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„In Nordjütland noch nie gesehen“

Dänemark: Wikingerhalle aus Herrschaftszeit Harald Blauzahns entdeckt

Dänische Archäologen haben in Nordjütland die Überreste einer riesigen Versammlungshalle freigelegt, deren Bau ersten Analysen zufolge auf die Herrschaft des Wikingerkönigs Harald Blauzahn (958 bis 986 n. Chr.) zurückreicht.

Foto 1: Ort der Ausgrabung in Hune / Nordjütland. (© Nordjyske Museer)
Foto 2: Die Grundfläche der Halle als Luftaufnahme. (© Nordjyske Museer)
Foto 3: Der für die Datierung herangezogene Runenstein in der Kirche von Hune. (© Nordjyske Museer)
Foto 4: Die Halle dürfte der bekannten Winkingerburg Fyrkat geähnelt haben. (© Nordjyske Museer)

Eine regionale Sensation, mindestens, wie Grabungsleiter Thomas Rune Knudsen vom Nordjyske Museer vor wenigen Tagen mitteilte: „Das ist der größte wikingerzeitliche Fund dieser Art seit mehr als zehn Jahren. Und hier in Nordjütland haben wir so etwas noch nie gesehen.“

Wie so häufig wurde die Entdeckung zufällig bei Bauarbeiten gemacht. Diesmal ging es um ein Einfamilienhaus in der Nähe von Hune, einem Dorf in der Gemeinde Jammerbugt, das weit oben im Norden Dänemarks liegt.

Der von den Entdeckern explizit als Wikingerhalle bezeichnete Bau maß zu „Lebzeiten“ bis zu 40 Meter in der Länge und etwa 8 bis 10 Meter in der Breite. Getragen wurde die Dachkonstruktion von mächtigen Eichenpfählen, die einen rechteckigen Querschnitt von rund 90×50 Zentimetern hatten.

Wahrscheinlich diente die Halle vor über 1000 Jahren der gehobenen Gesellschaft nicht nur als politischer Treffpunkt, sondern auch dem Empfang wichtiger Gäste. Es heißt, der Bau erinnere an die Strukturen der Ringburgen von Harald Blauzahn, darunter Fyrkat in Hobro oder Aggersborg in Aggersund.

„Wir hatten bislang nur die Möglichkeit, einen Teil des Fundaments auszugraben“, sagte Knudsen, der davon ausgeht, dass etwas östlich „wohl noch mehrere Bauten“ versteckt sind. Der Archäologe weiter: „Ein Hallenbau dieser Art stand so gut wie nie allein.“

War Runulv Herr des Hauses? Und war er ein Bekannter Harald Blauzahns?

Vor allem ein Runenstein in der Nähe der Ausgrabungsstätte diente den beteiligten Experten bei der vorläufigen Datierung der Halle. Und auch bei der Suche nach den möglichen Erbauern könnte das etwa anderthalb Meter hohe Monument in der Kirche von Hune entscheidend helfen.

Denn gewidmet ist der Stein einer in der Region damals offensichtlich hoch angesehenen Persönlichkeit namens Runulv, der wiederum laut Knudsen ein möglicher Bekannter Harald Blauzahns war.

Der Stein, von dem es heißt, dass ihn Runulvs Nachkommen Hove, Thorkild und Thorbjørn ursprünglich an einem alten Pfad zwischen Hune und Jetsmark gesetzt haben könnten, wurde auf den Zeitraum zwischen 970 und 1020 datiert.

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Die ungefähre Lage der gefundenen Wikingerhalle in Hune hoch im Norden Dänemarks. (Eigene Darstellung)

„Es ist natürlich schwierig zu beweisen, dass die gefundene Halle der Familie von Runulv gehörte, aber es ist eine realistische Möglichkeit. Nicht zuletzt stehen der Runenstein und die Halle für dieselbe soziale Klasse, beides repräsentiert die Elite der damaligen Gesellschaft“, sieht Knudsen eine plausible Verbindung.

Um mehr Klarheit zu erhalten, werden die Grabungen an der Stätte in wenigen Wochen fortgesetzt. Organische Überreste sollen dann auch speziellen Analyseverfahren unterzogen werden, um die Datierung zu verfeinern. Ergebnisse der Untersuchung werden voraussichtlich Ende 2023 publiziert.

Die Fachwelt und Fans des Genres werden sich also noch ein wenig gedulden müssen. Aber schon jetzt ist klar, dass im Norden Dänemarks eine ganz besondere Entdeckung gemacht worden ist. Den Originaltext zum Fund hat das Nordjütland-Museum unter diesem Link veröffentlicht.

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