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„Verfallsdatum“ deutlich überschritten

England: Mosaikfund aus 5. Jahrhundert in Chedworth-Römervilla ist Historikern ein Rätsel

Mithilfe hochmoderner Analysemethoden konnten englische Archäologen vor wenigen Wochen einen prächtigen Mosaikfund in der berühmten Chedworth-Römervilla datieren. Den Angaben zufolge wurde das Werk im 5. Jahrhundert in den Boden des einstigen Prachtbaus verlegt.

Damit wäre dieses Geheimnis nach gut dreijähriger Forschungsarbeit gelüftet. Endlich. Doch die Datierung wirft nun völlig neue Fragen auf, da der ermittelte Zeitraum partout nicht in das bisherige Bild der Historiker passen will.

Konkret: Das Mosaik gilt seit Abschluss der Analyse als das bis dato einzige seiner Art, das auf britischem Boden im 5. Jahrhundert gefertigt wurde. Also in jener Übergangsepoche, die überregional das Ende der römischen Herrschaft und den Start der angelsächsischen Ära markierte.

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Archäologische Untersuchungen des Mosaiks zeigen, dass der Gutshof wohl auch in vermeintlich schwierigen Zeiten prosperierte. (Foto: National Trust)

Begleitend herrschten auf der Insel wirtschaftlich schwierige Zeiten, weshalb unter Historikern die Ansicht weit verbreitet ist, dass in dieser Phase nicht nur einst prosperierende Städte, sondern auch römische Villen wie diese dem Ruin geweiht waren. Eigentlich.

Oder anders ausgedrückt: Die als noch relativ unerforscht geltende Periode (Dunkles Zeitalter) rund um das Ende der römischen Herrschaft in Britannien stand bei Historikern bislang nicht im Verdacht, ein Quell architektonischer Hochkultur zu sein.

Dieser Meinung waren auch die Archäologen des National Trust, die in Chedworth die Untersuchung leiteten. Doch nach den neuen Bodenproben, die unter dem Mosaik entnommen wurden, ist nun klar, dass die Fliesen nicht vor 400 nach Christus verlegt worden sein können.

Chedworth-Villa eine der prächtigsten, die je in Großbritannien entdeckt wurde

Das macht die Stätte nun zu einer Art Leuchtturm-Beispiel dafür, dass das hochentwickelte, prosperierende Leben auf einem Gutshof römischer Bauart auch noch Jahrzehnte nach seinem vermeintlichen „Verfallsdatum“ weitergehen konnte.

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Die römische Villa von Chedworth dürfte im römischen Britannien in puncto Größe und Pracht nahezu einzigartig gewesen sein. (Foto: National Trust)

Wäre es anders gewesen, so die Logik, hätte hier niemand in ein Mosaik dieser Qualität und Größe investiert. „Unsere Analysen untermauern tatsächlich, dass es sich um ein Werk aus dem 5. Jahrhundert handelt“, teilte der National Trust in einem Pressestatement mit.

Die römische Villa von Chedworth ist eine der größten und prächtigsten, die je in Großbritannien entdeckt wurde. Die Datierung des Mosaiks gelang letztlich, indem geklärt wurde, wann die Erdpartikel unter den Fliesen zuletzt Sonnenlicht ausgesetzt waren.

Im nächsten Schritt verfolgt der Trust laut BBC das Ziel, die Forschung auch auf andere archäologische Stätten in der Region auszuweiten. „Dies wird unsere Daten aus dem 5. Jahrhundert in Chedworth in einen neuen Kontext stellen“, so der Trust weiter.

Man hofft, hierdurch völlig neue Erkenntnisse zu erlangen, wie das Leben in diesem Dunklen Zeitalter nicht nur in Chedworth, sondern auch in der Gemeinschaft der Villen und Städte aussah, die den Ort umgeben. Die Überreste der Römervilla liegen etwa 25 Kilometer südöstlich von Gloucester.

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