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Völlig neue Erkenntnisse über Ostseehandel?

Schweden: Anstehende Ausgrabung soll Geheimnisse des Osmund-Wracks aus den 1540er Jahren lüften

Das sogenannte Osmund-Wrack liegt in den zentralen Schären vor Stockholm und gilt nicht nur bei schwedischen Meeresarchäologen als historisch einzigartig. Vor allem: Seit der Entdeckung 2017 konnten nur Teile der zahlreichen Geheimnisse des Schiffes aus dem 16. Jahrhundert gelüftet werden.

Bilder 1 bis 4: Museum of Wrecks / SMTM

Das liegt daran, dass stets das Geld für wirklich umfassende Ausgrabungen im Umfeld des Wracks fehlte. Damit waren bislang alle Tauchgänge eher Flickwerk mit mäßigem Erkenntnisgewinn. Nur zu verständlich, dass die Ungeduld der involvierten Forscher fast mit Händen zu greifen ist.

„Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Der Schiffstyp ist uns immer noch unbekannt, und es gibt noch große Bereiche des Wracks und der Ladung, die unerforscht sind“, teilte diese Woche Meeresarchäologe Jim Hansson von Vrak/SMTM mit. Jeder Tauchgang liefere neue Informationen.

Um am Wrack endlich umfassend ausgraben zu können, wurde Hanssons Team nun von einer Organisation namens „Voice of the Ocean“ mit ausreichend Kapital bedacht. Die Rede ist von rund 1,6 Millionen Schwedischen Kronen, was etwa 140.000 Euro entspricht.

Experten rechnen mit völlig neuen Erkenntnissen über den frühen Ostseehandel mit Eisen

„Dank des Geldes können wir bereits im nächsten Frühjahr damit beginnen, das Wrack umfassend zu erforschen“, sagte Hansson mit Blick auf das, was da kommt. Dass es sich lohnen wird, daran besteht nicht nur in der schwedischen Fachwelt kaum ein Zweifel.

Besonders ist das Osmund-Wrack deshalb, weil es große Mengen von Eisen als Ladung mit sich führte. Experten gehen davon aus, dass die Ausgrabungen völlig neue Erkenntnisse über den frühen Ostseehandel mit dem Metall, aber auch zu dessen Produktion liefern werden.

Bereits 2018 war vor dem Hintergrund des Wrackfundes ein internationales Forschungsprojekt zum Thema „Die Ostsee als Eisenmarkt“ gestartet worden. Anfang November wird hierzu ein mit Spannung erwarteter Workshop im estnischen Tallinn stattfinden.

„Das Geld ermöglicht es uns, die spannenden Untersuchungen am Osmund-Wrack fortzuführen“

Also genau dort, wo zuletzt ein halbwegs vergleichbares Wrack entdeckt worden ist. Ansonsten gibt es noch Beispiele aus deutschen und polnischen Gewässern – das war es. „Es ist sehr selten, solches Eisen zu finden, das internationale Interesse an unserer Forschung ist riesig“, sagt Catarina Karlsson.

Sie ist Koordinatorin für bergbaugeschichtliche Forschung am Jernkontoret, einem Interessenverband der schwedischen Stahlindustrie, und wird das Ausgrabungsprojekt gemeinsam mit Hansson leiten. „Wir sind sehr dankbar für den Zuschuss von Voice of the Ocean“, freut auch sie sich auf die Arbeit.

„Das Geld ermöglicht es uns, die sehr spannenden meeresarchäologischen Untersuchungen am Osmund-Wrack fortzuführen. Unser Forschungsplan sieht klar vor, die Ergebnisse anschließend international zu präsentieren“, schildert Karlsson die ungefähre Tragweite ihres Projektes.

Hintergrund: Das Wrack ist etwa 20 Meter lang und gut 8 Meter breit. Die noch am Meeresgrund vorhandene Ladung wird auf 30 Fässer Osmund-Eisen geschätzt. Der Bau des Schiffes wurde auf die 1540er Jahre datiert.

Der Eisenexport war damals und ist auch heute noch ein wichtiges Wirtschaftsgut Schwedens. Aber Wissen über historische Frachtschiffe, Handelsrouten und die Qualität des Eisens ist bislang rar gesät. Daher auch ruhen viele Hoffnungen auf den Ausgrabungen am Wrack, die bald anstehen.

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