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Gefahr für marines Ökosystem

Dänemark: Wissenschaftler beunruhigt wegen explosionsartiger Vermehrung von Rippenquallen

Die ursprünglich aus dem Westatlantik stammende Rippenqualle – Mnemiopsis leidyi – hat schon vor Jahren den Sprung in die Ostsee geschafft. Das verwundert erstmal nicht, denn sie gehört zu den erfolgreichsten invasiven Tierarten weltweit.

Rippenqualle
Leuchtend schön, aber potenziell hoch gefährlich fürs Ökosystem der Ostsee: die Rippenqualle. (Foto: Kevin Raskoff)

Aber: Nun geht die Forschung davon aus, dass sich die Qualle durch die zuletzt milden Winter auch in unseren Breitengraden geradezu explosionsartig vermehrt hat. „Wir messen nun zehnmal so viele wie vor 15 Jahren“, sagt Cornelia Jaspers, leitende Forscherin beim National Institute of Aquatic Resources (DTU Aqua) in Dänemark.

Biologische Invasionen können schnell zu einer Bedrohung für die Artenvielfalt werden. Denn wenn sich nicht einheimische Arten in neue Lebensräume vorarbeiten, kann dies zur Verdrängung angestammter Arten und zum Kippen bestehender Ökosysteme führen.

Wie andere invasive Tierarten ist auch die Rippenqualle sehr wahrscheinlich durch menschliches Handeln aus ihrer amerikanischen Heimat nach Europa gekommen. Sozusagen als Brücke über den Ozean dürften Schiffsrümpfe oder das Ballastwasser von Schiffen gedient haben.

Hier angekommen, konnte sich Mnemiopsis leidyi aufgrund seiner Robustheit schnell etablieren. Eine natürliche Barriere für ihre Verbreitung wäre eiskaltes Wasser, aber davon gibt es derzeit eben nicht genug rund um Dänemark.

Es besteht die Gefahr, dass die Qualle den Fischen die Nahrung streitig macht

„In der Folge haben wir wirklich große Probleme in der Nordsee, im Wattenmeer, im Kattegat und in der südwestlichen Ostsee bis hin nach Bornholm, in allen dänischen Gewässern“, bewertet Jaspers die aktuelle Situation.

Der Kern des Ganzen: Die Rippenqualle frisst das gleiche kleine Plankton wie Heringe und Sprotten. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie den Fischen die Nahrung mehr und mehr streitig macht. Je mehr Quallen, desto streitiger natürlich. Und raus aus dem System gehen sie nicht mehr, dafür scheint es zu spät.

Die bis zu zehn Zentimeter großen Tiere mit „eingebautem“ Leuchteffekt sind individuell nicht nur äußerst robust, sondern können auch bis zu 3000 Eier pro Tag produzieren. Das sind die Schlüssel zu ihrer Wachstumsgeschichte.

Wie das dann in der Praxis im schlechtesten Falle ablaufen kann, hat sich in den 1980er Jahren im Schwarzen Meer gezeigt. Auch hier fasste die Rippenqualle zunächst Fuß, vermehrte sich drastisch und drehte schließlich das marine Ökosystem auf links, indem sie die Bestände vieler Fische und kleiner Meerestiere massiv dezimierte.

“Wenn man nachts schwimmen geht, wird man feststellen, wie stark sie leuchten“

Die Forscher aus Dänemark haben die Anzahl der Rippenquallen im November gemessen, die Zahlen sind also aktuell. Nicht bekannt ist hingegen bis dato, welche Faktoren abseits der Wassertemperatur noch zu einer Dezimierung der Quallen beitragen könnten.

So ist auch unklar, in welchem Umfang sie auf dem Speiseplan von einheimischen Fischen wie dem Hering oder der Makrele stehen. „Das wissen wir noch nicht, aber wir untersuchen es gerade im DTU“, sagte Jaspers nun gegenüber DR.dk.

Eine Gefahr für den Menschen stellen die Quallen indes nicht dar. Ganz im Gegenteil, sie sind aufgrund ihrer illuminierenden Eigenschaften ein Faszinosum, gerade abends und nachts ist der Leuchteffekt am größten.

„Wenn man nachts schwimmen geht, wird man feststellen, wie stark sie leuchten. Sie sind wunderschön“, sagt Cornelia Jaspers – als Privatperson. Als Wissenschaftlerin hingegen fällt ihr Fazit komplett anders aus.

Unser QUIZ zum Thema Dänemark

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