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In mehrerlei Hinsicht einzigartig

5.500 Jahre altes Steinkammergrab in Schweden: Ungeöffnet entdeckt – aber wo sind die Knochen?

Erste Analyseergebnisse bestätigen, dass ein in der schwedischen Gemeinde Tiarp ausgegrabenes Steinkammergrab zu den ältesten in Skandinavien zählt. Die neolithische Stätte stammt sehr wahrscheinlich aus der Zeit um 3.500 vor Christus.

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Bei den Ausgrabungen im Sommer 2023 wurde das Grab nach 5.500 Jahren erstmals geöffnet. (Foto: Universität Göteborg)

Im Sommer 2023 öffneten Archäologen der Universität Göteborg und der Universität Kiel den sogenannten Dolmen. Die beteiligten Forscher gehen davon aus, dass das Grab seit der Steinzeit unangetastet geblieben ist. Ein durch und durch bemerkenswerter Fund.

Mysteriös macht ihn aber etwas anderes: Beim Öffnen fehlten nämlich mehrere Skelett-Teile, allen voran Schädel und Oberschenkelknochen. „Wir wissen nicht, ob das mit Bestattungsritualen zu tun hat. Oder was sonst dahintersteckt“, teilte Karl-Göran Sjögren von der Universität Göteborg mit.

Fakt ist, dass die Forscher aus der Grabkammer Knochen von Händen und Füßen, Fragmente von Rippen und Zähne bergen konnten. Nur fehlten eben die großen Teile der enthaltenen Skelette, was in Fachkreisen als absolut außergewöhnlich gilt.

„Dies unterscheidet sich klar von dem, was wir normalerweise in Megalithgräbern, also steinernen Grabkammern aus der Jungsteinzeit, sehen“, erklärt Sjögren. „Normalerweise handelt es sich bei fehlenden Knochen eher um kleinere Gliedmaßen von Füßen und Händen.“

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Ein Teil des Steinkammergrabes, in dem etwa 12 Menschen bestattet wurden. (Foto: Universität Göteborg)

Als gesichert gilt hingegen, dass in der Grabkammer einst mindestens zwölf Menschen beigesetzt wurden. Darunter Kleinkinder und ältere Menschen, wobei den Archäologen noch nicht klar ist, warum sie verstorben sind.

Keine Hinweise, die auf einen gewaltsamen Tod hindeuten

„Wir haben keine Verletzungen an den begrabenen Personen gesehen, also gehen wir nicht von einem gewaltsamen Tod aus. Wir untersuchen nun weiter die DNA in der Hoffnung, Hinweise auf mögliche Krankheiten zu erhalten“, schildert Sjögren.

Die Gegend um Falköping ist seit langem für die Präsenz vergleichbarer Grabstätten bekannt. Die Landwirtschaft erhielt dort etwa 4000 v. Chr. Einzug, also rund 500 Jahre vor der Errichtung des Dolmen in Tiarp. Aller Wahrscheinlichkeit waren es Bauern, die hier bestattet wurden.

„Sie lebten vom Getreideanbau, von der Tierhaltung und konsumierten Milchprodukte“, sagt Sjögren. „Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die DNA in den Knochen gut erhalten ist. Wir werden also in der Lage sein, die familiären Beziehungen zwischen den Begrabenen zu rekonstruieren.“

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Viele Fragen sind noch ungeklärt. Vor allem die, was mit großen Teilen der Skelette passiert ist. (Foto: Universität Göteborg)

In der Region gibt es laut einer Veröffentlichung auf EurekAlert! mehr als 250 Steinkammergräber. „Aber dieses hier ist etwa 150 bis 200 Jahre älter als die anderen – definitiv eines der ältesten vergleichbaren Gräber in Schweden und ganz Skandinavien“, ist sich Sjögren sicher.

Und es gibt noch etwas, das dieses Steingrab einzigartig macht. Es ist die Art und Weise, wie es gebaut ist. „An jedem Ende gibt es eine kleine Nische, auch das hatten wir bei den Gräbern in der Region bislang noch nicht“, sagt Sjögren. Es gibt noch einiges zu erforschen in Tiarp, wie es scheint.

Hintergrund: Die Grabstätte in Tiarp bei Falköping wurde erstmals 1929 entdeckt. Damals wurde es von Archäologen äußerlich untersucht, aber nicht geöffnet. Die Ausgrabung im Sommer 2023 gilt quasi gesichert als das erste Mal, dass die Stätte nach 5.500 Jahren erstmals wieder geöffnet wurde.

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