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Ostseehafen und internationale Fährverbindung

Hafenstadt Klaipeda: das maritime Tor Litauens

Es ist keineswegs vermessen, die rund 170.000 Einwohner zählende Stadt Klaipeda als Litauens Tor zur Welt zu bezeichnen. Denn anders als die weit im Landesinneren gelegenen Metropolen Vilnius und Kaunas verfügt Klaipeda durch seinen Ostseehafen über einen direkten Anschluss an das internationale Seehandelsnetz.

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Kleiner Binnenhafen in Klaipeda mit modernisierten Altbauten und Restaurants. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)
Bereits 1254 wurde Klaipeda Hanse-Mitglied, 1257 erfolgte mit der Verleihung des „Lübecker Stadtrechts“ die offizielle Gründung.

Auch touristisch vermag die im Deutschen ehemals „Memel“ genannte Stadt aus ihrem Hafen enormes Kapital zu schlagen. Zahlreiche internationale Fährverbindungen steuern den Westen Litauens an, sodass sich in Klaipeda vor allem der Tagestourismus zu einem wichtigen ökonomischen Eckpfeiler entwickeln konnte.

Hiervon profitiert die gesamte litauische Ostseeküste, deren Strände maßgeblich durch in Klaipeda an Land gehende Badetouristen besucht werden.

Anreize für einen Besuch der Stadt selbst sind ebenfalls gegeben: So verfügt Klaipeda über eine mittelalterlich strukturierte Altstadt, die mit ihrer Fachwerkarchitektur aus dem 18. und 19. Jahrhundert durchaus zu beeindrucken weiß.

Etwas außerhalb kann man sich im Gegensatz dazu (noch) vom einheitlichen Beton-Charme des Sozialismus überzeugen. Seit Anfang der 1990er Jahre verleiht die neu gegründete Universität der Stadt zusätzliches internationales Flair.

Badetouristisch profitiert Klaipeda in hohem Maße durch seine Nähe zur Kurischen Nehrung, die einen kräftigen Steinwurf vor der Stadt beginnt und sich auf einer Länge von rund 100 Kilometern bis in die russische Exklave Kaliningrad (Königsberg) erstreckt.

In der gesamten Region um Klaipeda lassen sich strahlend weiß schimmernde Sandstrände finden, an denen sich auch an heißen Sommertagen ein ruhiges Plätzchen finden lässt.

Kulturfreunde kommen in der langgezogenen Küstenmetropole ebenfalls auf ihre Kosten. Seit Mitte der 30er Jahre findet jeden Juli das sogenannte „Meerfest“ statt, bei dem sich u. a. Kunst und Handwerk aus der Region den Besuchern präsentieren.

Die kulturellen Einflüsse der Ostsee kommen zusätzlich durch ein Meeresmuseum samt Aquarium zum Ausdruck. Historisches ist im zentral gelegenen Museum Kleinlitauens ausgestellt.

Hinzu kommen ein Uhrenmuseum, ein Schmiedmuseum und die jedes Jahr Anfang Juni stattfindenden internationalen Jazz-Festspiele.

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Uraltes litauisches Brauchtum? Frisch gekürte Ehemänner legen gleich mal Hand an und tragen ihre Gattinnen im Zentrum von Klaipeda über die Börsenbrücke. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)

Die Geschichte von Klaipeda – Handel, Bedrohung und Blüte

Wie so oft im Baltikum bildete auch in Klaipeda der Bau einer Festungsanlage den Grundstein für eine Stadt. Denn erst im Schatten der Memelburg (erbaut durch den Livonischen Orden) hofften die Bewohner Klaipedas Schutz vor feindlichen Übergriffen zu finden, die meist vom Meer aus drohten.

1252 wurde die Stadt gegründet, um sich in der Folge zu einem prosperierender Seehafen zu entwickeln.

Durch die Hanse-Mitgliedschaft, vollzogen gleich nach der Stadtgründung (ab 1254), entstanden schnell enge wirtschaftliche Beziehungen bis weit in den Westen Europas hinein. Die architektonischen und kulturellen Einflüsse dieser Zeit haben in Klaipeda bis heute deutlich sichtbare Spuren hinterlassen.

Politisch gehörte die Stadt jahrhundertelang dem deutschen Machtbereich an, bis sich die Region 1923 mithilfe des Versailler (Nachkriegs-)Vertrags vollends loslöste.

Vor allem für Preußen hatte die Hafenstadt einen übergeordneten Stellenwert – zunächst als nordöstliche Grenzstadt, später sogar kurzzeitig als Hauptstadt-Ersatz für das 1807 durch napoleonische Truppen eingenommene Berlin.

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Historischer Stadtplan Klaipedas auf Hauswand in der Altstadt. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)
Im deutschsprachigen Raum trug Klaipeda übrigens für lange Zeit den Namen „Memel“.

Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen rasanten ökonomischen Aufschwung. Grund hiefür war neben dem ohnehin längst etablierten Hafen der Anschluss an das regional-übergreifende Eisenbahnnetz.

Wohlstand und Bildung machten sich in Klaipedas historischer Altstadt breit, und viele der bis heute erhaltenen Fachwerkhäuser wurden errichtet. Diese verleihen der Altstadt ihren Charme.

Glücklicherweise konnte dem Stadtbild auch ein Großbrand im Jahr 1854 keinen nachhaltigen Schaden zufügen, was sich heute aus ökonomischer bzw. touristischer Sicht bezahlt macht.

Zu nennen ist beispielsweise die Aukstoji Straße (Aukštoji gatvė), die mit ihren alten Warenhäusern aus dem 18. Jahrhundert für großes Interesse sorgt.

Zusätzliches Flair vermittelt die 1991 eröffnete Universität, die sich – wahrlich sehenswert – in einer ehemaligen preußischen Kaserne aus roten Ziegelsteinen niedergelassen hat. Der neu-gotische Komplex war im Verlauf des 19. Jahrhunderts errichtet worden.

Letztmals in deutscher Hand befand sich Klaipeda im 2. Weltkrieg, als Hitlers Truppen bis weit in den europäischen Osten vordringen konnten.

Eine weitere und bis heute letzte Periode fremdländischer Bevormundung folgte umgehend, als die Stadt bis Anfang der 90er Jahre unter sowjetrussischem Protektorat stand.

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Für viele Besucher der erste Eindruck von Klaipeda und Litauen: Fährankunft im Hafen – rechts davon die Kurische Nehrung. (Foto: A. Knappe, Nordisch.info)

sh

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