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„Rätselhafte Unterwasserwelt“

Norwegen: Wissenschaftler identifizieren „völlig neuen“ Tiefsee-Tintenfisch in der Barentssee

In den arktischen Gewässern lebt in einer Tiefe von etwa 2.500 Metern ein Tiefsee-Tintenfisch, der in einer aktuellen Studie des Norwegischen Instituts für Meeresforschung (Havforskningsinstituttet) als neue Art beschrieben wird.

Tintenfisch 1
Der neue Krake „Muusoctopus aegir“ wurde erstmals wissenschaftlich beschrieben. (Foto: Svanhildur Egilsdóttir / HAFRO)

Sein Name bzw. seine Bezeichnung lautet Muusoctopus aegir. Er scheint weit verbreitet zu sein – von Island entlang des Kontinentalhangs vor Norwegen bis hoch in den Norden Spitzbergens – und ist ein Paradebeispiel dafür, wie groß die Wissenslücken über das Leben in der Tiefsee noch immer sind.

Im vergangenen Herbst wurde der Krake erstmals wissenschaftlich beschrieben. Ausgangspunkt war eine Ökosystem-Kreuzfahrt in die Barentssee, auf die sich ein Team des Instituts für Meeresforschung Jahr für Jahr begibt, um wissenschaftlich im Bilde zu bleiben.

„Die Entdeckung und wissenschaftliche Identifizierung neuer Arten ist enorm wichtig. Sonst könnten wir sie verlieren, bevor wir überhaupt wissen, dass es sie gibt“, schildert Meeresökologin Lis Lindal Jørgensen. Sie ist eine der Autorinnen der Studie.

Die Meeresforscher vermuteten schon seit 2012, es mit einer neuen Tintenfischart zu tun zu haben. Aber es braucht Zeit, um genügend Individuen, genügend Daten und genügend Details zu sammeln, um sicher zu sein. Das ist nun offensichtlich geschehen.

“Aber dann: Ein Tintenfisch, der nicht ins bekannte Muster passt“

Den Alltag an Bord beschreibt die Forscherin in einem Interview fast als etwas Technisches. „Während die Wellen gegen den Bug schlagen, stehen wir als Team unermüdlich am Fließband und sortieren die mit dem Schleppnetz eingebrachten Arten.“

Dabei tauchten immer wieder die gleichen Arten auf, mal größer, mal kleiner. Alles werde auf einem Sortiertisch unter Deck registriert und begutachtet. Aber selten, sehr selten käme es eben doch vor, dass ein Teil des Fanges den Beobachtern förmlich ins Auge springe. Jørgensen beschreibt:

Tintenfisch 2
Während der Expeditionsreisen wird der Fang unter Deck fast wie am Fließband untersucht. (Foto: Erlend Astad Lorentzen)

„Eine Lodde nach der anderen, ein Hering nach dem anderen, aber dann: Ein Tintenfisch, der nicht ins bekannte Muster passt. Seine Arme scheinen etwas länger, die Farben etwas anders, und der Krake hatte unerwartet viele Saugnäpfe.“

Jørgensen sagt, über viele Jahre hinweg an solchen Expeditionen teilgenommen zu haben. An solche Überraschungen im Schleppnetz könne sie sich aber nicht gewöhnen. „Das sind unglaubliche Momente, die mich fast in die Knie zwingen“, schildert sie.

Den Forschern ging bereits der nächste bislang unbekannte Krake ins Netz

In diesem Fall war es eben Muusoctopus aegir, ein mit bis zu 23,5 Zentimetern Körperlänge relativ kleiner Oktopus. Er ist bräunlich gefärbt, mit einem helleren Bereich am Bauch und einem weißen Bereich um das Maul.

„Die Länge und Breite der Körperteile sowie die Anzahl der Saugnäpfe an den Armen unterscheiden sich von anderen bekannten Tintenfischen. Alles in allem zeigt das Gesamtbild, dass Muusoctopus aegir eine völlig eigenständige Art ist“, sagt Jørgensen in einem Beitrag des Instituts.

Interessanterweise ging den Forschern bereits der nächste bislang unbekannte Krake ins Netz. Er wird vorläufig als Muusoctopus sp. bezeichnet. Aber auch hier fehlen noch genügend Exemplare, um zu bestimmen, wo im „Stammbaum“ er seinen genauen Platz hat.

„Er ist wahrscheinlich eine Variante von Muusoctopus aegir und keine eigene Art, aber wir haben nicht genug Daten, um das mit Sicherheit sagen zu können“, blicken Jørgensen und ihr Team schon jetzt mit Spannung auf die nächsten Expeditionen. In die „rätselhafte Unterwasserwelt“ wie sie sagt.

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