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„Once in a lifetime“-Entdeckung in Yorkshire

England: Spätrömischer Friedhof mit 60 Skeletten auf Baugrund in Garforth ausgegraben

Bei archäologischen Voruntersuchungen auf Baugelände in der englischen Gemeinde Garforth sind vor wenigen Tagen 60 Skelette entdeckt worden. Auf dem bislang unbekannten Friedhof fanden sich auch die sterblichen Überreste einer hochrangigen Dame, die hier vor rund 1600 Jahren in einem seltenen Bleisarg beigesetzt wurde.

Fotos: West Yorkshire Joint Services / Leeds City Council

Die Stätte in der Nähe der Großstadt Leeds wird von Archäologen bereits als „einmalig“ eingeordnet, wofür neben der schieren Zahl der Gräber und der historischen Übergangszeit, aus der sie stammen, auch das in diesem einen Fall verwendete Material spricht.

David Hunter, leitender Archäologe des West Yorkshire Archaeology Advisory Service: „Bleisärge waren teuer. Die Tatsache, dass die Familie dieser Person die Kosten für die Beschaffung von Bleiplatten und das Fachwissen für die Herstellung aufbrachte, sagt uns eine Menge.“

Zudem wird angenommen, dass es sich bei den Skeletten auf dem Friedhof einerseits um spätrömische und andererseits um frühsächsische Frauen, Männer und Kinder handelte. Eine historisch außergewöhnliche Anordnung, von der sich die beteiligten Archäologen viele spannende Erkenntnisse versprechen.

„In Garforth haben wir spätrömische Gräber, die ungefähr in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind, und sächsischen Gräber, die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet sind“, beschreibt Hunter die vorgefundene Anordnung auf dem Gelände.

Die Archäologen haben die Erwartung, mithilfe der Stätte den weitgehend undokumentierten, aber historisch wichtigen Übergang zwischen dem Ende des Römischen Reiches auf britischem Boden (um 400 n. Chr.) und der Gründung der angelsächsischen Königreiche besser beschreiben zu können.

Zudem bezeichnete der Archäologe die Ausgrabung des Friedhofs als vorläufigen Höhepunkt seiner Tätigkeit: „Diese Stätte hat das Potenzial, ein Fund von enormer Bedeutung für unser Verständnis von der Entwicklung des alten Britanniens und der Grafschaft Yorkshire zu sein.“

Die weiteren Untersuchungen werden zeigen, wie wichtig der Fund ist

Für ihn ist klar: „Das Vorhandensein von zwei historisch abgrenzbaren Gemeinschaften, die ein und denselben Friedhof nutzen, ist höchst ungewöhnlich. Ob sich die Nutzung überschnitt oder nicht, wird darüber entscheiden, wie bedeutend der Fund ist.“

Der genaue Standort der Ausgrabung wird auf Wunsch des Bauträgers vertraulich behandelt. Laut BBC-Bericht wurde die archäologische Voruntersuchung durch die frühere Entdeckung spätrömischer Steingebäude und angelsächsischer Artefakte in der Nähe notwendig.

Nach Abschluss der noch laufenden Ausgrabungen werden die Überreste von Experten analysiert. Mithilfe chemischer Tests sollen Daten unter anderem zur individuellen Ernährung und Abstammung einzelner Personen auf dem Friedhof bestimmt werden.

Da etwa die Hälfte der gefundenen Skelette auf ein Ableben vor dem Erwachsenenalter schließen lässt und auch Mehrfachbestattungen festgestellt werden konnten, wird die Stätte auch auf Anzeichen tödlicher Krankheiten oder Verletzungen untersucht.

Hunter dazu: „Wir können mit archäologischen Mitteln und wissenschaftlichen Techniken viel über ihr Leben und ihre Herkunft herausfinden, aber leider werden wir nie ihre Namen erfahren.“ Dennoch, es liegen spannende Wochen vor ihm und seinem Team.

Hintergrund: Die Angelsachsen waren germanischen Ursprungs und besiedelten / beherrschten Großbritannien ab dem 5. Jahrhundert. Bereits ab Mitte des 6. Jahrhunderts war die angelsächsische Kultur auf der Insel dominant – auf Kosten der römisch-keltischen „Vorgänger“, die zu dem Zeitpunkt entweder verdrängt oder assimiliert waren.

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