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Spannender Fund in Watton

England: Wikinger-Brosche mit (falschen) arabischen Schriftzeichen bei Metalldetektor-Suche entdeckt

Ein englischer Hobby-Archäologe hat mit seinem Metalldetektor in der Gemeinde Watton eine Wikinger-Brosche entdeckt, die mit arabischen Schriftzeichen versehen ist. Ein bemerkenswertes Artefakt, das die historisch belegte Verbindung der Nordmänner in die arabische Welt untermauert.


Bild 1: Die Brosche in ganzer Pracht – mit fehlerhafter arabischer Inschrift. (Hampshire Cultural Trust)
Bild 2: Der Schöpfer kannte zwar arabische Münzen, hat aber offenbar die Schrift nicht verstanden. (Hampshire Cultural Trust)
Bild 3: Ein originaler Silber-Dirham des Kalifen Sulaiman aus dem Jahr 716 nach Christus. (Otto Nickl / CC BY-SA 4.0)

Konkret handelt es sich bei dem Fund um die Nachbildung einer Münze in Schmuckform, die aus dem 9. oder 10. Jahrhundert stammt – und im Durchmesser exakt 25,1 Millimeter misst. Es heißt, beim Norwich Castle Museum hofft man, den als solchen deklarierten Schatz erwerben zu können.

Die frühmittelalterliche Replik einer sogenannten Dirham-Fibel wurde direkt nach Bekanntwerden ihres Fundes von dem Münzspezialisten Dr. Adrian Marsden bewertet. Spannend, was dabei herausgekommen ist.

Der Produzent hatte einen Bezug zur arabischen Sprache, ohne sie zu beherrschen

Er teilte in einem Interview mit, die Brosche sei offenbar von jemandem hergestellt worden, der einen engeren Bezug zu Arabien und zur arabischen Schrift hatte, ohne sie wirklich zu beherrschen. Am wahrscheinlichsten ist damit ein geografischer Bezug.

Die Inschrift sei infolgedessen nur „teilweise zu entschlüsseln“ und in Teilen unkorrekt geprägt. „Der Schöpfer konnte auf Arabisch wohl nicht lesen und schreiben. Und wenn man die Schrift nicht versteht, macht man Fehler“, urteilt Marsden.

Die Inschrift würde jedoch erkennbar auf einer islamischen Standardformel beruhen, die im Kern besagt, dass es keinen Gott außer Allah gibt. Oder keinen ihm gleichen Gott.

Zudem ist sich der Fachmann sicher: Bei dem Fund handelt es sich um eine Brosche, die nach dem Vorbild einer Münze hergestellt bzw. geprägt wurde. Ganz im Gegensatz zu einer Münzbrosche, bei der ein existierendes Geldstück zu Schmuck umfunktioniert worden wäre. Beides gängig in jener Zeit.

Doch was genau hat es mit dem arabischen Bezug auf sich? Zunächst einmal ist dazu zu sagen, dass der (wirtschaftliche) Kontakt zwischen der arabisch-muslimischen Welt und der Welt der Wikinger seit langem belegt ist. Daher wurden schon viele arabische Münzen in Nordmann-Gräbern gefunden.

Über die Flusssysteme Russlands und der Ukraine aus Nahost nach Skandinavien – und England?

„Die Wikinger zogen sehr viel umher, sodass es nicht allzu überraschend ist, arabische Repliken bis nach England zu finden. Wenn man sich die Funde an Wikingerstätten ansieht, ist die kulturelle Bandbreite der Artefakte unglaublich groß“, so Marsden.

Sehr wahrscheinlich kam die Brosche über die Flusssysteme in Russland und der Ukraine aus islamischen Ländern nach Skandinavien. „Von dort wird sie dann mit den Wikingern nach England gekommen sein“, mutmaßt Marsden laut einem BBC-Bericht.

„Es gibt alle möglichen seltsamen Dinge, die man im Zusammenhang mit den Wikingern findet“, fügte der Wissenschaftler hinzu. Was wäre das Feld der Archäologie nur ohne die Wikinger? Jedenfalls auf europäischem Boden – und in Teilen darüber hinaus.

Hintergrund: Der Dirham ist eine arabische Währungseinheit, die bis heute in Staaten wie Marokko, Libyen oder eben den Vereinigten Arabischen Emiraten in Umlauf ist. Historisch gesehen war der Dirham die Silbereinheit des arabischen Münzsystems – eingeführt im Jahr 698/699 nach Christus.

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