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„Gleichgültigkeit der britischen Regierung“

England: Tunnelbau nahe Stonehenge weiter in der Kritik – Aktivisten reichen Petition bei UNESCO ein

Seit dieser Woche ist eine neue Runde im Streit um ein milliardenschweres Tunnelbauprojekt in der Nähe der weltberühmten Kultstätte Stonehenge eröffnet. Aktivisten haben angekündigt, bei der UNESCO eine Petition gegen den Bau einreichen zu wollen.

Darstellungen/Fotos: Highways England (www.highwaysengland.co.uk)

Führende Mitglieder von The Stonehenge Alliance (TSA) und Save Stonehenge World Heritage Site (SSWHS) wollen das Votum höchstselbst nach Paris bringen. Die UNESCO hatte zuvor gefordert, die Entscheidung über den Bau zu verschieben und den Plan zu ändern. Man ist also längst involviert.

Die Petition, die bereits 225.000 Unterschriften aus 147 Ländern erhalten hat, fordert die britische Regierung auf, die Pläne für das aus Sicht der Aktivisten „schädliche“ Projekt zu stoppen. Die Baugenehmigung wurde zunächst 2020 erteilt.

2021 kam dann aber die Aufhebung, da eine erste große Kampagne vor dem Obersten Gerichtshof erfolgreich zündete. Vor allem dem Engagement von Save Stonehenge World Heritage Site war es damals zu verdanken, dass die Bagger in der Garage blieben.

Nun allerdings die Wende, da das britische Verkehrsministerium am 14. Juli 2023 den 1,7 Milliarden Pfund teuren und 3,2 Kilometer langen Tunnel von Amesbury nach Berwick Down in der Grafschaft Wiltshire genehmigte.

Projektleiter David Bullock dazu: „Wir sind weiterhin zuversichtlich, dass dieses Projekt die beste Lösung ist, um einen seit langem bestehenden Verkehrsengpass zu beseitigen und den Reiseverkehr zu verbessern.“

Als Wald-und-Wiesen-Denkmal mag man sich Stonehenge in der Tat nicht vorstellen

Zugleich bringe der Bau den Gemeinden die „dringend benötigte Entlastung“ und kurbele „die Wirtschaft im Südwesten“ Englands an. „Letztendlich werden wir durch den Ausbau der bestehenden Straße die Landschaft von Stonehenge wieder so gestalten, wie sie ursprünglich einmal war“, sieht Bullock die Kritiker klar auf dem Holzweg.

Chris Todd, Direktor der SSWHS, hält dagegen, dass es eine „internationale Blamage für Großbritannien“ wäre, wenn die Kultstätte ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe durch den Bau verlieren würde. Als Wald-und-Wiesen-Denkmal mag man sich Stonehenge in der Tat nicht vorstellen.

„Seit der Unterzeichnung der Welterbekonvention im Jahr 1972 wurden nur drei Welterbestätten von der Liste gestrichen“, sagt Todd süffisant weiter. „Die letzte war Liverpool im Jahr 2021, was ebenfalls unter Aufsicht dieser Regierung geschah.“

Stonehenge Wiltshire Sehenswürdigkeit
Jährlich zieht es Millionen Besucher nach Stonehenge. Bleibt das auch so, wenn der Tunnel kommt? (Foto: K. Mitch Hodge)

„Es ist schon schlimm genug, ein Weltkulturerbe zu verlieren, aber zwei zu verlieren, wäre ein Versagen in Bezug auf Führung und Verantwortung für die Menschheit und zukünftige Generationen“, sieht der SSWHS-Sprecher in den vorliegenden Plänen keine Chance auf einen Kompromiss.

Im August reichte der SSWHS beim High Court laut BBC-Bericht eine weitere Klage gegen die Entscheidung der Regierung ein. Man kämpft also nicht nur auf dem Pfad der UNESCO, sondern auch national bleibt die Sache rechtlich heiß.

Das Hauptaugenmerk der Aktivisten richtet sich inzwischen aber klar nach Paris. „Wir fordern die UNESCO auf, angesichts der Gleichgültigkeit der britischen Regierung gegenüber dieser ikonischen Kulturerbestätte stark zu bleiben“, sagt John Adams, der Vorsitzende der Stonehenge Alliance.

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