Stadtchronik neu geschrieben werden müssen, kann eigentlich nur etwas Besonderes passiert sein. Im Falle der rund 10.000 Einwohner zählenden Stadt Anykščiai im Osten Litauens waren es Ausgrabungen auf dem Gelände eines alten Herrenhauses.


Bilder 1 bis 4: . (Anykščiai Arts Incubator)

Genauer gesagt glückte den Archäologen dort völlig unerwartet ein Münzfund, der historisch nicht ins Bild passte. Bislang galt in Anykščiai nämlich das 15. Jahrhundert als verbriefter Startschuss für die Entstehung einer vorstädtischen Siedlung am Ufer des Flusses Šventoji.

Aber diese Münzen stammen den Untersuchungen zufolge eindeutig aus dem 14. Jahrhundert. Und zwar aus der Ägide des litauischen Großfürsten Jogaila, dessen Macht sich über den Zeitraum von 1377 bis 1401 erstreckte.

Zufall? Bei ein paar Münzen sicherlich denkbar, aber bei einer weiteren Ausgrabung vor den Toren der Stadt fanden sich ebenfalls Artefakte, die klar dem 14. Jahrhundert zugeordnet werden konnten. Daraus leiten die Forscher ab, dass die Geschichte von Anykščiai mindestens 50 Jahre eher beginnt.

„Die Funde erlauben uns, die Entstehung von Anykščiai ein halbes Jahrhundert zu verschieben“

Dem Historiker Tomas Baranauskas von Anykščiai Arts Incubator zufolge reichten die schriftlichen Aufzeichnungen über das ehemalige Gut Anykščiai zuletzt noch bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. „Spätere Erwähnungen datieren dann auf das 16. Jahrhundert“.

Aufs Jahr genau wurde das Landgut erstmals 1442 bei einem Besuch des damaligen Großfürsten Kazimieras Jogailaitis (Sohn von Jogaila) erwähnt. Vorangegangene archäologische Untersuchungen hatten eine frühere Existenz des Gutshofs nie nachweisen können.

„Nun erlauben uns die Funde, die Entstehung von Anykščiai um rund ein halbes Jahrhundert nach hinten zu schieben“, teilte der an den Ausgrabungen beteiligte Archäologe Gintautas Zabiela gegenüber LRT.lt mit. Alles andere als gewöhnlich in der Geschichte einer Stadt.

Hintergrund: Münzfunde aus der Thronzeit Jogailas gelten in Litauen als sehr selten. Nach Ansicht der Forscher deutet der neue Fund darauf hin, dass das Herrenhaus Ende des 14. Jahrhunderts als zunächst unbefestigter Wohnsitz errichtet wurde.

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